Inflationsrückgang dürfte Konjunktur gegen Ende des Jahres beleben

| Redaktion 
| 16.08.2023

Vorerst hält die Flaute in Österreich zwar an, doch laut einer aktuellen Analyse gibt es erste Anzeichen für eine Besserung.

Die Schwächephase der österreichischen Wirtschaft geht laut der UniCredit Bank Austria in die Verlängerung. Der Konjunkturindikator habe sich nach der kontinuierlichen Verschlechterung seit Jahresbeginn im Juli zwar stabilisiert und sei im Vergleich zum Vormonat unverändert geblieben. Allerdings würde er mit einem Wert von minus 2,9 Punkten eine Fortsetzung des Abschwungs der österreichischen Wirtschaft signalisieren, sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und fügt hinzu: "Nach einem schwachen ersten Halbjahr, das mit einem leichten Rückgang des BIP im zweiten Quartal endete, besteht unmittelbar keine Aussicht auf eine Belebung. Die heimische Wirtschaft startet sehr angespannt in die zweite Jahreshälfte."

Abkühlung und Einbruch

Zu Beginn des dritten Quartals hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor spürbar verschlechtert, wenngleich der Pessimismus der Konsument:innen etwas nachgelassen hat. Während die konsumnahen Dienstleistungen im Freizeit- und Tourismusbereich profitieren würden, spüren die unternehmensnahen Dienstleistungen zunehmend die konjunkturelle Abkühlung im verarbeitenden Gewerbe. Neben der Eintrübung im Dienstleistungssektor drückt die rückläufige Industrienachfrage insbesondere aus dem Ausland auf die Stimmung in der Wirtschaft. Einerseits belastet die Abkühlung der europäischen Investitionskonjunktur unter anderem den Maschinenbau, andererseits leiden auch die Holz- und Baustoffindustrie, die Kunststoff- und Metallwarenerzeuger:innen sowie Teile der Elektroindustrie als stärker bauabhängige Industriebranchen unter dem Einbruch der Baukonjunktur. Demzufolge wird der Bausektor laut dem Konjunkturindikator immer mehr zum konjunkturellen Schlusslicht der österreichischen Wirtschaft.

Leichter BIP-Rückgang

"Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator lässt für die Sommermonate – wie schon im zweiten Quartal – einen leichten Rückgang des BIP befürchten. Ein scharfer Einbruch der österreichischen Wirtschaft dürfte jedoch ausbleiben", so Bruckbauer und ergänzt: "Wir sind optimistisch, dass sich noch vor dem Jahreswechsel eine Verbesserung der Rahmenbedingungen durch den spürbaren Rückgang der Inflation positiv auf die Konjunkturdynamik auswirken wird."

Konsum als Hoffnung

In den kommenden Monaten wird die Situation mit zahlreichen Herausforderungen für die Bauwirtschaft und die exportorientierte Industrie schwierig werden. Darauf nehmen vor allem die preislich bedingte verringerte Leistbarkeit von Wohnimmobilien in Kombination mit den verschärften Kreditvergaberegelungen und steigenden Zinsen einen großen Einfluss. Außerdem leidet die exportorientierte Industrie, da sich laut Einschätzungen, das Wachstum des Welthandels in der zweiten Hälfte 2023 voraussichtlich abkühlen wird. Zum einen belasten die massiven gleichzeitigen Zinserhöhungen der Zentralbanken vor allem das verarbeitende Gewerbe und insbesondere die Gebrauchsgüterindustrie. Nachlassende Nachholeffekte, die Verteuerung von Konsumkrediten und die hohe Unsicherheit auch in Hinblick auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt werden jedoch nur langsam zu einem Stimmungswechsel unter den heimischen Konsument:innen beitragen, der sich erst 2024 stärker positiv in der Nachfrage niederschlagen sollte.

Wende am heimischen Arbeitsmarkt

"Die Lage am österreichischen Arbeitsmarkt wird sich in den kommenden Monaten weiter verschlechtern. Aufgrund der guten Entwicklung zu Jahresbeginn wird die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2023 mit voraussichtlich 6,4 Prozent jedoch nur geringfügig über dem Vorjahreswert von 6,3 Prozent liegen. Den Hauptteil des Anstiegs wird voraussichtlich der Entwicklung am Bau geschuldet sein. Trotz des geringen Beschäftigtenanteils von knapp über sieben Prozent wird die Bauwirtschaft für rund 40 Prozent der Zunahme verantwortlich sein", so UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl

Inflation sinkt weiter

Nach durchschnittlich 9,6 Prozent im ersten Halbjahr 2023 hat sich die Teuerung im Juli auf sieben Prozent abgeschwächt. Der Konjunkturindikator zeigt, dass sich die Inflation in den nächsten Monaten weiter verringern wird, wobei ab September 2023 mit einem höherem Tempo. Während der dämpfende Effekt durch die Treibstoffpreise dann zwar ausgelaufen ist, sollte der Rückgang der Energiepreise und der Erzeugerpreise der Industrie Abwärtsdruck auf die Inflation ausüben. Im zweiten Halbjahr 2023 sollte die Inflation auf durchschnittlich rund 5,5 Prozent sinken und gegen Ende des Jahres unter der 5 Prozent-Marke liegen, so die Experten der UniCredit Bank Austria.

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