Interview
"Unternehmen sollten eine Kultur der Offenheit für Veränderungen fördern"

| Dejan Filipovic 
| 26.02.2024

Im LEADERSNET-Interview sprechen Werner Paar und Christoph Mondl, Geschäftsführer von Quality Austria, darüber, warum ESG alle Unternehmen betrifft und wie Veränderungen in Betrieben ausschauen sollten, um erfolgreich die technologisch fortschrittliche Zukunft zu beschreiten. Außerdem gewähren sie einen Ausblick auf das bevorstehende "qualityaustria Forum".

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Mondl, sehr geehrter Herr Paar, Quality Austria organisiert bereits zum 29. Mal das "qualityaustria Forum". Was ist das Besondere an der Veranstaltung und was können sich die Teilnehmer:innen vom diesjährigen Event erwarten?

Werner Paar: Die meisten kennen wahrscheinlich die Redewendung der eierlegenden Wollmilchsau, die das Unmögliche möglich macht und allen Ansprüchen gerecht wird. Insbesondere Unternehmen haben in Zeiten von KI, ESG und New Work das Gefühl, dass unmögliche Erwartungen an sie gestellt werden. Deshalb ist die eierlegende Wollmilchsau Sinnbild für unser 29. qualityaustria Forum geworden. Wir geben ihr aber eine neue Bedeutung: aus dem Unmöglichen machen wir den Tausendsassa Qualität. Denn Qualität ist nicht nur Gradmesser, sondern ausschlaggebend für den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens. Gemeinsam mit Expert:innen beleuchten wir in diesem Zusammenhang unterschiedliche Facetten und gehen der Frage nach, welche Rolle die Qualität beispielsweise in Hinblick auf Themen wie ESG, KI oder Leadership spielt.

Das Programm am 13. März setzt sich aus Vormittags- und Nachmittagssessions zusammen, in denen hochkarätige Vortragende referieren. Heuer mit dabei etwa Universitätsprofessorin Isabell Welpe von der TU München, Innovationsexperte Markus Reimer, AI-Start-up Gründer Clemens Wasner, Podcaster Frank Eilers und Universitätsprofessor Markus Hengstschläger von der Medizinischen Universität Wien. Expertise aus unserem eigenen Haus darf hier natürlich auch nicht fehlen.

Beim Networking-Lunch und auch nach den Vorträgen ist übrigens ausreichend Zeit, um sich mit anderen Besucher:innen und den Vortragenden auszutauschen. Was mir persönlich besonders am Herzen liegt, ist die Verleihung der beiden Awards "Qualitäts-Champion" und "Qualitäts-Talent", die im Zuge des Forums stattfindet. Diese Auszeichnungen holen Menschen und ihre Projekte auf die Bühne – eine Anerkennung und Wertschätzung für herausragende Leistungen. Auch bei diesem Bewerb wird Qualität nicht eng, sondern bewusst mit all seinen Facetten gesehen, somit ist die Bandbreite der eingereichten Projekte schier endlos, was es zusätzlich spannend macht.

LEADERSNET: Das Forum findet am 13. März 2024 als Hybrid-Event statt. Warum hat man sich für diese Veranstaltungsform entschieden?

Christoph Mondl: Das Hybrid-Modell, also in diesem Fall die Möglichkeit entweder vor Ort im Salzburg Congress oder online via PC, Tablet oder Smartphone teilzunehmen, hat sich mittlerweile etabliert. Durch die zusätzliche Möglichkeit der ortsungebundenen Online-Teilnahme erweitern wir den Kreis der Teilnehmenden enorm. Wir sind in diesem Punkt ein bisschen wie die eierlegende Wollmilchsau: Wer unsere Keynotes und den Austausch live erleben möchte, kommt nach Salzburg und allen anderen stehen unsere Inhalte im Live-Stream zur Verfügung. In der Online-Variante gibt es natürlich auch die Möglichkeit sich via Chat auszutauschen oder Fragen zu stellen.

Die Zielgruppe des Forums sind vor allem Entscheidungsträger:innen. Dazu gehören Vorstandsmitglieder, CEOs, Manager.innen und Beauftragte in den Bereichen Qualität, Umwelt, Sicherheit, Compliance und HR. Aber auch Schüler:innen bzw. Studierende sind immer gerne gesehen. Unsere Erfahrung zeigt, dass viele von ihnen den persönlichen Austausch vor Ort schätzen. Gleichzeitig fehlt aber vielen Interessierten die Zeit, nach Salzburg zu kommen. Sie schalten sich lieber online zu, um trotzdem vom Input unserer Vortragenden zu profitieren. Beide Möglichkeiten werden also geschätzt und gut angenommen. Wahrscheinlich auch deshalb, weil wir sowohl vor Ort als auch online ein einzigartiges Serviceerlebnis bieten. Unser internes Event-Team schafft es Jahr für Jahr, die Erwartungen der Teilnehmenden nicht nur zu erfüllen, sondern zu übertreffen.

LEADERSNET: Im Mittelpunkt des heurigen Events stehen Themen wie Qualität, Resilienz, ESG und KI. Wie schafft es Quality Austria thematisch am Ball zu bleiben?

Paar: Durch unser Team und unsere Tätigkeiten. Wir arbeiten aktiv in Normungsgremien, wie beispielsweise in der Arbeitsgruppe zur ISO 9001 Revision, mit und gestalten so Zukunft der Normen mit und sind bestens vernetzt, sowohl national als auch international. Austausch, Praxis und Kompetenz werden bei uns groß geschrieben. Audits sind beispielsweise eine unserer Kernleistungen und "Audit" leitet sich vom lateinischen Wort audire, also "hören", ab. Wir hören – nicht nur in unseren Audits, sondern auch Markt, Kund:innen etc. Unser Team besteht aus über 100 fix angestellten Mitarbeitenden und einem Netzwerk aus rund tausend Personen weltweit. Sie sind allesamt Expert:innen auf ihren Gebieten. Fundiertes Fach-, Branchen- und Normenwissen ermöglicht die Vermittlung von Inhalten auf hochkompetente und praxisnahe Art und Weise. Trends, Themen oder auch gesetzliche Rahmenbedingungen antizipieren wir oft aus erster Hand, und können diese so zeitnah an unsere Kund:innen vermitteln.

LEADERSNET: Was ist ein Managementsystem, hat das jedes Unternehmen, und warum ist dieses für Klein- und Großbetriebe so wichtig?

Mondl: Jedes Unternehmen hat ein Managementsystem – auch wenn es vielleicht nicht so genannt wird oder den Betreffenden gar nicht bewusst ist. Ein Beispiel: Über die Website eines Unternehmens werden Termine für Dienstleistungen angeboten. Nach der Buchung kommt es zur Terminvergabe und Inanspruchnahme. Anschließend werden Feedbackbögen und Rechnungen versandt. Dieser Prozess läuft bereits systematisch ab, da die jeweiligen Mitarbeitenden routiniert in ihren Handlungen sind.

Fällt nun aber z. B. die bisher dafür zuständige Person aus oder neue Mitarbeitende werden eingestellt, kann es schwierig werden. Sowohl fürs Onboarding als auch die Qualitätskontrolle braucht es ausreichend dokumentierte Prozesse, die verständlich und nachvollziehbar aufbereitet sind. Je konkreter die Abläufe, Zuständigkeiten und aussagekräftigen, steuerbaren Messgrößen definiert sind, desto besser für alle Beteiligten. Ein Managementsystem bietet dafür einen perfekten Rahmen und hilft dabei, sich fortlaufend zu verbessern. Dabei gibt es viele international anerkannte Managementsysteme mit verschiedenen Schwerpunkten wie die ISO 9001 für Qualität, ISO 14001 für Umweltmanagement oder auch jüngere Normen wie ISO 27001 für Informationssicherheit und ISO 37001 für Compliance, die sich aber aufgrund des gleichen Aufbaus sehr effizient miteinander kombinieren lassen. Durch die Integration von mehreren Managementsystemen in ein ganzheitliches Integriertes Management werden Synergien optimal genutzt und so Effizienz und Effektivität bei geringeren Ressourcenaufwänden gesteigert. Managementsysteme helfen außerdem dabei, zu jedem Zeitpunkt die Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen bzw. Verfügbarkeit von Informationen sicherzustellen. Das ist für alle Betriebe relevant, unabhängig von Größe oder Branche.

LEADERSNET: Klimawandel, Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit sind immer wichtigere Themen.  In welcher Art und Weise betrifft dieses Thema alle Unternehmen?

Paar: ESG und andere nachhaltige Faktoren werden immer wichtiger für alle Betriebe. Nicht nur, weil es teilweise gesetzlich gefordert wird (etwa mit der EU-Taxonomie-Verordnung, der Corporate Social Responsibility Directive oder dem Lieferkettengesetz). Sondern weil das Bewusstsein steigt, dass unternehmerische Tätigkeiten häufig nicht zu unterschätzende und vielseitige Auswirkungen auf unsere Umwelt haben. Betriebe werden von der Gesetzgebung und der Bevölkerung mehr und mehr in die Pflicht genommen, denn Energieeffizienz, Klimaschutz sowie Überlegungen zur Klimawandelanpassung, Ressourcenschonung, Reduktion der Verschmutzung, Schutz der Biodiversität und die Wahrung von Menschenrechten liegen in unser aller Verantwortung.

LEADERSNET: Ein weiterer wichtiger Themenschwerpunkt des diesjährigen Forums wird KI einnehmen. Um die Herausforderung "Künstliche Intelligenz" erfolgreich zu meistern und zu managen, braucht es aber eine umfassende Veränderung in der Denkweise und Unternehmens- und Führungskultur. Wie können diese Veränderungen ausschauen und was müssen Unternehmen machen, um erfolgreich die technologisch fortschrittliche Zukunft zu beschreiten?

Mondl: Unternehmen sollten zunächst eine Kultur der Offenheit für Veränderungen und Innovationen fördern. Mit einem reinen Lippenbekenntnis ist es nicht getan, man muss es auch so meinen. Dazu sind gewisse Investitionen erforderlich, beispielsweise in entsprechende Schulungen, die Förderung einer kooperativen Arbeitsumgebung und auch die Integration ethischer Richtlinien. Flexibilität und Agilität der Unternehmen sind weitere notwendige Attribute, um sich an die schnell verändernde technologische Landschaft anzupassen. Nur so können sie die Chancen, die sich beispielsweise hinsichtlich Effizienz und Produktivität durch den Einsatz von KI ergeben können, optimal nutzen. Was man aber nicht vernachlässigen bzw. außer Acht lassen darf: ein Algorithmus ist nur so gut wie seine Datengrundlage. KI ist Hilfsmittel, aber nicht "das" allwissende bzw. unfehlbare Allheilmittel. Es sind die Menschen, die ein Unternehmen ausmachen – richtig eingesetzt kann KI die Menschen unterstützen, aber nicht ersetzen.

www.qualityaustria.com

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