Der Mitarbeiterabbau im heimischen Handel geht weiter. Dieses Mal sind Dienstnehmer:innen zweier unterschiedlicher Unternehmen (und Branchen) betroffen. Zum einen jene von Forstinger. Die Autozubehörkette hat am 6. Juli 2023 beim Landesgericht St. Pölten einen Antrag auf Einleitung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung mit einer Quote von 20 Prozent eingebracht (LEADERSNET berichtete). Damit schlitterte das Unternehmen bereits zum dritten Mal in eine Pleite. Zum anderen die Modekette Gerry Weber, die sich in Deutschland schon länger in einem Insolvenzverfahren befindet. Während bei Forstinger "nur" für elf Standorte das endgültige Aus beschlossen wurde, will Gerry Weber offenbar alle österreichischen Filialen schließen.
Forstinger
Forstinger hat in den letzten Wochen ein Sanierungskonzept erarbeitet, das die Fortführung des Unternehmens sichern soll. Am Freitag wurden die Details verraten. So werden von den 86 Standorten elf geschlossen: Hagenbrunn, Imst, Murau, Pinkafeld, Ried/Innkreis, St. Johann/Tirol, Traisen, Traiskirchen, Vomp, Waidhofen/Thaya und Zistersdorf. Davon sind rund 50 Mitarbeiter:innen betroffen, die bereits von der Geschäftsführung informiert wurden und mit denen in Einzelgesprächen die Möglichkeit einer Beschäftigung an anderen Forstinger-Standorten besprochen werde. Jedenfalls wurden die Mitarbeiter:innen beim AMS Frühwarnsystem angemeldet.
Laut der Autozubehörkette würden die Ansprüche der Kund:innenen auf eingelagertes Eigentum (z.B. Reifendepots) gewahrt bleiben. Zudem sollen in den betroffenen Werkstätten bestehende Aufträge abgearbeitet werden, neue Aufträge werden nicht mehr angenommen. Die zu schließenden Filialen werden bis Ende August geöffnet bleiben, bis dahin läuft ein Abverkauf des Warensortiments. Von Seiten der Forstinger Geschäftsführung hieß es, dass mit diesem Schritt ein wesentlicher Teil der Sanierung des Unternehmens gut auf Schiene sei. Man bekräftigte das Bekenntnis zur Fortführung.
Gerry Weber
Noch härter trifft es die Mitarbeiter:innen von Gerry Weber. Wie der KSV1870 bekannt gab, wurde über das Vermögen des Unternehmens am Freitag ein Konkursverfahren am Handelsgericht Wien eröffnet. Die Passiva betragen rund 2,6 Millionen Euro. Somit ist die Bekleidungskette nach Deutschland nun auch in Österreich pleite - alle 20 heimischen Standorte sollen geschlossen werden, womit auch die 107 Beschäftigten ihre Jobs verlieren würden.
Zur Insolvenz in Österreich hätten u.a. Umsatzverluste aufgrund sinkender Auftragslage durch weniger Kund:innen, Auswirkungen der Corona Pandemie sowie steigende Kosten im Bereich der Mietaufwendungen und Beschaffung, bedingt durch die hohe Inflation und Energiekosten, geführt. Darüber hinaus teilten die Kreditschützer mit, dass die deutsche Muttergesellschaft die Finanzierung ihrer Österreich-Tochter eingestellt habe. Das Unternehmen ist hierzulande eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der deutschen Gerry Weber International AG.
Für das Geschäft in Österreich wurde bisher kein Antrag auf Sanierung gestellt. In Deutschland will Gerry Weber den Großteil seiner Filialen - aber nicht alle - schließen.
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