So stark steigt der Verbrauch von modernen Elektroautos bei Kälte

| Tobias Seifried 
| 07.11.2022

In einem Test mit Tesla Model 3, Nio ET7 und Renault Mégane E-Tech wurde der Mehrverbrauch bei einer Temperatur von -7 Grad Celsius ermittelt.

Bisher haben es die Temperaturen in diesem Jahr mit der kalten Jahreszeit noch nicht allzu ernst genommen. Doch dass der nächste Winter und damit auch frostige Tage kommen werden, ist so sicher wie das Amen im Gebet. Für Fahrer:innen oder Interessent:innen von Elektroautos stellt sich dabei natürlich die Frage, wie sich die Kälte auf den Verbrauch und somit auf die Reichweite auswirkt. Schließlich heißt es, dass die Stromer bei eisigen Temperaturen deutlich weniger weit kommen sollen.

Wie sich die Kälte tatsächlich beim Verbrauch von Elektroautos bemerkbar macht, haben nun der ÖAMTC und seine europäischen Partnerclubs im Rahmen des aktuellen "Green NCAP"-Tests überprüft. Bei diesem Test geht es eigentlich um folgende Frage: Wie umweltverträglich sind aktuelle Fahrzeuge und Antriebsarten? Dieses Mal mussten sich drei aktuelle Elektromodelle dem umfangreichen Prozedere stellen: Nio ET7 (in Österreich noch nicht erhältlich), Renault Mégane E-Tech und Tesla Model 3.

Höchstwertung für alle drei Probanden

Beim eigentlichen Green NCAP-Test schnitten alle drei Stromer hervorragend ab. Sie wurden mit der Höchstwertung von fünf Sternen bewertet. Max Lang, Fahrzeug- und Umweltexperte beim ÖAMTC, erklärt, wieso dieses Ergebnis wenig überraschend ist: "E-Autos stoßen im Fahrbetrieb keine Luftschadstoffe aus und verfügen grundsätzlich über einen äußerst effizienten Antrieb. Treibhausgase entstehen nur indirekt bei der Erzeugung und Transport des Ladestroms. Diese Emissionen berücksichtigen wir im Green NCAP anhand des insgesamt sehr sauberen europäischen Strommixes." Aus diesem Grund haben alle drei Autos in den drei Einzelwertungen von Green NCAP (Schadstoffausstoß, Effizienz des Antriebs, Treibhausgasemissionen) Spitzenwerte erreicht.

Green NCAP November 2022
Alle drei Elektroautos bekamen die Höchstwertung © ÖAMTC/Green NCAP

Wer ein im Fahrbetrieb möglichst umweltfreundliches Auto haben möchte, könne laut den Tester:innen bedenkenlos zu jedem der drei Testkandidaten greifen. "Die Unterschiede in Sachen Klimafreundlichkeit sind tatsächlich marginal. Bemerkenswert ist allerdings die auch für ein Elektroauto sehr hohe Energieeffizienz des Tesla Model 3, der beim Autobahn-Test die besten Werte aller bisher im Rahmen von Green NCAP untersuchten Fahrzeuge erreicht. Neben der Technik unter der Haube erreicht Tesla das mit einer extrem aerodynamischen Frontpartie", erklärt Lang.

Deutliche Effizienzeinbußen bei Kälte

Ein Schwachpunkt wurde allerdings bei allen drei Fahrzeugen festgestellt: Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nimmt die Effizienz deutlich ab, unter anderem auch, weil wegen fehlender Motor-Abwärme der Strom zum Heizen direkt aus der Batterie kommt. Im Umkehrschluss heißt das: Geringere Reichweite, damit häufigeres Aufladen und leicht erhöhte, indirekte Treibhausgasemissionen, weil dafür mehr Strom erzeugt werden muss.

  • So erhöht sich bei kalten Winterbedingungen (WLTC+ Test bei -7 Grad Celsius) der Verbrauch des ET7 um satte 72 Prozent, wodurch die Reichweite deutlich reduziert wird. Die anfängliche Innenraumheizung benötige viel Energie und die Verbesserung des Klimamanagements erfordert grundsätzlich besondere Anstrengungen der Elektrofahrzeughersteller, resümieren die Tester:innen.

  • Beim Mégane E-Tech erhöht sich der Verbrauch sogar noch Stärker. Dieser legte bei einer Temperatur von -7 Grad Celsius um 78 Prozent zu. Hier werde die Reichweite aufgrund des Bedarfs an Innenraumheizung erheblich eingeschränkt. Begründung: "Während herkömmliche Fahrzeuge die Abwärme des Verbrennungsmotors für den Komfort nutzen können, müssen Elektroautos auf den wertvollen Strom zurückgreifen, der in ihren Batterien gespeichert ist. Aus diesem Grund muss ein besonderes Augenmerk auf die Effizienz der Innenraumheizung gelegt werden."

  • Das Model 3 liegt auf dem selben Niveau wie das Nio-Modell. Auch hier steigt der Verbrauch bei einer Temperatur von sieben Grad unter dem Gefrierpunkt um 72 Prozent. Hier würden sich neben der Innenraumheizung auch die Wärmeleistung, die für den Schutz der Batterie benötigt wird, negativ auf Reichweite und Verbrauch auswirken.

Insgesamt fällt das Fazit positiv aus

"Diese Faktoren sind letzten Endes jedoch marginal und ändern nichts am sehr guten Eindruck, den alle drei E-Autos bei unseren Tests hinterlassen haben", stellt der ÖAMTC-Experte abschließend klar. Für welches man sich letztlich entscheide, hänge vom persönlichen Einsatzzweck und den finanziellen Mitteln ab, umwelttechnisch seien alle auf höchstem Niveau.

www.greenncap.com

www.oeamtc.at

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