Aus Sicht der heimischen Steuerzahler:innen dürfte der 15. August in diesem Jahr eigentlich kein Feiertag sein. Denn 2023 ist der sogenannte "Tax Freedom Day" in Österreich exakt auf dieses Datum gefallen. Dieser symbolische Tag, berechnet durch das Austrian Economics Center und das Hayek Institut, markiert den Zeitpunkt, ab dem die steuerzahlenden Arbeitnehmer:innen hierzulande praktisch frei über ihr jährlich erwirtschaftetes Einkommen verfügen können. Im Jahr 2023 müssen die Österreicher:innen der Analyse zufolge mehr als 227 Tage lang arbeiten, um alle Steuern und Abgaben an den Staat abzuliefern. Das entspricht einer Einkommensbelastungsquote von 62,41 Prozent, was nicht gerade ein Grund ist, um die Korken knallen zu lassen.
Der Tax Freedom Day soll vor Augen führen, wie lange die österreichische Volkswirtschaft braucht, um die jährlich vorgegebenen Steuern und Abgaben zu bezahlen. Erst ab diesem Tag wandert das Einkommen rechnerisch tatsächlich in die eigene Tasche der wirtschaftlichen Akteur:innen.
Weitere Verschiebung
In den letzten Jahren hat sich der Tax Freedom Day in Österreich nach hinten verschoben. 2020 fand er am 31. Juli statt, 2021 am 8. August und 2022 am 14. August. "Die Abweichungen zu den im jeweiligen Jahr veröffentlichten Terminen liegen sowohl an Datenrevisionen als auch der Unsicherheit der Prognosedaten", erklärt Martin Gundinger, der den Tax Freedom Day berechnet hat. Der Stichtag zeige eine weitere Verschiebung nach hinten im Vergleich zu den Vorjahren, was unter anderem mit den wirtschaftlichen Umständen nach der Pandemie und der Energiepolitik zusammenhänge.
Das Ziel des Tax Freedom Days ist es, die Bürger:innen auf die Höhe der Abgabenlast und die bisher zumeist zunehmende Steuerbelastung aufmerksam zu machen. So soll eine Diskussionsgrundlage für Themen wie Steuerreform, Wirtschaftsstandort Österreich, Transferleistungen und die "Gerechtigkeit" des Steuersystems geboten werden. Während einige Kritiker:innen argumentieren, der Tax Freedom Day vermittle ein Bild eines "gierigen und bösen Staates", betont das Hayek Institut, dass die Bevölkerung ein Recht darauf habe, dass die staatlichen Mittel effizient eingesetzt werden.
Schlussfolgerungen und Ausblick
Der Tax Freedom Day 2023 würde deutlich die anhaltende Notwendigkeit zeigen, die Steuer- und Abgabenbelastung in Österreich zu überprüfen und staatliche Ausgaben effizienter zu gestalten. Die Verschiebung des Tages im historischen Kontext unterstreiche die Bedeutung von nachhaltigen Strategien zur Steuer- und Ausgabenpolitik, so die Forscher:innen.
"Erweitert man das Bild um Inflation, Energiekrise und die dramatischen Folgen der Corona Lockdowns, so scheint es umso tapferer, dass es immer noch junge Unternehmer und Unternehmerinnen gibt, die bereit sind, Risiko auf sich zu nehmen und Verantwortung nicht nur für das eigene Fortkommen sondern auch für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und das Gemeinwesen zu übernehmen" sagt die Direktorin des Austrian Economics Center, Barbara Kolm. Die Bemühungen dieser ganz anderen "Helden des Alltags" müssten sinnvollerweise unterstützt werden. Zur Bekämpfung der Inflation gehöre laut ihr als eine der wichtigsten Voraussetzungen eine Steigerung der Produktivität, also mehr Menschen im Arbeitsprozess, die mehr Dienstleistungen oder Waren bereitstellen. Und hier schließe sich der Kreis, denn hohe Steuerlast hemme das Entstehen und den Fortbestand von Unternehmen, so Kolm.
Dieser Einschätzung schließt sich Gundinger an und erklärt: "Eine Senkung der Abgabenquote setzt wichtige Impulse für eine Erhöhung der Produktivität, die wiederum zu den wichtigsten inflationshemmenden Faktoren zählt." Eine Senkung der Steuerlast würde keineswegs zwangsläufig zu Qualitätsverlust bei staatlichen Leistungen führen. Die Politik müsste nur die Bereitschaft haben, von anderen Ländern zu lernen und die Lehren umzusetzen, sagt der Tax Freedom Day-Berechner abschließend.
www.austriancenter.com
www.hayek-institut.at
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