Zurzeit dominiert die Diskussion um die Reduktion der Treibhausgasemissionen nahezu täglich die Schlagzeilen. Einen breiten Raum nimmt dabei die Zukunft der Automobil- bzw. der Transportwirtschaft allgemein ein. Keine Frage, dass sich die E-Mobilität eher früher als später durchsetzen wird, bis dahin gilt es jedoch, die derzeit produzierten Abgase nicht nur zu vermindern, sondern sie auch so schadstoffarm wie möglich zu halten.
Unter anderem werden weniger Verbrauch, hybride Motoren und erneuerbare Treibstoffe immer wieder in diesem Zusammenhang als Lösungen genannt. Johannes Schmuckenschlager, Obmann der "Plattform Erneuerbare Kraftstoffe“ beim Neujahrsempfang der PEK (LEADERSNET berichtete) dazu: "Nicht zuletzt aufgrund der nur mehr sehr kurzen verbleibenden Zeitspanne bis 2030 bedarf es schnell umsetzbarer und vor allem breitenwirksamer Maßnahmen. Eine solche ist die ambitionierte Steigerung der biogenen Kraftstoffbeimischung in allen Bereichen."
Innovative Produkte im Sinne der Nachhaltigkeit
Ein österreichisches Unternehmen, die Münzer Bioindustrie aus Sinabelkirchen in der Steiermark, sammelt Altspeiseöle und produziert daraus jährlich zirka 220.000 Tonnen Bio-Diesel. Damit liefert der Familienbetrieb einen wesentlichen Beitrag zur CO₂-Reduktion. Aus gebrauchtem Öl entsteht eins zu eins Bio-Diesel, mit einer effektiven Einsparung von drei Kilogramm CO₂ pro Liter.
Anlieferung des Alt-Speisefetts an den "Used Cooking Oil Collection Point" im Wiener Ölhafen Lobau © LEADERSNET/R. Brunhölzl
Größte Biodiesel-Produktionsanlage Österreichs
Im Wiener Ölhafen Lobau betreibt Münzer, neben einer zweiten Anlage im steirischen Paltental, die größte heimische Biodiesel-Produktionsanlage mit einem Volumen von 140.000 Tonnen Biodiesel jährlich. Vorrangiges Ziel des Unternehmens ist die Dekarbonisierung des Verkehrs- und Transportsektors sowie nachhaltiges Wirtschaften mit den verfügbaren Ressourcen nach dem Firmen-Credo "Vom Abfall zur Energie".
Täglich kommen die Altöle per Lkw, Transporter, Eisenbahnwaggons und sogar auf Schiffen zur 2022 vergrößerten Anlage mit dem 2.000 Quadratmeter umfassenden "Used Cooking Oil Collection Point" am Ölhafen Lobau in Wien.
In der Fettaufbereitungsanlage werden 430 Behälter sowie 85 große Kübel aus der Gastronomie pro Stunde entleert und gesäubert. In Summe bereiten 14 Mitarbeiter jährlich 45.000 Tonnen Altspeiseöle sowie zugekaufte technische Pflanzenöle, die nicht im Lebensmittelbereich verwendet werden, für die Produktion von Biodiesel auf.
Altspeisefettsammlungen – Sammelstellen in Österreich
"Unser Ziel ist es, so viel Altspeisefett wie möglich zu sammeln, damit es nicht in der Kanalisation landet und so die Umwelt noch stärker belastet", erklärt Geschäftsführer Ewald-Marco Münzer. Mit starken Partnern wie der OMV oder McDonald’s, aber auch mit bewusstseinsstärkender Aufklärungsarbeit will das Unternehmen Altspeisefett zum Sammelprodukt aufwerten, gleich wie Bio, Glas, Plastik oder Papier.
Sammelbehälter für das Altspeisefett © LEADERSNET/R. Brunhölzl
Die OMV setzt den von Münzer produzierten Bio-Diesel in der Raffinerie Schwechat zur Reduktion des CO₂-Fußabdrucks der Dieselkraftstoffe ein. Ein wichtiger Schritt für die OMV, um 2050 CO₂-neutral zu sein.
"In Wien werden bis zu 90 Prozent des Altspeisefetts von Privathaushalten unsachgemäß entsorgt. Mit den Sammelbehältern an 17 Wiener OMV-Tankstellen haben Privatpersonen eine weitere Möglichkeit, Altspeisefett fachgerecht zu entsorgen und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten", so Gernot Gollner, Leiter des OMV Tankstellengeschäfts in Österreich.
Der österreichische Systemgastronomie-Marktführer McDonald’s sammelte unter dem Motto "Vom Restaurant in den Tank" allein 2021 über 910 Tonnen Altspeiseöl. Der daraus gewonnene Biodiesel treibt wiederum die LKWs des McDonald’s Logistikpartners HAVI an, mit denen die McDonald’s Produkte österreichweit ausgeliefert werden. Allein durch diese Kooperation konnten mehr als 2.400 Tonnen CO₂ in einem Jahr eingespart werden.
"Als Marktführer der heimischen Systemgastronomie ist uns der sorgsame Umgang mit unseren Ressourcen besonders wichtig. Deshalb arbeiten wir laufend daran, unseren Energieverbrauch zu reduzieren. Mit der Münzer Bioindustrie und HAVI Logistics stehen uns zwei Partner zur Seite, die gemeinsam mit uns Verantwortung übernehmen und uns auf unserem konsequenten Nachhaltigkeits-Weg begleiten", so Nikolaus Piza, Managing Director von McDonald’s Österreich.
Wärme aus Altspeiseöl
Der von Münzer produzierte Biodiesel ist jedoch nicht nur in der Mobilität einsetzbar. Die Fernwärme Weiz geht im Sinne der Kreislaufwirtschaft einen völlig neuen innovativen Weg und setzt in Zukunft erstmals in ganz Österreich ein von der Münzer Bioindustrie aufbereitetes Altspeiseöl für die Wärmeerzeugung ein. Dafür installierte die Fernwärme Weiz den ersten Fame-Bioöl-Kessel in Österreich (LEADERSNET berichtete).
www.muenzer.at
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