Jede:r die:der gegenwärtig auf Social-Media-Plattformen unterwegs ist, sieht es: Fake News und Desinformation werden durch globale Probleme befeuert. Unabhängige Medien rüsten zwar ihre Faktencheckabteilungen auf, doch sehen sie sich zusehends mit neuen Strategien und Attacken konfrontiert.
Bei der Veranstaltung "The Future of Fact Checking" traf sich die Branche auf Einladung der Austria Presse Agentur (APA) Mitte Oktober in Wien, um sich über jüngste Entwicklungen auszutauschen. Journalistin und TV-Moderatorin Susanne Schnabl, ORF, führte durch Impulsvorträge und Panels.
"Jahrhundertchance"
"Es muss unserer Gesellschaft viel daran liegen, dass wir alle zwischen Fakten und Fakes - viele davon zusehends KI-generiert - unterscheiden lernen können. Es muss sichere Haltegriffe geben, die helfen und Einordnung liefern", so APA-CEO Clemens Pig in seiner Eröffnungsrede. Diese Haltegriffe seien Qualitätsmedien. Die Branche dürfe die nächste Technologierevolution – generative KI – nicht an sich vorbeiziehen lassen. Es handle sich um eine Jahrhundertchance.
"Fake News, Desinformation und Propaganda haben in der digitalen Welt Hochkonjunktur", hielt APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger fest. Die Auswirkungen seien in Form von Polarisierung, Hetze und einer neuen Form der Gegenaufklärung auch in der analogen Welt spürbar. "Fact Checking liefert hier ein notwendiges Gegengewicht an faktenbasierter und überprüfter Information", sagte Bruckenberger und strich das 2020 eingerichtete Faktencheckteam der Nachrichtenagentur hervor.
Fülle an Falschnachrichten
Angesichts der Fülle an Fake News müsse man filtern, welche man überhaupt aufgreift. Das passiere bei profil nach "Bösartigkeit und Reichweite", erklärte Jakob Winter, Leiter des Faktencheck-Teams des Nachrichtenmagazins. Ersteres beziehe sich v.a. darauf, ob eine Behauptung imstande sei, Schaden anzurichten. Im Faktencheck-Team der APA greife man auch Themen auf, die "unter dem normalen Medienradar fliegen", sagte APA-Verification-Officer Florian Schmidt. "Teilweise sind es sehr absurde Sachen, die aber tausendfach in sozialen Medien geteilt werden." Diese unterziehe man einer Überprüfung auf Basis von Statistiken, Daten oder auch Expert:innen.
Mehr Transparenz
Viel Desinformation zirkuliere dabei auf großen Plattformen. Youtube geht dagegen unter Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) vor, erklärte Sabine Frank, Head of Governmental Affairs and Public Policy bei Youtube in Mittel- und Osteuropa. So mache KI mittlerweile auf 93 Prozent der Inhalte aufmerksam, die letztlich nach einer Prüfung durch Menschen von der Plattform genommen werden. Drei Viertel der Inhalte würden entfernt, bevor sie von zehn Personen angesehen wurden, so Frank. Digitalexpertin Brodnig kritisierte, dass derartige Zahlen zwar beeindruckend seien, aber die Datensätze auch für Forscher zur Auswertung zugänglich sein sollten. Auch brauche es mehr Transparenz, wie das Training von KI ablaufe.
www.apa.at
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