Signa-Pleiten: Gusenbauer nimmt erstmals Stellung

| Tobias Seifried 
| 14.01.2024

Der Ex-Kanzler fungiert im angeschlagenen Benko-Imperium als Aufsichtsratsvorsitzender zweier großer Gesellschaften und als Berater. Bei sich selbst sieht er keine Schuld, einen großen Fehler habe die Signa jedoch gemacht.

Bis auf wenige schriftliche Statements per Aussendung hat sich Alfred Gusenbauer bisher nicht zu den Insolvenzen rund um die Signa-Gruppe zu Wort gemeldet. Doch damit war am Samstag Schluss. In der Ö1-Sendung "Im Journal zu Gast" nahm der Ex-Kanzler, der Aufsichtsratsvorsitzender sowohl der Signa Prime Selection AG als auch der Signa Development Selection AG (beide sind mittlerweile insolvent) ist und auch als Berater des von René Benko gegründeten Unternehmens fungiert, umfangreich Stellung. Detail am Rande: Im Insolvenzverfahren tritt Gusenbauer auch als betroffener Gläubiger auf und hat eine Forderung in Höhe von rund 6,5 Millionen Euro angemeldet.

Einstieg in den Handel war ein Fehler

Im ORF-Radio sagte der Ex-Kanzler, dass er bei seinen Aufgaben in der Signa seiner Meinung nach keine Fehler gemacht habe. Dass zahlreiche Signa-Gesellschaften in die Pleite geschlittert sind, begründet er mit externen Faktoren. Aus seiner Sicht waren dafür vor allem die Pandemie, der Krieg in der Ukraine,  die steigende Inflation sowie die starke Zinserhöhung der EZB ausschlaggebend, so Gusenbauer. Ein großer Fehler sei im Signa-Geflecht jedoch gemacht worden. So sei mit dem Einstieg in den Handel viel Geld versenkt worden, das nun fehlen würde, um die nötige Liquidität der Immobiliensparte zu gewährleisten. "Schuster bleib bei deinen Leisten" wäre hier die bessere Strategie gewesen, so der Ex-Kanzler. 

René Benko kommt ebenfalls nicht ungeschoren davon. Dieser sei laut Gusenbauer für den aktuellen Niedergang der Signa genauso verantwortlich, wie er es auch für den großen Aufstieg gewesen sei. In den von vielen Seiten kritisierten - weil sehr hohen Beraterhonoraren -, die er von der Signa kassierte, sehe er nichts Verwerfliches. "Ich habe für gute Arbeit gute Entlohnung bekommen." Auch die Kritik an seiner "Doppelrolle (Aufsichtsratsvorsitzender und Berater) wies der Ex-Kanzler zurück. Beraterverträge habe es nämlich nur mit der Signa Holding und nicht mit der Prime und der Development gegeben.

Kein Austritt aus der SPÖ

Während Gusenbauer seine Tätigkeiten für die Strabag Ende 2023 mit der Begründung einer möglichen Rufschädigung beendete (LEADERSNET berichtete), will er in der SPÖ bleiben. Er sei seit fast 50 Jahren auf allen Ebenen der Sozialdemokratie tätig und unterstütze die Zielsetzungen der Sozialdemokratie nach wie vor. "Und so wie ich das früher in Funktion gemacht habe, mache ich das jetzt als einfaches Mitglied." An dem werde sich nichts ändern, sagte Gusenbauer zu Ö1.

www.oe1.orf.at

www.signa.at

Wenn Gusenbauer sich als einfaches Mitglied der sozialistischen Partei Österreichs klein redet, fragt man sich schon nach der Höhe des geleisteten Stundensatzes seiner Beratertätigkeit - da geht es dann um wirkliche Größe! Für den Konkursverwalter wird bei diesen Firmengeflechten sich die Frage stellen, ob es sich nicht doch um IN SICH Geschäfte eines Aufsichtsratsvorsitzenden handelt, der die sichtbare Untergangssituation weidlich für sich ausgenutzt hat. Da zeigt sich die wahre Größe eines in der Bevölkerung wahrgenommenen „Nadelstreif“ Sozialisten.

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV