Das 4Gamechangers Festival 2024 ist am Dienstag mit dem 4Pioneers Day in der Marx Halle in Wien gestartet. An drei Festivaltagen möchten die Medienhäuser ORF und ProSiebenSat.1 Puls 4 die wichtigsten Themen unserer Zeit ins Rampenlicht stellen und sich auch ausführlich mit den 17 Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen befassen. An Tag eins standen die Themenschwerpunkte KI, Tech, Innovation, Entrepreneurship und Finance im Mittelpunkt. Mehr als 3.000 Besucher:innen wurden gezählt. Was beim 4Gamechangers Festival an Tag 2 und 3 am Programm steht, sehen Sie in der Infobox.
Eröffnung
Das internationale Digitalfestival wurde von Nina Kaiser (Co-Gründerin 4Gamechangers Festival) und Martin Biedermann (ORF-Kommunikationschef) eröffnet. Kaiser sagte: "Mit über 60 Prozent Speakerinnen haben wir einen besonders hohen Frauenanteil, mit dem wir Female Empowerment am 4Gamechangers Festival leben. Das größte Digitalisierung- und Innovationsfestival Europas schafft neue Perspektiven und ermöglicht Begegnungen auf Augenhöhe." Martin Biedermann über die Zusammenarbeit der beiden Medienhäuser: "Zum dritten Mal in Folge feiert der ORF die 'Power of Cooperation' und setzt damit ein wichtiges Signal für den österreichischen Medienmarkt. Diese enge und erfolgreiche Zusammenarbeit mit ProSiebenSat.1 Puls 4 ist ein Paradigmenwechsel auf dem österreichischen Medienmarkt."
Mit Ausführungen über "The Power of Cooperation", Keynotes über Verminderung des CO2-Fußabdrucks sowie die Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz (KI) und Panels, die sich mit den Themen "Nachhaltige Geldanlage" und "Mutiges Investieren" befassten, bot der Vormittag des 4Pioneers Day einen Einstieg in das größte Innovations- und Digitalisierungsfestival Europas.
Künstliche Intelligenz in der Europäischen Union
Netflix, Spotify und soziale Netzwerke haben Jahre und Jahrzehnte gebraucht, um die Breite der Gesellschaft zu erreichen. ChatGPT hat es in nur zwei Monaten geschafft. Vanessa Cann (NYONIC) sieht in ihrem Panel eine "enorme Demokratisierungswelle" im Umgang mit Künstlicher Intelligenz, da die einfache Nutzung – beispielsweise in der Bildgenerierung und -modifikation – jedermann einen Zugang zu KI-Tools bietet. Aktuelle Einschätzungen gehen von einer Steigerung der Wirtschaftsleistung von 15 bis 40 Prozent aus, wenn KI-Lösungen in bestehende Produkte und Prozesse integriert wird.
"Europas Industrie fokussiert beim Einsatz von KI derzeit auf kleine Verbesserungen, aber nicht auf große Innovationen und gänzlich neue Produkte. Europa hat die Chance, Anwendungsweltmeister zu werden, hat jedoch wenig Einfluss auf die Entwicklung der Grundlagentechnologie", so Cann.
Internationale Beispiele würden weitreichende Möglichkeiten aufzeigen: Die global aktive Supermarktkette 7-Eleven nutzt Künstliche Intelligenz beispielsweise in der Produktplanung, indem Trends auf sozialen Medien automatisch analysiert werden. Die Prozessplanung werde um 90 Prozent verkürzt. General Motors nutzt KI-Tools in der präventiven Wartung, um Ausfälle in der Produktion zu vermeiden, die pro Minute mit 20.000 US-Dollar zu Buche schlagen. Cann prophezeit eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen Mensch und Künstlicher Intelligenz.
- "Kennzeichnungspflicht nicht ausreichend"
Über Künstliche Intelligenz diskutierten im Anschluss mit Moderatorin Gundula Geiginger (Puls 4), Vanessa Cann (NYONIC), Sepp Hochreiter (Universität Linz), Othmar Karas (Europäisches Parlament), Wolfgang Leindecker (Microsoft), Ursula Poznanski (Autorin) und Collien Ulmen-Fernandes (Schauspielerin und Autorin).
Frauen ab 47 Jahren würden in der Filmbranche unsichtbar werden, meint Ulmen-Fernandes. Harrison Ford hat bereits einen Film mit seinem jüngeren Ich gedreht. Die Schauspielerin sieht gravierende Auswirkungen auf den Jugendwahn durch die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz. Die Erstellung von Deep Fakes verlange keine technischen Fähigkeiten mehr und Betroffene seien kaum geschützt, warnt Ulmen-Fernandes.
"Wir brauchen jetzt eine aktive Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz, um die Spielregeln zu definieren. Wir dürfen sie nicht als abstraktes Zukunftsthema missverstehen", unterstreicht Ulmen-Fernandes. Poznanski zeigt sich besorgt über den Umgang mit geistigem Eigentum, das Künstlicher Intelligenz als Trainingsmodell dient.
"Deep Fakes sind ein demokratiepolitisches Problem, wenn die Menschen dem Gesehenen und Gehörten nicht mehr trauen können. Eine reine Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten wird nicht ausreichend sein", zeigt sich Poznanski besorgt.
Othmar Karas, der erste Vizepräsident des Europäischen Parlaments, äußert sich zum AI Act der EU: "Das ist ein permanenter Prozess. Dieser AI Act ist nicht in Stein gemeißelt, sondern die Grundlage in einer Debatte."
Forschung und Entwicklung
Später diskutierten mit Rainer Nowak (Kronen Zeitung), Henrietta Egerth-Stadlhuber (Forschungs Förderungs Gesellschaft), Valerie Höllinger (Austrian Standards) und Patricia Neumann (Siemens) über Forschung und Entwicklung in Österreich.
Sead Ahmetovic, sprach über kommende Gamechanger in der Arbeitswelt. Mit Monika Rosen (Österreichisch-Amerikanische Gesellschaft) diskutieren Birgit Radl-Wanko (Younus), Jörg Moshuber (Schoellerbank), Johannes Ortner (Alia), Simon Weiler (E-Fundresearch) und Michaela Ernst (Sheconomy). Leonhard Schitter, CEO Energie AG, hielt einen Fireside Chat.
Investorella Larissa Kravitz unterstreicht die Bedeutung von finanziellen Diskussionen in Partnerschaften, um nach einer Trennung eine Absicherung zu gewährleisten.
Beim Panel "Fearless Investing" diskutierten Christian Niedermüller (Blocktrade & Co-Founder SMAPE Capital), Yasmine Mesloub (Femme Finance), Lisa Fassl (Fund F by Female Founders), Lukas Enzersdorfer-Konrad (Bitpanda) und Monika Rosen (ÖAG) mit Moderator Wolfang Schiefer über die 100 Milliarden Euro, die im konservativen Österreich noch unverzinst auf Girokonten herumliegen, das große Thema der mangelnden Finanzbildung und die Problematik, dass über Geld in der Gesellschaft nicht gesprochen werden darf.
Lukas Enzersdorfer-Konrad (Bitpanda) betont in seinem Vortrag die Wichtigkeit von Einfachheit, Vertrauen und Zugänglichkeit beim Investieren, um die Einstiegsbarrieren zu überwinden.
Mahdis Gharaei, Gründerin von Ooia, berichtete im Fireside-Chat über den Erfolg der Periodenunterwäsche. Das Geheimnis ihres Erfolgs sei "das richtige Thema zur richtigen Zeit für das richtige Publikum" gehabt zu haben.
Staatspreis Digitalisierung
Den Abschluss von Tag eins markierten die Verleihung des Staatspreis Digitalisierung und das Konzert von unserer Song-Contest-Kandidatin Kaleen.
Der Award wurde in diesem Jahr erstmalig von Digitalisierungsstaatssekretärin Claudia Plakolm überreicht. Zum fünften Mal zeichnet der Preis heimische Innovationspioniere und ihre Projekte aus, die durch hohen Innovationsgrad, die Qualität der Umsetzung, hohe Nutzbarkeit, Mehrwert für die User und Marktpotenzial überzeugen. Der Staatspreis Digitalisierung wird in den sechs Kategorien "Digitale Transformation und Innovation", "Digitale Kompetenzen", "Aus- und Weiterbildung", "Gesundheit, Ernährung und Fitness (E-Health)", "Interaktion und Konnektivität", „Generationen und Inklusion" sowie "Lifestyle, Jugend und E-Sports" verliehen.
"Der Staatspreis Digitalisierung zeigt, dass Österreich ein starker Standort für digitale Innovationen ist. Wir müssen unsere Qualitäten gezielt weiterentwickeln und vor allem die digitalen Kompetenzen in ganz Österreich weiter stärker. Sie sind wichtige Grundlage für erfolgreiche digitale Transformation und innovative Unternehmen. Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern sehr herzlich, die neue digitale Erfolgsgeschichten für ganz Österreich möglich machen und attraktive Vorbilder für andere Unternehmen und Institutionen sind", so Plakolm.
Claudia Plakolm (links) und Harald Kräuter (rechts) mit den Siegern in der Kategorie "Transformation und Innovation" © LEADERSNET/C. Mikes
In der Kategorie "Digitale Transformation und Innovation" geht PJ Monitoring mit dem Projekt "Digitaler Bahntransport: Automatische Bremsprobe per Tablet" als Sieger hervor.
Mit dem Projekt "SchuBu: Digitale Grundbildung" entscheidet Schubu Systems die Kategorie "Digitale Kompetenzen, Aus- und Weiterbildung" für sich.
Der Sieg in der Kategorie "Gesundheit, Ernährung und Fitness (E-Health)" geht an den Landesverband Oberösterreich des Österreichischen Roten Kreuzes mit dem Projekt "Mein Blut: Die Digitalisierung der Blutspende in Oberösterreich – vom Gesundheitsfragebogen bis zum Befund".
Preisträger in der Kategorie "Interaktion und Konnektivität" ist Reisenbauer Solutions mit dem Projekt "360-Grad-Energiemanagement beim Phoenix Contact Headquarter in Wien".
CFS Consulting, Franchise & Sales setzt sich mit "capito digital: Das Ki-Tool für leichte Sprache" in der Kategorie "Generationen und Inklusion" durch.
Mit dem "Fake Shop Detector" siegt X-Net Services in der Kategorie "Lifestyle, Jugend und E-Sports".
LEADERSNET war am Eröffnungstag dabei. Fotos sehen Sie hier (Tag 1) und hier (Staatspreis Digitalisierung).
www.4gamechangers.io
Programm Tag 2 und 3
Was Bucher:innen am 4Future Day erwartet
Am nächsten Tag, dem 15. Mai, dreht sich alles um die wichtigsten gesellschaftlichen Zukunftsthemen und die Next Gen. Eigens dafür werden erneut Speaker:innen auf der Bühne stehen, wie Yetneberesh Nigussie Molla (Programme Specialist Children with Disabilities, UNICEF Eastern & Southern Africa) und Lindo Mandela (Director Mandela Legacy Foundation). Aber auch Aman Haile (National Committee Relationship Manager UNICEF), Fabienne Landerer (ehem. UNESCO) und Florian Hoffmann (Founder, The DO) sind dabei und sprechen über die mögliche Unterstützung der Next Gen.
Unter dem Titel "(F)Empower the Chance - Held:innen der Zukunft" wird zudem ein Schwerpunkt auf Female Empowerment, Equal Pay, Gender Medicine, Diversity in AI u. v. m. gelegt. Mit dabei sind Verena Pausder (Unternehmerin & Gründerin), Bestseller-Autorin Annahita Esmailzadeh, die ehemalige Popsängerin und Unternehmerin Jasmin Wagner alias Blümchen, der österreichische Schauspieler Cornelius Obonya und einige mehr.
Ebenfalls auf dem Programm stehen Talks zum Thema "The Age of Social Emptiness" mit Dena Simmons (Yale Center of Emotional Intelligence) und Michelle Drouin (Beziehungs- & Intimitäts-Expertin, CEO, Professorin & Autorin) und anderen Persönlichkeiten. Für Unterhaltung sorgt der Stand-up-Comedian Aladdin Jameel.
Das Festival-Finale: 4Gamechangers Day
Am letzten Tag, dem 16. Mai, stehen globale Meta-Themen wie das aktuelle Weltgeschehen, Menschenrechte sowie Medien & Kultur auf dem Programmplan. Auf der Bühne steht dabei unter anderem die Hollywood-Größe und Oscarpreisträgerin Charlize Theron, Impact Investor Charly Kleissner, der Neurowissenschaftler Beau Lotto und die AI-Expertin Merve Hickok sowie der US-Korrespondent Christophe Kohl.
Ein weiteres prominentes Gesicht auf der 4Gamechanger-Bühne ist Tennisstar Dominic Thiem, der kürzlich seinen Rücktritt verkündet hat. Er nimmt nicht nur am Talk zum Thema "Die Zukunft des nachhaltigen Flugverkehrs" teil, sondern steht auch für ein Meet & Greet am Joyn-Stand zur Verfügung.
Rohey Malick-Lowe (erste gewählte Bürgermeisterin von Banjul), Zondwa Mandela (CEO Mandela Legacy Foundation & Enkel von Nelson Mandela) und Birgit Weyss (Austrian Development Agency) sprechen über "The Power of Cooperation", während Nina Ortlieb, Eva Pinkelnig, Mark Janko und Patrick Minar über Herausforderungen und gesellschaftliche Veränderungen im Sport berichten.
Über Demokratie im Super-Wahljahr 2024 sprechen zudem Kersti Kaljulaid (ehem. Präsidentin der Republik Estland) und Béla Nikolai Anda (Deutscher Kommunikationsmanager, -berater und Journalist).
Für Unterhaltung am finalen Abend sorgen Kabarettistin und Schauspielerin Angelika Niedetzky sowie die österreichische Kabarett-Gruppe Maschek. Musikalisch geben Christina Stürmer, FIVA und NESS ihr Können zum Besten.
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