RegioData Research untersucht jährlich etwa 1.500 bestehende Mietverträge von Unternehmen im Handels- und handelsnahen Sektor. Diese Erhebung soll einen detaillierten Einblick in den aktuellen Stand und die Entwicklung des Mietniveaus für Handelszonen, Branchen und Flächengrößen liefern.
Langsamer als Inflation
Die Ergebnisse offenbarten, dass das Mietniveau der analysierten Verträge zwar seit 2019 gestiegen ist, jedoch nicht in gleichem Maße wie die Inflation. Obwohl in den meisten Fällen eine Indexierung vereinbart wurde, wurden bei Neuabschlüssen durchschnittlich um etwa zehn bis zwölf Prozent geringere Mieten erzielt und teilweise bei bestehenden Verträgen Reduktionen gewährt. Schätzungsweise haben dabei etwa 20 Prozent aller Retail- und Gastromieter im Zuge der Corona-Pandemie mit ihren Vermieter:innen über eine Reduktion der Mieten verhandelt. Dabei konnte in vielen Fällen auch nicht nur eine temporäre, sondern auch eine dauerhafte Reduktion, oft mit einem längeren Kündigungsverzicht als Gegenleistung, erzielt werden.
Retailmieten nach Standorttypus in Österreich © RegioData Research GmbH
Die höchsten Mieten
Die RegioData Research Analyse zeigt, dass Bekleidungshändler:innen in der Wiener Innenstadt die höchsten Mieten zahlen, mit bis zu 350 Euro pro Quadratmeter (netto, ohne Nebenkosten) für Flächen zwischen 100 und 300 Quadratmeter. Bäckereien an großen Bahnhöfen folgen mit knapp 200 Euro pro Quadratmeter. Das geringste Mietniveau mit durchschnittlich 15 Euro pro Quadratmeter ist in Bezirkshauptstädten und kleinen Retailparks zu finden. Bekleidungshändler:innen und Sportartikelhändler:inne zahlen bei gleicher Größe und Lage die höchsten Mieten, Elektrohändler:innen hingegen die geringsten.
Im Speziellen sind die Mietstreuungen in Shopping Malls mit überregionaler Bedeutung signifikant. Die etwa 1.500 analysierten Verträge weisen eine Spreizung von null Euro pro Quadratmeter bis 181 Euro pro Quadratmeter.
Obwohl die Zahl der Unternehmen, die gar keine Nettomiete bezahlen, leicht gestiegen ist, liegt der Anteil dieser Unternehmen unter 0,5 Prozent.
Diese Unternehmen sind entweder zahlungsunfähig oder spielen für den:die Zentrumsbetreiber:in eine so entscheidende Frequenzbringerfunktion, dass auf eine Delogierung verzichtet wird.
Rückgang bei neu abgeschlossenen Mietverträgen
Die Analyse zeigt abschließend auch noch einen leichten Rückgang des Anteils von neu abgeschlossenen Mietverträgen mit umsatzabhängigen Mieten. Der Elektro-/Elektronikhandel inklusive Telekommunikation zahlt dabei die höchsten umsatzabhängigen Mieten, mit bis zu 17 Prozent, während Baumärkte und Apotheken in der Regel solche Vereinbarungen nicht treffen.
Die Daten zeigen, dass die Mietpreise stark von Faktoren wie dem Standorttyp, der Branche und der Größe des Unternehmens beeinflusst werden. Darüber hinaus zeichnet sich ein sukzessiver Wandel auf dem Markt ab: Früher konnten Vermieter bei guten Shopping Malls und innerstädtischen Lagen die Mieter aus einer Vielzahl von Interessenten auswählen. Nun gilt es Leerstehungen auch in sehr guten Lagen zu vermeiden. Diese Entwicklung reflektiert nicht nur eine Verschiebung im Konsumentenverhalten, sondern signalisiert auch eine Neuorientierung der Handelslandschaft.
www.regiodata.eu
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