Trotz der angespannten geopolitischen Lage und negativen Einflussfaktoren wie die steigenden Kosten des alltäglichen Lebens dürfte der Aufschwung in der Reisebranche nahtlos weitergehen. Untermauert wird diese Einschätzung durch den aktuellen globalen Bericht des "Mastercard Economics Institute" hervor. Der "Travel Trends 2024" umfasst 74 Märkte, einschließlich Europa, und basiert auf einer Analyse von aggregierten und anonymisierten Transaktionsdaten sowie Datenquellen von Drittanbietern. Laut dem Kreditkartenanbieter gibt der Bericht einen detaillierten Einblick in die wichtigsten Reisetrends in Europa für 2024 und darüber hinaus.
Europäischer Tourismus boomt dank Amerika
Den Ergebnissen zufolge entwickelt sich der Tourismus in europäischen Ländern weiterhin überdurchschnittlich gut, teilweise angetrieben durch Reisende aus Nordamerika. Die Reisebranche in Europa zeige sich als einer der widerstandsfähigsten Sektoren innerhalb der europäischen Wirtschaft, heißt es der Analyse. Trotz Inflation und höherer Zinssätze nach der Pandemie sei die Nachfrage nach Reisen stark geblieben. Die Zahl der Übernachtungen in Europa belief sich im Jahr 2023 auf 2,68 Milliarden Euro, verglichen mit 2,65 Milliarden Euro im Jahr 2019. Die Bedeutung der US-Touristen und Touristinnen hat in Europa zugenommen: Der Anteil der USA an den Ankünften in Spanien stieg von vier Prozent im Jahr 2019 auf fünf Prozent im Jahr 2023, in Portugal von sechs Prozent auf neun Prozent und in Großbritannien von 13 Prozent auf 16 Prozent.
Die Trend-Reiseziele in Europa
Das beliebteste Reiseziel für diesen Sommer (Juni-August 2024) in Europa ist zwar etwas überraschend, es gibt aber eine gute Erklärung dafür: dank zahlreicher Fußballfans landet München auf Platz 1. Dahinter folgen Tirana (Albanien), Nizza (Frankreich), Kerkyra/Korfu (Griechenland) und Istanbul (Türkei). Im Jahr 2024 verzeichnen die preiswerteren Badeziele Albaniens, Kroatiens und der Türkei mit das höchste Wachstum im Flugverkehr. Der Tourismus in Albanien ist außerdem besonders stark gewachsen: Die Zahl der Flugverbindungen hat sich seit 2019 verdoppelt und die Zahl der Ankünfte an Reisenden ist von zwölf Millionen im Jahr 2019 auf 17 Millionen im Jahr 2023 gestiegen.
Die Top-Luxus-Reiseziele vs. Low-Budget
Mehr als die Hälfte der 20 teuersten Sommerreiseziele in Europa liegen Mastercard zufolge in Italien. Entlang der Adria seien Taormina, Rimini oder verschiedene Badeorte in der Nähe von Venedig beliebte Ziele, darunter San Michele al Tagliamento, Jesolo, Caorle oder Lignano. Französische Orte an der Côte d'Azur (Ramatuelle, Saint-Tropez und Cannes) hätten sich ihren Platz unter den 20 luxuriösesten Reisezielen verdient.
Die günstigsten europäischen Sommerreiseziele sind laut der Analyse Hauptstädte (Bukarest, Warschau, Budapest, Prag) und spanische Strände (Costa Brava, Costa Del Sol). Diese Destinationen punkten vor allem bei Low-Budget-Tourist:innen.
Die Nebensaison wird immer beliebter
Ferner zeigen die Ergebnisse, dass sich der Tourismus in Europa immer mehr vom Hochsommer (Juli-August) auf die Nebenmonate (Mai-Juni und September-Oktober) verlagert. Dieser Umschwung würde ein anhaltendes Wachstum des europäischen Reiseverkehrs ermöglichen, da der Hochsommer immer mehr auf Kapazitätsengpässe stoße. Zu den Ländern mit der größten Verlagerung weg von der Hauptsaison gehörten Mittelmeerländer wie Kroatien, Griechenland, Portugal und Italien. Aber auch nördliche Länder wie Dänemark, Schweden, Finnland und die Niederlande würden einen Trend weg von den Hochsommermonaten bemerken.
Zudem verbrachten Reisende in Europa im Durchschnitt zwei Tage mehr im Urlaub – ein höherer Wert als der weltweite Durchschnitt von einem zusätzlichen Tag pro Reise. Dieser Trend war demnach besonders stark sichtbar in günstigeren, wärmeren Destinationen.
Österreicher:innen möchten mehr Geld in Erlebnisse investieren
Den Analysen zufolge geben Verbraucher:innen bedeutungsvollen Erlebnissen den Vorzug vor materiellen Gütern. Auch hierzulande sei dieser Trend spürbar, denn Österreicher:innen geben besonders gerne Geld für Reisen und Live-Musikveranstaltungen aus, so die Studienautor:innen: Laut den Umfrageergebnissen möchte jede zweite Person (52 Prozent) in Österreich im Jahr 2024 mehr Geld für diese beiden Erlebnisse investieren. Besonders Urlaube werden dabei priorisiert: Fast zwei Drittel (63 Prozent) geben an, 2024 vermehrt reisen zu wollen.
"Die Stärke des europäischen Tourismus hält an, gestützt durch einen steigenden Zustrom von US-Tourist:innen, die von beliebten europäischen Destinationen wie Spanien, Portugal und Großbritannien angezogen werden", sagte Natalia Lechmanova, Chief Economist Europe beim Mastercard Economics Institute. "Unsere Beobachtungen zeigen einen spannenden Trend in Richtung Nebensaison, da immer mehr europäische Reisende sich für die milderen Monate Mai-Juni und September-Oktober entscheiden und die überfüllte Hochsaison im Sommer meiden."
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