Am Freitag hat die Porsche Holding Salzburg (PHS) zu ihrer traditionellen Jahrespressekonferenz nach Wien geladen. Als Location diente das "Audi House of Progress" in der Kärntner Straße. Präsentiert wurden die Zahlen des Jahres 2023 und der Ausblick auf 2024 von Hans Peter Schützinger, Sprecher der Porsche Holding Salzburg Geschäftsführung.
In Anbetracht der insgesamt schwächelnden Autobranche, die wie viele andere Wirtschaftsbereiche von aktuellen Herausforderungen (Inflation, allgemeine Unsicherheit, hohe Zinsen, Fachkräftemangel, etc.) betroffen ist, konnte sich die Bilanz sehen lassen. Hier dürfte die PHS von ihrem breit aufgestellten Geschäftsmodell mit unterschiedlichen Marken (VW, Audi, Seat, Skoda, Cupra, Porsche, Ducati, etc.) und einem eingespielten Vertrieb profitiert haben. Denn das in 29 Ländern tätige Automobilhandelsunternehmen erzielte mit seinen gut 36.000 Mitarbeiter:innen in allen Bereichen trotz beginnender Rezession und sich verändernder Rahmenbedingungen ein solides Ergebnis. Euphorie kommt dennoch keine auf, dafür sind die Herausforderungen nach wie vor zu groß.
"Politische und wirtschaftliche Krisen halten uns nun schon eine geraume Zeit in Atem. Wir haben es geschafft, in einem schwierigen Wettbewerbsumfeld ein solides Ergebnis zu erzielen. Dank des raschen Abbaus der aufgestauten Auftragsbestände und einer außergewöhnlichen Mannschaftleistung konnten wir das Momentum am Markt in allen Bereichen für uns nutzen und im Vergleich zu 2022 stark zulegen. Unsere Erfahrung mit volatilen und herausfordernden Märkten hat uns dabei maßgeblich geholfen", zog Schützinger vor den geladenen Medienvertreter:innen Bilanz.
Kennzahlen der PHS für 2023
Wie sehen die wichtigsten Zahlen nun genau aus? Da das Jahr noch nicht ganz zu Ende ist, handelt es sich bei den Angaben um eine Hochrechnung (basierend auf den Daten bis 10. Dezember 2013), die aber ziemlich genau ins Schwarze treffen dürfte. Das haben die Jahrespressekonferenzen der Vergangenheit gezeigt. Laut dem Unternehmen konnte der Absatz im Groß- und Einzelhandel an Neuwagen dank verkürzter Lieferzeiten auf 741.290 Fahrzeuge gesteigert werden (+13 Prozent), der Gebrauchtwagenabsatz habe sich mit 213.922 Fahrzeugen ebenfalls positiv (+12,8 Prozent) entwickelt. Insgesamt konnten somit im Jahr 2023 fast eine Million Fahrzeuge (ca. 955.000) in den Markt gebracht werden. Die Zahl der Händlerstandorte ist weltweit auf 527 leicht gesunken (-4). Hier wurde laut der PHS die Metropolenstrategie fortgesetzt. Die Mitarbeiterzahl sei u.a. durch die Neuakquisitionen im Einzelhandel weltweit auf 36.076 (+3,5 Prozent) angewachsen.
Anhand dieser Zahlen könnte man meinen, dass alles eitel Wonne ist. Bei genauerer Betrachtung gibt es aber einige Punkte, die weniger positiv ausfallen. So habe der Abbau der aufgestauten Auftragsbestände mit einem soliden Neuzulassungsplus die verhaltenen Auftragseingänge überdeckt, erklärte Schützinger. Darüber hinaus gebe es eine spürbare Kaufzurückhaltung vor allem im Volumen- und Privatkundenbereich. Anders sehe es bei den Premium- und Luxusmarken wie Porsche, Bentley oder Lamborghini aus, die trotz Inflation und Kaufkraftverlust weltweit weiter im Trend liegen würden. Bei der PHS sei die Transformation hin zur Elektromobilität zwar weiter fortgesetzt worden, doch die Konjunkturschwäche habe aber auch vor dem Elektromarkt keinen Halt gemacht. "Bei Privatkund:innen ist die Skepsis gegenüber Elektro einfach da", sagte der Sprecher der PHS Geschäftsführung. Dennoch führe kein Weg daran vorbei - alleine schon wegen der gesetzlichen Vorgaben. Zudem sollen 2024er-Neuheiten wie der VW ID.7, der Audi Q6 e-tron, der Porsche E-Macan oder der Cupra Tavascan sowie laufende Verbesserungen aktueller Modelle die Nachfrage ankurbeln. Für den Massenmarkt wolle man dann ab 2025 sehr gute Elektroautos für 25.000 Euro (ohne Förderungen) anbieten.
Vom Pull- zurück zum Push-Markt
Was die Freude über die guten Zahlen ebenfalls etwas trübt, sind die zuletzt wieder gestiegenen Rabatte und Incentives. Das würde die Rückkehr vom Pull- zum Push-Markt unterstreichen. Denn während im Zuge der Corona-Pandemie aufgrund von Lieferkettenprobleme deutlich weniger Fahrzeuge verfügbar waren, als gebraucht wurden, und somit hohe Margen eingefahren werden konnten, ist das mittlerweile nicht mehr der Fall. Positiv sieht Schützinger die Entwicklung neuer Mobilitätsdienstleistungen wie etwa das hauseigene sharetoo Carsharing, die sich vor allem in Großstädten steigender Beliebtheit erfreuen würden.
"Je nach Betrachtungsweise präsentiert sich 2023 mit zwei Gesichtern: einerseits mit trügerisch hohen Neuzulassungszuwächsen, gestiegenen Absatzzahlen bei den Gebrauchtwagen und guten Erträgen in den Handelsorganisationen. Andererseits zeigen die reinen Verkaufszahlen im gleichen Zeitraum deutlich die seit Monaten vorherrschende Kaufzurückhaltung, welche sich spätestens Mitte kommenden Jahres bei den Neuzulassungen widerspiegeln wird", analysierte Hans Peter Schützinger das Autojahr 2023 und warnte gleichzeitig: "Wir sind bei solch einer Gemengelage im heurigen Jahr und trotz respektabler Ergebnisse immer noch ein gutes Stück von einer nachhaltigen Erholung unseres Geschäfts entfernt."
Pkw-Markt in Österreich 2023 (Jänner - November)
Im Rahmen der Pressekonferenz wurde auch über das bisherige Autojahr in Österreich Bilanz gezogen. Laut der PHS profitiere der heimische Pkw-Markt in den ersten elf Monaten maßgeblich vom Abbau des aufgestauten Auftragsbestandes. Mit 220.653 Neuzulassungen liegt dieser per Ende November zwar 11,8 Prozent über dem niedrigen Vorjahresergebnis, von einem normalen Niveau vor Corona sei der Automarkt trotz Zuwächsen immer noch 28 Prozent entfernt.
Das Segment der reinen Elektrofahrzeuge hat 2023 zum fünften Mal in Folge weiter zulegen können. Mit 43.602 neu zum Verkehr zugelassenen Fahrzeugen (19,8 Prozent) war im heurigen Jahr fast jede fünfte Neuzulassung ein E-Auto. Zum Vergleich: 2022 wurden gut 30.000 reine Stromer verkauft. Für 2024 rechnet Schützinger mit einer Stagnation auf dem Niveau von 2023.
"Abhängig vom Jahresfinish der jeweiligen Marken werden wir wahrscheinlich knapp unter der 240.000er-Marke zum Stehen kommen und fast deckungsgleich mit dem Autojahr 2021 abschließen", sagt er und ergänzte: "Die Kaufzurückhaltung im Volumen- und Privatkundenbereich hat trotz guter Verfügbarkeit von Neuwagen ein besseres Marktergebnis verhindert. Das Potenzial und der Ersatzbedarf sind definitiv vorhanden, jedoch lässt die Angst vor einer längeren Rezessionsphase die bestehenden Kaufabsichten bei vielen nach hinten verschieben."
Die Volkswagen Konzernmarken seien mit 87.295 Neuzulassungen und einem Marktanteil von 39,6 Prozent wieder ein wesentlicher Treiber des Automarktes 2023. Fast 40 Prozent Marktanteil ist tatsächlich eine Ansage an die Konkurrenz und hat natürlich zur Folge, dass die Konzernmarken mit einem Neuzulassungsplus von 18,2 Prozent stärker gewachsen sind als der Gesamtmarkt, der ein Plus von 11,8 Prozent verbucht.
Hans Peter Schützinger dazu: "Für die Volkswagen Konzernmarken rechnen wir für heuer mit rund 93.000 Pkw-Neuzulassungen. In der Jahresendabrechnung würde das bedeuten, dass wir mit einem neuen Rekordmarktanteil mit rund 39 Prozent abschließen können."
Im heimischen Markenranking platzieren sich von Jänner bis November 2023 Volkswagen und Skoda auf den ersten beiden Plätzen, Audi belegt den vierten Platz gefolgt von Seat, das ohne Cupra den fünften Platz einnimmt. In der Modellhitparade sind mit dem Škoda Octavia (1.), VW Golf (3.), VW Tiguan (7.), Škoda Enyaq (8.), Seat Ateca (9.) und VW Caddy (10.) sechs Konzernmodelle in den Top 10 zu finden, in den Top 20 sind es 14. Komplettiert werden die Top 10 vom Tesla Model Y (2.), Toyota Yaris (4.), Dacia Sandero (5.) und BMW X1 (6.).
Die gute Marktposition der Marken des Volkswagen Konzerns zeigt sich mit 13.836 rein elektrischen Neuzulassungen auch bei den E-Fahrzeugen. Fast jeder dritte reine Stromer, der neu auf Österreichs Straßen rollt, ist ein Konzernmodell (31,7 Prozent). Im Markenranking liegt Volkswagen mit 4.732 Fahrzeugen auf Platz drei gefolgt von Škoda (3.405 Fahrzeuge), Audi (2.946 Fahrzeuge) und Cupra (2.566 Fahrzeuge). Hier haben Tesla auf Platz 1 (18 Prozent Marktanteil) und BMW auf Platz 2 (11,9 Prozent MA) aber mehr Autos verkauft. Im Modellranking belegen der Škoda Enyaq, Cupra Born, VW ID.4 und Audi Q4 geschlossen die Plätze zwei bis fünf. Hier dominiert das Tesla Model Y.
Die Transformation zur E-Mobilität hat hierzulande seit 2019 ordentlich Fahrt aufgenommen. Die Verschiebung weg vom klassischen Verbrennungsmotor hin zum alternativen Antrieb (Elektro und Hybrid) hat sich in den letzten Jahren – auch gepusht durch die staatlichen E-Förderungen für Unternehmer und Private – stark beschleunigt. Der Anteil am Antriebsmix veränderte sich im heurigen Autojahr weiter zugunsten der alternativen Antriebe:
- Elektro: 19,8 Prozent (+4,5%-Punkte)
- Hybrid: 28,4 Prozent (+3,3%-Punkte)
- Diesel: 19,5 Prozent (-3%-Punkte)
- Benzin: 32,4 Prozent (-4,7%-Punkte)
Wesentlich zum Ansteigen des Elektroanteils am Antriebsmix habe auch das wachsende Angebot der reinen Stromer beigetragen – aktuell können die Konsument:innen hierzulande unter 45 Marken mit Elektroautos im Angebot (+13 gegenüber 2022) und 123 Modellen (+48 Modelle gegenüber 2022) wählen, so Schützinger.
Bank Gruppe, IT und Moon
In den Bereichen Finanzierung, IT und Elektroinfrastruktur/-zubehör kann die PHS zufrieden auf das Jahr 2023 zurückblicken. So konnte die Porsche Bank Gruppe heuer ihre führende Position als Mobilitäts-Finanzdienstleister weiter ausbauen. Die mit 1.650 Mitarbeiter:innen in 15 Ländern im Finanzierungs-, Versicherungs- und Wartungsvertragsgeschäft aktive Tochter der PHS verfügt laut eigenen Angaben per Ende 2023 über zwei Millionen Verträge im Bestand (+1 Prozent Zuwachs). Rund 46 Prozent aller Volkswagen Konzernfahrzeuge, die von der PHS ausgeliefert wurden, werden von der Porsche Bank Gruppe finanziert. Die konsolidierte Bilanzsumme liegt bei acht Milliarden Euro.
Auch die Porsche Informatik setzte ihre strategische Expansion fort. Mit der Eröffnung des "Digilab Italia" in Verona ist die Sparte nun in fünf Ländern (Österreich, Frankreich, Italien, Slowenien und Rumänien) mit IT-Standorten aktiv. Mit 1.100 Softwareentwickler:innen leiste die Porsche Holding-Tochter 1,2 Millionen Software-Entwicklungsstunden und biete in 34 Ländern insgesamt 180 Softwarelösungen für den automobilen Großhandel und Einzelhandel sowie für die Finanzdienstleistungen an, so Schützinger.
Die Marke Moon Power konnte im vergangenen Geschäftsjahr ihren Umsatz mit 50 Millionen Euro mehr als verdoppeln. Mit über 50 Mitarbeiter:innen bietet das Salzburger Unternehmen in 24 Märkten unterschiedliche Energielösungen an. Große Moon-Projekte in Österreich im Jahr 2023 waren u.a. der Audi Charging Hub in der Sterneckstraße in Salzburg (LEADERSNET berichtete), die Ladestationen beim Hotel Stanglwirt in Going oder jene beim steirischen Weingut Polz. Im Jänner 2024 wird nach mehrmonatiger Umbauzeit auch die neu konzipierte "Mooncity Salzburg" u.a. mit einer Lounge als Wartebereich für den Ladepark wieder ihre Pforten öffnen.
Ausblick auf das Autojahr 2024
Abschließend gab es noch einen Blick in die nahe Zukunft. Die Porsche Holding Salzburg geht davon aus, dass auch 2024 die weltweiten Marktbedingungen herausfordernd und die wirtschaftlichen Unsicherheiten bei den Konsument:innen bestehen bleiben. Die geopolitische Situation sowie die aktuelle Wirtschaftslage, die gestiegenen Zinsen und die durch die Inflation gesunkene Kaufkraft dürften die eingetretene Erholung der Märkte verlangsamen oder auf gleichem Niveau zum Stehen bringen.
"Im 1. Halbjahr des Jahres 2024 werden wir noch von einem geordneten Abbau der bestehenden Auftragsbestände dominiert werden. Im 2. Halbjahr werden wir neben zahlreichen Produktneuheiten verstärkt auch absatzbelebende Maßnahmen erleben, um den Verkauf gerade bei den Privatkunden sowie im Volumenbereich anzukurbeln", sagte Hans Peter Schützinger. Als Porsche Holding Salzburg wolle man die ausgezeichnete Marktposition, die in Krisenzeiten sogar gefestigt werden konnte, ausbauen sowie den Konsolidierungs- und Transformationskurs weiter fortsetzen.
Eine nachhaltige stückzahlenmäßige Rückkehr des heimischen Neuwagenmarktes auf Vor-Corona-Niveau sei angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen nicht so schnell zur erwarten, da viele private Kaufinteressierte den geplanten Autokauf hinauszögern würden. "Das Marktcomeback wird noch einige Zeit auf sich warten lassen", so der Top-Manager. So werde sich der bereits länger andauernde Rückgang bei den Auftragseingängen bei den Neuzulassungen im kommenden Jahr auswirken. Eine schnelle Erholung sei damit ausgeschlossen. Ein Neuwagenmarkt von 240.000 Pkw könnte 2024 jedoch erreicht werden.
www.porsche-holding.com
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