Nachdem die Gespräche letzte Woche keinen Durchbruch brachten (LEADERSNET berichtete), wurden die Kollektivvertragsverhandlungen für rund 200.000 Beschäftigte und Lehrlinge der Metallindustrie zwischen der Gewerkschaft und dem Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) am Donnerstagabend fortgesetzt. In dieser achten Verhandlungsrunde erreichten die beiden Seiten einen vorläufigen Kompromiss, der beide Lager vorerst befriedigt.
Durchbruch hinter geschlossenen Türen
In den letzten Tagen sollen jedoch inoffizielle Verhandlungen im engsten Kreis geführt und dort auch der Durchbruch erzielt worden sein. Gewerkschaft und Arbeitgeberseite ließen also ihrer Kreativität freien Lauf und einigten sich hinter geschlossenen Türen, fernab der Öffentlichkeit. Der Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) erreichte einen Zweijahresabschluss und hat nun neben Planungssicherheit auch eine zusätzliche Sicherung für Betriebe, denen es finanziell sehr schlecht geht, bekommen - für sie gibt es eine Ausnahmeregelung. Die Gewerkschaft erkämpfte wiederum, dass fast zwei Drittel der Arbeitnehmer:innen zehn Prozent mehr Gehalt erhalten. Das ist sogar mehr, als etwa bei den Pensionist:innen oder den Beamt:innen. Mit diesen Lösungen hat man einen Kompromiss erzielt, den beide Seiten als Erfolg verkaufen können.
Die Einigung im Detail
Die Ist-Löhne und -Gehälter steigen rückwirkend ab 1. November 2023 um zehn Prozent, aber maximal 400 Euro pro Monat. Das bedeutet für die MIT im Schnitt eine Erhöhung von 8,6 Prozent. Die Lohn- und Gehaltsgruppen steigen von 3,3 Prozent (höchste Beschäftigungsgruppe) bis zu zehn Prozent (unterste Beschäftigungsgruppe). Bis zu einem Bruttoeinkommen von knapp 4.200 Euro gilt also die Erhöhung von zehn Prozent, danach schmilzt sie ab. Bei knapp 8.000 Euro sind es 5,5 Prozent brutto.
Der neue Mindestlohn bzw. das Mindestgrundgehalt liegt nun bei 2.426,23 Euro. Die Zulagen und Aufwandsentschädigungen steigen ebenso um 8,5 Prozent. Für Lehrlinge wurde im Vorjahr eine Erhöhung in Etappen bis 2024 beschlossen. Aufgrund der Inflation wird nun die vorgesehene Prozenterhöhung für das zweite, dritte und vierte Lehrjahr auf 8,5 Prozent erhöht. Im ersten Lehrjahr steigt das Einkommen wie vorgesehen von 900 auf 1.000 Euro.
Abschluss auf zwei Jahre
Zum ersten Mal gibt es außerdem einen Abschluss über zwei Jahre. Mit 1. November 2024 werden alle Löhne und Gehälter um ein Prozent über der künftigen rollierenden Inflationsrate angehoben. Laut rezenter Schätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vom Mittwoch dürfte die Teuerungsrate in Österreich im kommenden Jahr bei 3,9 Prozent liegen.
"Zufriedene" Vertreter
"Die Einigung bringt kräftige und vor allem dauerhafte Erhöhungen. Es war uns von Anfang an wichtig, dass gerade niedrige und mittlere Einkommensgruppen die Teuerung nachhaltig ausgeglichen bekommen. Dies ist mit einer Erhöhung von zehn Prozent gelungen", sagt der Chefverhandler deiner Gewerkschaft GPA, Karl Dürtscher.
"Es ist positiv, dass wir eine grundsätzliche KV-Einigung erzielen konnten, die fair und innovativ zugleich ist: Mit dem erstmaligen Abschluss über zwei Jahre schaffen wir Planungssicherheit für die Unternehmen. Mit Lohn- und Gehaltserhöhungen von durchschnittlich 8,6 Prozent erhalten wir die Kaufkraft der Beschäftigten, wobei die soziale Staffelung untere Einkommensgruppen besonders stärkt. Und mit einer betrieblichen Wettbewerbssicherungs-Klausel erhalten Unternehmen mit hohen Belastungen die Möglichkeit, Teile der Lohnerhöhungen flexibel umzuwandeln. Diese vorläufige Einigung ist eine klare Anerkennung für die Leistungen unserer Mitarbeiter:innen in einem sehr schwierigen wirtschaftlichen Umfeld", so Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI).
Jetzt bleibt abzuwarten, wie die Kollektivertragsverhandlungen für die Handelsangestellten weiter gehen. Am Dienstag konnten die beiden Seiten bei der vierten Verhandlungsrunde keine Einigung erzielen (LEADERSNET berichtete).
www.metalltechnischeindustrie.at
www.proge.at
www.gpa.at
www.oegb.at
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