Richter ist Europas ältestes Kinderschuhunternehmen und hat bereits Generationen von Kindern mit passenden Schuhen ausgestattet. Ob das in Zukunft noch der Fall sein wird, werden die kommenden Monate zeigen. Das Traditionsunternehmen mit Sitz in Pasching hat nämlich am Landesgericht für ZRS Graz Insolvenz angemeldet. Nun folgt laut KSV1870 ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung.
Warum erfolgte der Schritt in der steirischen Landeshauptstadt? Der Sitz in Pasching ist historisch begründet, jedoch befindet sich dort bereits seit geraumer Zeit weder die Produktion noch das Lager. Dies wurde bereits vor Jahren an die slowakische Tochtergesellschaft ausgelagert. Lediglich ein Teil der Mitarbeiter:innen der internen Verwaltung befinden sich noch in Oberösterreich. Die tatsächliche faktische Leitung – insbesondere die strategische und kaufmännische Führung erfolgt in Graz.
Sanierungsplan und Insolvenzgründe
Die Passiva belaufen sich dem Kreditschutzverband zufolge auf 7,91 Millionen Euro, die Aktiva werden mit 920.000 Euro beziffert. Von der Pleite sind 20 Beschäftigte und rund 116 Gläubiger:innen betroffen. Die Richter GmbH strebt die Fortführung des Unternehmens und die Entschuldung durch einen Sanierungsplan an. Sollte Letzterer angenommen werden, erhalten die Insolvenzgläubiger:innen eine Quote von 20 Prozent ihrer Forderungen, zahlbar binnen 24 Monaten. Die zur Erfüllung der Sanierungsplanquote erforderlichen Mittel sollen vor allem aus dem operativen Betrieb, der Verwertung des Warenlagers sowie erforderlichenfalls von dritter Seite finanziert werden.
Hauptgrund für die Pleite dürften Nachwehen der Corona-Pandemie sein. Wie der KSV1870 mitteilt, habe die COVID-19 Krise das Unternehmen in seiner positiven wirtschaftlichen Entwicklung insoweit beeinflusst, als infolge der langen Lockdowns und der damit einhergehenden Reduktion des Geschäftsvolumens ein unerwarteter Finanzierungsbedarf notwendig wurde. Dieser habe mittels Überbrückungsfinanzierungen, der Unterstützung der Gesellschafter:innen sowie staatlicher Förderungen gedeckt werden können. Unklarheiten eines Rückforderungsanspruches betreffend eines Verlustersatzes hätten wesentlich zur Antragstellung beigetragen, zumal aufgrund dieses Umstandes zuletzt geführte Gespräche mit finanzierenden Stellen, nicht positiv finalisiert werden konnten.
Produktion startete 1893
Richter ist einer von Europas führenden sowie traditionsreichsten Herstellern von Kinderschuhen. Seit dem Jahr 1893 werden unter der österreichischen Marke "Richter" Kinderschuhe produziert. In den letzten Jahren wurde neben einer guten Qualität noch besonderer Wert auf Nachhaltigkeit des eigenen Schuhsortiments gelegt. "Richter Schuhe" werden in Europa sowie in Asien hergestellt. Die Kernabsatzmärkte sind derzeit Deutschland, Österreich, Schweiz und Ungarn.
www.richter.at
www.ksv.at
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