Der Marketing Club Österreich (MCÖ) spricht sich einmal mehr gegen gesetzliche Einschränkungen bei Marketing und Werbung aus. Aktueller Stein des Anstoßes seitens des MCÖ sind die Schlussfolgerungen von Gesundheitsminister Johannes Rauch im Zuge einer eben veröffentlichten Studie der Universität Wien. Im Rahmen dieser wurde das Werbeumfeld der von Kindern und Jugendlichen am häufigsten genutzten Social-Media-Plattformen – Instagram, Youtube, TikTok und Twitch – untersucht, um ein Jahr lang Werbebeiträge für Lebensmittel, Getränke und Produktdarstellungen der 61 größten Lebensmittelmarken in Österreich sowie der reichweitenstärksten deutschsprachigen Influencer:innen zu analysieren. Gesundheitsminister Rauch fordert aufgrund der Ergebnisse der Studie die strengere Regulierung von Lebensmittelwerbung, die an Kinder gerichtet ist.
"Werbeverbote sind in den meisten Fällen die Ultima Ratio. Viel zu oft wird hierzulande der Ruf nach Werbeverboten laut, obwohl es eine Vielzahl an geeigneteren Strategien und Maßnahmen gibt, um gesellschaftliche Herausforderungen zu meistern", erklärt Andreas Ladich, Präsident des Marketing Club Österreich
Wirtschaftlichen Schaden abwenden
Seit seiner Gründung vor bald 70 Jahren habe der MCÖ stets unabhängig und überparteilich agiert und das Ziel verfolgt, die Akteur:innen der Werbe-, Marketing- und Kommunikationsbranche zu fördern und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Man lehne seit jeher Einschränkungen und Verbote jeglicher Art ab, nicht zuletzt, um wirtschaftlichen Schaden von marketing- und werbetreibenden Unternehmen und dem gesamten Marketing- und Werbe-Ökosystem in Österreich abzuwenden, heißt es in einer Aussendung.
Laut besagter Studie mit dem Titel "Einblick in das digitale Werbeumfeld – Darstellungen von Lebensmitteln und Getränken in sozialen Medien und Wirkungsstrategien beliebter Marken und populärer Influencer:innen" sorge Werbung für Lebensmittel und Getränke mit hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt für Veränderungen des Ernährungsverhaltens von Kindern und Jugendlichen. Damit – so die Studienautor:innen – steige das Risiko für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas sowie potenziell lebenslanger Folgeerkrankungen, so der MCÖ.
Das Gesundheitsministerium führe angesichts der Studienergebnisse ins Treffen, dass es "für Gebietskörperschaften, Gesundheitseinrichtungen und Bildungseinrichtungen bereits Empfehlungen erarbeitet habe, etwa die Leitlinie Schulbuffet, die Checklist Schulverpflegung oder Qualitätsstandards für Kindergärten, Alten- und Pflegeheime und Betriebe". Und Gesundheitsminister fordert: "Wir müssen Kinder besonders vor dem Einfluss der Werbung schützen. Neben Bewusstseinsbildung, Stärkung der Gesundheitskompetenz und freiwilligen Empfehlungen brauchen wir auch Beschränkungen bei der Lebensmittelwerbung, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet."
Ausweitung des Turnunterrichts und Awareness-Kampagnen
"Wir vom Marketing Club Österreich verstehen, dass Änderungen des Ernährungsverhaltens von Kindern und Jugendlichen wünschens- und erstrebenswert sind. Wir sind aber auch der Ansicht, dass die marketing- und werbetreibende Wirtschaft vor regulierungswütigen Politiker:innen, die wirtschaftsschädliche Werbeverbote fordern, geschützt werden muss. Es gibt bereits genug Werbeverbote und -einschränkungen, die den Wirtschaftsstandort gefährden und Unternehmen, die Arbeitsplätze sichern und für ein entsprechendes Steueraufkommen sorgen, in ihrem Wirken einschränken und behindern", sagt Ladich.
Laut dem MCÖ-Präsidenten gebe es einige Maßnahmen, die der Gesetzgeber umsetzen könnte, um die Entstehung von Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen sowie potenziell lebenslanger Folgeerkrankungen zu reduzieren – angefangen bei der Ausweitung des Turnunterrichts an Schulen über die Vermittlung von Medienkompetenz bei Heranwachsenden bis hin zu effektiven Awareness-Kampagnen für Eltern und Kinder. Andreas Ladich dazu: "Unabhängig davon appellieren wir auch an die freie Entscheidung und den Hausverstand der mündigen Konsument:innen. Und wir appellieren an die Selbstverantwortung von marketing- und werbetreibenden Unternehmen. Denn wer sich seiner Selbstverantwortung bewusst ist und dieser auch gerecht wird, vermeidet Diskussionen über und Androhungen von Werbeverboten."
www.marketingclub.at
Dort wo keine gleichen Informations-/Machtverhältnisse herrschen, ist es die Aufgabe der Politik zu regulieren.
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