Nachdem sich beim diesjährigen 4Gamechanger Festival am ersten Tag alles um Tech, Innovation, Entrepreneurship sowie Finance drehte, und die Verleihung des Staatspreis-Digitalsierung den krönenden Abschluss bildete (LEADERSNET berichtete), standen an Tag 2, dem "4Future Day", die wichtigsten gesellschaftlichen Zukunftsthemen, wie Umweltschutz und Female Empowerment und die Next Gen und das Bildungssystem im Mittelpunkt.
Appell am Anfang
4Gamechangers Co-Founderin Nina Kaiser richtete zu Beginn des zweiten Tages gleich einen Appell: "Wir alle müssen nachhaltiger leben und denken, vor allem auch die Corporates." Hierbei strich sie zugleich den Grundgedanken des Festivals hervor, um gemeinsam für Lösungen zu sorgen: "Dank toller Kooperationen und Partner:innen und dank der Leidenschaft, mit der wir dieses Thema verfolgen, können wir es gemeinsam schaffen, für mehr Schutz unseres Klimas zu sorgen."
Neben dem Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz stand auch das Thema Bildung im Mittelpunkt.
Kritische Diskussion
Eine kritische Diskussion über Digitalisierung im Bildungssystem bildete den Auftakt. Denn noch bevor Kinder in die Schule kommen, sind sie in einer digitalen Welt aufgewachsen und mit Apps und Devices bestens vertraut. Seit einigen Jahren ist digitale Bildung als Pflichtfach verankert, womit Österreich Deutschland voraus ist. Aus Schülersicht findet Ed Tech jedoch zu wenig Anwendung, was mitunter an mangelnden Kompetenzen des Lehrpersonals liegt und der Scheu, Neues auszuprobieren.
Levi Lansky, Landesschülervertretung, Felix Ha, Schulsprecher, Judith White, Unternehmerin und Lehrerin, Manfred Kastner, Vision Education, Heinrich Himmer, Bildungsdirektor der Stadt Wien und Michael Vollmann, Amazon blickten mit der Moderatorin Elke Rock, Hitradio Ö3, in den Lehrplan der Zukunft und analysierten Fragestellungen im Bildungssystem.
Johannes Rauch über KI in der Medizin
Der Gesundheitsminister Johannes Rauch sprach mit der ORF-Journalistin Mari Lang (Ö1) über technologische Innovation im Gesundheitssystem.
"Die Menschen profitieren von der technologischen Innovation und müssen keine Ängste haben. In Österreich wird Großartiges in der medizinischen KI-Forschung geleistet, worauf wir stolz sein können und international Maßstäbe setzen. Künstliche Intelligenz wird die Medizin zum Wohle der Menschen revolutionieren", so Gesundheitsminister Rauch.
Künstliche Intelligenz hält bereits sowohl in der Diagnose als auch in der Erstellung von Behandlungsplänen Einzug. Sie werde das Gesundheitssystem revolutionieren und biete laut dem Minister eine höhere Treffsicherheit in der Diagnose durch den Zugriff auf eine enorme Zahl von Vergleichsdaten. Mit einem Investment von 15 Millionen Euro will Österreich eine zukunftsweisende Gesundheitsdatenbank schaffen, um "digital vor ambulant vor stationär" umzusetzen. Mit der ELGA habe Österreich in Verbindung mit der ID Austria bereits einen wesentlichen Meilenstein in der Digitalisierung des Gesundheitssystems erreicht, auf dem weiter aufgebaut werden kann.
Die Revolution in der Medizingeschichte
Im Rahmen eines Vortrags diskutierte Siegfried Meryn, Cape 10, die medizinische Revolution, die derzeit insbesondere im Bereich der Behandlung von Fettsucht und anderen damit verbundenen Gesundheitsproblemen stattfindet. Meryn wies darauf hin, dass "die Hälfte der Österreicher:innen bereits übergewichtig ist und das erst der Anfang ist. Fettleibigkeit hat dramatische Auswirkungen auf die Gesundheit, wie das Risiko, an Krebs zu erkranken." Übergewicht sei nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern ein ernsthaftes Gesundheitsthema. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Fettsucht eine multifaktorielle Krankheit. Die Nahrungsmittelindustrie trägt erheblich zu diesem Problem bei, indem sie ungesunde Produkte anbietet.
Die Entdeckung von Medikamenten der Gruppe GLP-1 gegen Fettsucht soll dabei den Beginn einer Revolution markieren. Die tatsächlichen Auswirkungen dieser Medikamente seien noch nicht vollständig abzuschätzen, aber die Innovationen seien beeindruckend. "Nach Aspirin und Penizillin die größte Transformation für ein Medikament in der Medizingeschichte", ist Siegfried Meryn überzeugt.
Die Medikamente hätten das Potenzial, nicht nur beim Abnehmen, sondern auch bei der Behandlung von Alkohol-, Spiel- und Nikotinsucht sowie Depressionen zu helfen.
So will Österreichs Gen Z leben
Wie sieht die junge Generation des Landes ihr Leben, was fühlt sie, was belastet sie, wo fühlt sie sich alleingelassen, was ist ihr wichtig, was nicht, was stimmt sie zuversichtlich, was fordert sie, was will sie einbringen? Vier Wochen lang hat sich Ö3 dieser Fragen angenommen. Insgesamt wurden rund 30.000 Mitglieder der GenZ (zwischen 1995 und 2010 geboren) befragt. Die Ergebnisse räumen mit ein paar Mythen und Vorurteilen auf.
Die Ergebnisse (LEADERSNET berichtete) wurden im Rahmen des zweiten Tages am 4Gamechangers Festivals präsentiert und im Zuge einer "Speed-Discussion" mit Vertreter:innen der GenZ, moderiert von den Ö3-Hosts Tina Ritschl und Philipp Bergsmann, diskutiert.
Die Faszination für das Böse
Star-Autor Sebastian Fitzek, Carina Zehetmaier, Women in AI Austria, Matthias Beck, Universität Wien und Anna Puzio, Universität Twente tauschten sich mit Moderatorin Jenny Laimer, Puls4, über die Faszination für das Böse aus. Krimis und Thriller dominieren die Bestsellerlisten, Crime-Podcast die Charts, Bad News steigern die Reichweiten der Medien. Besonders Frauen seien von der medialen Darstellung von Verbrechen fasziniert. Fitzek nimmt an, dass sie öfter Opfer von Verbrechen werden und die kriminellen Taten und Täter:innen verstehen wollen. In der Diskussion erörtern sie, welchen Einfluss Technologien und Künstliche Intelligenz auf das menschliche Gehirn haben.
Fitzek bearbeitet in seinen Büchern Tagträume und Ängste, die er als Vater von vier Kindern hat. Er entstammt der Generation "Aktenzeichen XY ungelöst", des Prototypen aller True Crime Shows. Sie hat seiner Meinung nach ein Millionenpublikum im deutschsprachigen Raum traumatisiert. Er begann zu schreiben und selbst ein Millionenpublikum zu erreichen. Er geht vom Guten aus und hinterfragt, ob es grundsätzlich Gesetze braucht, um Morde zu verhindern. Künstlicher Intelligenz traut er radikale Veränderungen zu, vor denen er grundsätzlich keine Angst hat.
"Gute Krimis verteidigen die Werte des Lebens und stellen das Böse fiktional als außergewöhnlich dar. Gefährlich wird es, wenn Schurkenstaaten Künstliche Intelligenz füttern und das Wertegerüst der Gesellschaft ins Wanken bringen", sagt Fitzek.
Ehrung der Siegerinnen des "Female Lehrlings-Hackathon 2024"
Seit seinem Start im Jahr 2019 haben bereits 1.300 Lehrlinge aller Lehrberufe an dem "apprentigo Lehrlings-Hackathon" teilgenommen. Mit einer Erweiterung des Wettbewerbs – dem "Female Lehrlings-Hackathon 2024" – wurden am 4Future Day des 4Gamechanger Festivals erstmalig gesondert die herausragenden Leistungen weiblicher Talente ausgezeichnet.
Im Rahmen des Contests mussten die Teilnehmerinnen innerhalb eines Tages mit Low-Code-Software einen App-Prototypen erstellen und gleichzeitig ihr Können in puncto informatischem Denken, Zeitmanagement, Kommunikation, Problemlösungskompetenz und Kreativität unter Beweis stellen.
Unter Moderation von Julia Ebermann von Puls4 und in Anwesenheit von First Lady und CEOs for Future-Generationenplattformbotschafterin Doris Schmidauer, CEOs for Future-Obmann Karl Kienzl, Markus Winter, Windkraft Simonsfeld und Silvia Angelo, ÖBB-Infrastruktur wurden insgesamt neun Apps in den Kategorien "Rookies", "Professionals" und "Experts" ausgezeichnet. Das "Rookie"-Projekt "Kantine to go", sicherte sich den begehrten ersten Platz, dicht gefolgt von "EatMe" auf dem zweiten und "ApprentiConnect" auf dem dritten Treppchen. In der Kategorie der "Professionals" mit dem ersten Platz prämiert wurde die App "Safety First", über den zweiten Rang freuen durfte sich "Doka+". Drittplatziert wurde die App "RIDE Smart". Auf dem ersten Platz in der Kategorie "Experts" thront die App "EcoSort", den zweiten Rang beanspruchte die App "EchoExpress" für sich – der dritte Platz ging an die App "Prefire". Mit dem Sonderpreis "Digital Champion" ausgezeichnet wurde Carmen Fuhrmann, Lehrende an den Hertha Firnberg Schulen für Wirtschaft und Tourismus. Den "Community Star"-Sieg teilten sich die Apps "Prefire" und "Safety First".
Die Top-Acts des zweiten Tages waren Nina Sofie, NNOA und NESS.
www.4gamechangers.io
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