Champagner-Index: Das etwas andere Konjunktur-Barometer

| Redaktion 
| 22.02.2023

Wird 2023 wieder alles gut und wir feiern mit Schampus, oder müssen wir unsere Inflations- und Rezessionssorgen mit Vodka betäuben? Dieser Frage ist Marketagent in einer nicht gerade alltäglichen Erhebung nachgegangen.

Mit ein wenig Augenzwinkern hat das Markt- und Meinungsforschungsinstitut ein Konjunktur-Barometer der etwas anderen Art erstellt und dabei seine LinkedIn Community gebeten, einen Blick auf die Konjunktur im Jahr 2023 zu werfen. Zentrale Frage: Wie wird sich die wirtschaftliche Lage in Österreich allgemein entwickeln und welche Performance erwarten sie für das eigene Unternehmen angesichts der aktuellen Marktsituation?

Um einen Rundumblick gewährleisten zu können, hat Marketagent die Konjunktureinschätzung aus Unternehmenssicht um ein Konsument:innen-Stimmungsbild unter 1.000 Österreicher:innen ergänzt.

Stimmung in Unternehmen: "heiter bis prickelnd"

Die extremen Preissteigerungen bei Energie und Rohstoffen haben nicht nur die Konsument:innen, sondern auch die heimischen Unternehmen hart getroffen. Seither ist der Markt von Inflations- und Rezessionssorgen geprägt. In Österreichs Betrieben scheint jedoch Zweckoptimismus zu herrschen – denn laut der Umfrage ist das Glas schon wieder halb voll. "Wir haben unsere LinkedIn-Community gebeten, die aktuelle Wirtschaftslage als Füllstand in einem Champagner-Glas wiederzugeben. Der Füllstand im Glas wird in dieser Analogie von den 382 befragten Unternehmensinsider:innen im Durchschnitt mit 53 Prozent bemessen", erklärt Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent. Die 1.000 Befragten der gegengleichen Konsument:innen-Studie seien etwas weniger optimistisch und schätzten den Glasinhalt im Durchschnitt auf 49 Prozent.

Auch wenn es ans Anstoßen auf die Entwicklung in den kommenden Monaten gehe, würde es in der Gesamt-Bevölkerung nicht ganz so stark prickeln wie in den Betrieben. Während aus der LinkedIn-Community fast vier von zehn davon ausgehen, dass der wirtschaftliche Gesamt-Trend mit Sekt/Wein oder sogar Champagner begossen werden könne (38 Prozent), sei nur gut einem Viertel der heimischen Konsument:innen derart zum Feiern zumute (28 Prozent). "Die  Österreicher tendieren im Vergleich stärker zu Fruchtsaft oder stillem Wasser", heißt es passend zur Studie etwas flapsig und weiter: "Gut ein Fünftel der Unternehmensinsider:innen befürchtet jedoch, dass sie am Ende des Jahres zum Vodka-des-Vergessens greifen müssen (22 Prozent)."

  • Hohes Vertrauen in eigene Betriebe

Das Vertrauen der befragten Branchenprofis in das eigene Unternehmen ist der Umfrage zufolge hoch: acht von zehn würden ihr privates Geld investieren und Firmen-Aktien kaufen. Und wäre das Unternehmen ein Tinder-Vorschlag, würden fast neun von zehn nach rechts swipen – also Kontakt aufnehmen wollen, so Marketagent in einer Aussendung. Den Vergleich mit der Konkurrenz scheue man ebenfalls nicht. Entspräche das eigene Marktumfeld einem Konzert, würde sich die Mehrheit der befragten LinkedIn-Community durchaus prominent positionieren. Ein Drittel sieht das eigene Unternehmen in dieser Analogie in der VIP-Loge, ein weiteres Viertel zumindest in der ersten Reihe vor der Bühne. Immerhin 16 Prozent nehmen sich als die tonangebende Band auf der Bühne wahr.

Auch der 10-Jahres-Ausblick falle unter den befragten Brancheninsider:innen optimistisch aus – sie würden mehrheitlich davon ausgehen, dass ihr Unternehmen im nächsten Jahrzehnt aufsteigen werde. In einer Wolkenkratzer-Analogie sehen fast drei von zehn ihren Betrieb zum Beispiel die Höhen des Empire State Buildings erklimmen, jede:r Zehnte könne sich sogar die Branchenspitze in Form des Burj Khalifa vorstellen.

Stimmung in der Gesamt-Bevölkerung: "still bis trübe"

"Solche Hochstimmung kommt bei den österreichischen Verbraucherinnen und Verbrauchern in der aktuellen Situation nicht auf. Grund dafür sind die steigenden Lebenshaltungskosten und die Energiekrise, die die breite Bevölkerung mit voller Wucht getroffen haben. Jeweils acht von zehn Befragten bereiten diese Entwicklungen sehr oder eher große Sorgen", erläutert Thomas Schwabl.

Wie stark sich diese Belastungen auch auf die Stimmung in der Bevölkerung niederschlagen, zeige der Lebenszufriedenheitsindex im Zeitvergleich. Aktuell geben nur noch sieben von zehn Österreicher:innen an, mit ihrem Leben sehr oder eher zufrieden zu sein. Im Jänner 2022 lag dieser Wert noch bei 76 Prozent, im 10-Jahres-Vergleich sogar bei 84 Prozent.

Lediglich gut zwei von fünf Österreicher:innen (44 Prozent) würden ihre aktuelle finanzielle Situation als sehr oder eher gut einschätzen. Jede:r Dritte bewertet sie als befriedigend, jede:r Fünfte wenig bis überhaupt nicht gut. Hoffnung auf Besserung im laufenden Jahr erwarten sich die Wenigsten. Nur jede:r Fünfte (22 Prozent) gehe davon aus, dass sich seine:ihre finanzielle Lage 2023 zum Besseren wenden werde. Im Vergleich dazu rechne sogar gut ein Drittel (35 Prozent) mit einer Verschlechterung. Die restlichen 43 Prozent der Befragten hoffen, dass die Umstände zumindest stabil bleiben.

Laut Marketagent sei es deshalb auch wenig überraschend, dass die Menschen hierzulande aktuell eher dazu tendieren, Geld zu sparen und größere Anschaffungen vorerst hintanstellen. Einschränken wolle man sich vor allem bei Ausgaben für Unterhaltungselektronik, Kleidung & Schuhen und Freizeit & Unterhaltung. Finanzielle Mehraufwände erwarten die Österreicher:innen dagegen im Bereich Lebensmittel und Wohnen – also genau jenen Bereichen, die durch die aktuellen Preissteigerungen besonders stark betroffen sind.

www.marketagent.com

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