LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Zauner, sie sind seit gut einem halben Jahr Country Managerin für Österreich bei Emirates. Haben sie sich Ihre neuen Aufgaben in etwa so vorgestellt?
Elisabeth Zauner: Im Prinzip schon. Es war ja so, dass ich schon viele Jahre mit meinem Vorgänger Martin Gross eng zusammengearbeitet habe. Das Daily Business habe ich also bereits gut gekannt. Bei Emirates haben wir zum Glück so gut wie keine Baustellen oder Altlasten. Ich musste also nicht erst aufräumen und viel Neues in die Wege leiten, sondern konnte in einem gut strukturierten Unternehmen weitermachen. Von daher würde ich sagen, es ist ziemlich genau das, wie ich es mir erwartet habe.
LEADERSNET: Worin liegen die größten Unterschiede zu ihren bisherigen Tätigkeiten bei der Airline? Schließlich sind sie bereits seit fast 15 Jahren für die Fluglinie tätig. Nun verantworten Sie das operative Geschäft.
Zauner: Davor war meine Tätigkeit stark auf die Vertriebspartner sowie Reisebüros und alles, was es dazu braucht, fokussiert. Da zählte auch die Preisgestaltung der Tickets dazu, was mir sehr gelegen ist, da ich ein Zahlenmensch bin. Jetzt mache ich das zwar nach wie vor und bin auch bei der Preisgestaltung noch immer involviert. Doch nun ist noch die ganze Repräsentanz der Emirates am österreichischen Markt dazugekommen. Weiters habe ich jetzt auch Personal- sowie Budgetverantwortung für unser Airport- und unser Cargo Team. Wir haben auf jedem Flug bis zu 20 Tonnen Fracht. Deshalb gibt es eine eigene Abteilung, die sich um die Speditionen kümmert. Das fällt ebenfalls in meinen Aufgabenbereich. Somit bin ich quasi für den größten Teil der Reise - inklusive Ab- und Anreise / Fracht und Passagiere - verantwortlich und nicht mehr nur für die Vertriebszeit. Das mit der Repräsentanz macht mir Spaß, da man dabei viele interessante Menschen kennenlernt. Die Zusammenarbeit mit Medien ist noch neu für mich, aber auch da lernt man viel dazu. Das große Glück bei Emirates ist, dass wir ein tolles Team mit vielen erfahrenen Mitarbeiter:innen, die alle für die Branche brennen, haben.
LEADERSNET: Die Flugbranche wurde von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen, doch seit einigen Monaten geht es wieder steil bergauf. Wie hat Emirates die Krise allgemein gemeistert und wie sieht die Buchungslage für die kommenden Monate aus?
Zauner: Wir haben da mit der Destination Dubai - unser Drehkreuz/Hub - wahnsinniges Glück, weil dort der Wirtschaftsfaktor Tourismus anerkannt, gelebt und gefördert wird. Im Prinzip hat in Dubai im Juli 2020 schon wieder alles aufgesperrt - natürlich mit einem vollständigen Sicherheitskonzept. Binnen kürzester Zeit wurde dort der Tourismus wieder ermöglicht, auf sichere Art und Weise. Gefühlt hat es zu dieser Zeit nur drei Destinationen gegeben, wo Leute hingeflogen sind: das waren Dubai, Sansibar und Mexiko. Unser Glück war, dass die Passagiere, die nach Dubai geflogen sind, mit Emirates unterwegs waren. Wir sind zunächst zwar ebenfalls gar nicht und dann mit reduziertem Betrieb geflogen, aber jene Flugzeuge, die von uns in der Luft waren, die waren stets so gut wie voll. Emirates hat damals auch die Kapazitäten extrem schnell an die Nachfrage angepasst. Zudem haben wir während der Corona-Zeit den Frachtanteil deutlich nach oben geschraubt. Hier wurden eigens Passagiermaschinen umgebaut. Ein weiterer Pluspunkt war, dass wir uns auf die Kundenwünsche eingestellt haben, die natürlich ein großes Sicherheitsbedürfnis hatten. So gab es neben den Hygienemaßnahmen etwa die Möglichkeit, jedes Ticket kostenfrei umbuchen oder stornieren zu können. Man konnte den Ticketpreis auch ganz einfach in einen Gutschein umwandeln. Insgesamt sorgte das alles dafür, dass die Emirates sehr gut durch die Krise gekommen ist.
Mit der aktuellen Auslastung unserer Maschinen und der Buchungslage für die kommenden Monate sind wir sehr zufrieden.
LEADERSNET: Wie viele Flüge von und nach Wien bietet Ihre Airline aktuell an und könnte es neben der aktuell eingesetzten Boeing 777 sogar zu einem Comeback des Airbus A380 kommen?
Zauner: Bei den Flügen gibt es nun keine Einschränkungen mehr. Die Emirates verkehrt wieder 14 Mal pro Woche zwischen Dubai und Wien - also zwei Flüge pro Tag. Aktuell ausschließlich mit einer Boeing 777. Wir wollen aber auf alle Fälle den A380 zurück nach Wien holen. Die riesige Maschine ist nach wie vor ein Publikumsmagnet. Nächstes Jahr feiern wir unser 20-jähriges Jubiläum, was sich natürlich für das Comeback anbieten würde. Eventuell bereits mit einem A380 inklusive Premium Economy Class. Emirates ist gerade dabei, in 120 Flugzeugen eine Premium Economy Class zu integrieren. Dann werden wir der weltweit größte Betreiber einer Premium Economy Flotte sein.
LEADERSNET: Sind neben Dubai in Zukunft weitere Destinationen, die von Wien aus angeflogen werden, angedacht? Und welche Pläne gibt es allgemein für den Standort Österreich?
Zauner: Bei Emirates ist es generell so, dass alles über unser Drehkreuz Dubai gespielt wird. Die Destination bietet sich übrigens hervorragend für einen Zwischenstopp an. Das machen auch sehr viele unserer Kund:innen, egal ob sie geschäftlich oder privat unterwegs sind. Sie bleiben dann einfach ein bis drei Tage dort. In Dubai gibt es ja ständig Neues zu entdecken. Deshalb bleiben wir unserer Strategie treu. Emirates fliegt mittlerweile 140 Ziele an, die alle über dieses Drehkreuz gehen. In Wien werden wir bei zwei täglichen Flügen bleiben. Österreich ist seit dem Start im Jahr 2004 ein sehr wichtiger Markt für uns.
LEADERSNET: Wie zufrieden sind Sie mit der Zusammenarbeit mit dem Flughafen Wien?
Zauner: Sehr zufrieden. Hier herrscht eine sehr vertrauensvolle Beziehung, bei der alles tadellos funktioniert. Wir sprechen uns regelmäßig ab, sind in engem Austausch, arbeiten gemeinsame Prozesse aus und sind damit höchst zufrieden. Auch dank der Unterstützung des Flughafens können wir jene Servicequalität an die Kund:innen bringen, die diese zu Recht von uns erwarten.
Für Emirates ist es auch sehr gut, dass am Flughafen Wien im Vorjahr die neue Lounge eröffnet wurde, die perfekt zu unserem Produkt und unseren Business- sowie First Class-Passagier:innen passt. Den Boardroom gleich nebenan nutzen wir auch für Schulungen für Vertriebspartner. Mit der Lounge in Dubai ist jene in Wien zwar nicht vergleichbar, das Feedback der Kund:innen ist jedoch sehr gut. In Dubai liegen die Business- und die First Class-Lounge eigentlich oberhalb des Flughafens. Dort kommt man mit dem Lift hin und ist vom Gate-Bereich komplett entkoppelt. Unsere Passagier:innen kommen von dort auch direkt ins Flugzeug, was sie sehr zu schätzen wissen.
LEADERSNET: Müssen sich Emirates Passagier:innen in diesem Jahr auf steigende Ticketpreise einstellen, oder dürfte das aktuelle Niveau halten?
Zauner: Das aktuelle Niveau ist leicht erhöht, was daran liegt, dass sich die Kostenstruktur wie in so vielen Branchen massiv verändert hat. Während Treibstoff vor der Pandemie ein Fünftel der Kosten ausgemacht hat, ist es jetzt eher ein Drittel. Dazu addieren sich noch die Mehrkosten in sämtlichen anderen Bereichen. Alle Preissteigerungen haben wir nicht absorbieren können, was man an den Ticketpreisen merkt. Emirates schafft es jedoch, den Kund:innen einen entsprechenden Gegenwert zu bieten. Uns ist es sehr wichtig, dass das Preis/Leistungsverhältnis stimmt. Wir sind davon überzeugt, dass wir unseren Preis wert sind.
Auch deshalb investieren wir trotz Krise stolze zwei Milliarden Dollar in die Umstrukturierung sowie den Innenausbau unserer Flugzeuge. Aktuell investiert Emirates beispielsweise 300 Millionen Dollar in das Entertainmentsystem an Bord, obwohl die Airline hier ohnehin bereits 14 Mal zum weltweit besten Anbieter gekürt wurde. Wir sind nicht die Günstigsten, aber wir sind unseren Preis wert. Das ist auch das Tolle an meiner Position - uns werden stets erstklassige Tools in die Hand gegeben, mit denen man bestens arbeiten kann, was natürlich wirklich Spaß macht.
LEADERSNET: Airlines stehen in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit oftmals in der Kritik. Was unternimmt Emirates, um "grüner“ zu werden? Gibt es gar ein Datum, ab dem die Fluglinie CO2-neutral fliegen möchte?
Zauner: Das ist ein enorm wichtiges Thema für uns. Bei Emirates gibt es eine eigene Abteilung, die sich nur mit Nachhaltigkeit beschäftigt. Es ist besonders aktuell, weil 2023 das Jahr der Sustainability in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist. Am 31. Jänner haben wir einen Testflug mit einer Boing gemacht, bei dem eines der zwei Triebwerke mit 100 Prozent nachhaltigem Treibstoff angetrieben wurde. Ziel war es, herauszufinden, ob die Leistung mit Kerosin vergleichbar ist und man bereits heute mit 100 Prozent "grünem" Treibstoff fliegen kann. Der Testflug war ein voller Erfolg. Emirates will bis 2050 CO2-neutral unterwegs sein, was wir auch festgeschrieben haben.
Abgesehen vom Treibstoff stehen die Themen Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Produkte an Bord zu bringen im Mittelpunkt. Beispielsweise werden unsere Decken in der Economy Class aus recycelten Plastikflaschen hergestellt, unsere Amenity Kits sind ebenfalls nachhaltig. Wir bemühen uns also, dass der ganze Zyklus so nachhaltig wie möglich gestaltet wird. Außerdem ist unsere gesamte Flotte sehr modern, das Flottenalter liegt im Schnitt bei 8,2 Jahren. Je jünger ein Flugzeug, umso sparsamer fliegt es auch. Weiters hat Emirates 200 ganz neue Flugzeuge bestellt.
www.emirates.com
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