LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Schlosser, mit der Fusion von ISPA Werbung und Megaboard zur Megaboard GmbH wurde ein Transformationsprozess eingeläutet. Mit welchen Maßnahmen konnten Sie als COO dem Gemeinschaftsunternehmen Ihren Stempel aufdrücken?
Schlosser: Kulturen zu vereinen ist generell ein komplexes Unterfangen. In unserem Fall waren es mit der ISPA-Werbung und der Megaboard zwei erfolgreiche und seit vielen Jahren am Markt etablierte Unternehmen, welche in vielerlei Hinsicht unterschiedlich waren.
Strukturen, Corporate Identity, Marktauftritt und Kommunikation ließen sich Dank professioneller Hilfe vergleichsweise rasch unter einen Hut bringen bzw. neu definieren. Folglich haben wir bereits im Frühjahr 2018 mit unserem Projekt "Wir machen's Mega" eine neue erfolgreiche Ära eingeleitet.
Meiner Ansicht nach, sind Menschen das Kapital eines Unternehmens. Sie arbeiten täglich und bringen Ideen ein, um den gemeinsamen Erfolg voranzutreiben. Es sind auch die Menschen, die man in einem Veränderungsprozess, wie der Fusion zweier Unternehmen, nicht einfach umkrempeln kann. Viel Gewohntes löst sich in Luft auf, viel Neues scheint unsicher und die goldene Mitte muss erst gefunden werden.
Mit unserem Projekt "Wir bleiben Mega", dass ich 2019 im Zuge meiner Ausbildung "Pioneers of the 21th Century" an der WU EA entwickelte, haben sich freiwillige Kolleg:Innen in eigenverantwortlichen, gecoachten Projektgruppen auf die Reise begeben, um Themen wie unsere Firmenkultur, interne Kommunikation, Werte, Vision und einiges mehr zu diskutieren, zu entwickeln und für uns alle als neue Unternehmensbestandteile zu integrieren.
Aus den Kernthemen wie Eigenverantwortung mit dem Slogan "Mei Eigenverantwortung is ned deppert" wurden Freiraum und Achtsamkeit abgeleitet, welche nun zentrale Bestandteile von Megaboard geworden sind.
Auch zum Thema Büro- und Arbeitsplatz konnte ich engagierte Kolleg:innen finden, die mit vielen neuen Ideen dazu beigetragen haben, dass sich unser Office nach und nach in eine Mega-Oase verwandelt hat. Der Platz an dem Menschen gerne zusammentreffen, um tatkräftig mitzuwirken, Inspiration für neue Projekte zu finden oder bei denen sie ihren Ideen freien Lauf lassen können.
Das Führen auf Augenhöhe ist mittlerweile bei uns tief verwurzelt, sodass alle, die mitgestalten und tatkräftig mitwirken wollen, auch den Freiraum bei Megaboard bekommen, das eigenverantwortlich zu tun.
LEADERSNET: Nachhaltigkeit und Umweltschutz haben in den letzten Jahren für Unternehmen und deren Mitarbeiter:innen sowie Kund:innen immer mehr an Bedeutung gewonnen. Welche Schritte setzt Megaboard diesbezüglich im eigenen Unternehmen?
Schlosser: Das Thema Umweltschutz ist eine Herzensangelegenheit vieler Megaboard Kolleg:innen und auch von mir persönlich. Nachhaltigkeit hat mittlerweile bei einer Vielzahl an Unternehmen, wie auch in unserer gesamten JC Decaux Konzernwelt, Fuß gefasst. Die Strategie lehnt sich bei Großkonzernen, wie auch bei uns, häufig an die von der UNO veröffentlichten Sustainable Development Goals an.
Zum Thema Umweltschutz haben wir uns bereits vor Jahren auf die Suche nach Alternativen für Weich-PVC-Materialien gemacht, die in der Außenwerbung verwendet werden können. Im vergangenen Jahr ist uns hier, als erstes Außenwerbeunternehmen in Österreich, mit dem Einsatz PVC-freier Werbeplanen und -netzen ein erster großer Durchbruch gelungen.
Auch für den Einsatz von selbstklebenden Folien für Verkehrsmittelwerbung laufen seit Jahren Tests für PVC-freie Alternativen. Aufgrund der hohen Anforderungen in diesem Bereich, konnten wir bis heute noch kein geeignetes Produkt finden.
Ein Upcycling-Thema, dass uns viel Freude bereitet, ist die Weiterverarbeitung alter Werbeplanen und -netzen zu Rucksäcken, Taschen und dergleichen in Zusammenarbeit mit der Wörkerei. Hierbei handelt es sich um eine Initiative mit der Langzeitarbeitslose über einen langen Zeitraum begleitet und wieder ins Berufsleben eingegliedert werden. Unsere Kunden und auch wir selbst nützen gerne diese Möglichkeit, um anderen mit den praktischen Produkten eine Freude zu bereiten und den Lebenszyklus in der Außenwerbung verwendeter Kunststoffe zu verlängern.
Gemeinsam haben wir im Konzern auch hohe Anforderungen im Bereich anderer Nachhaltigkeitsthemen definiert. Hier wurden Ziele vereinbart, um Jahr für Jahr Energie und Abfall zu reduzieren oder dafür umweltfreundliche Alternativen zu finden.
LEADERSNET: Spüren Sie auch von Seiten Ihrer Kund:innen eine erhöhte Nachfrage nach umweltfreundlicher Außenwerbung?
Schlosser: Seit Markteinführung der PVC-freien Materialen im vergangenen Jahr, kommen für einige unserer Kunden die herkömmlichen Werbenetze und -planen nicht mehr in Frage.
Jedoch ist es uns auch mit kontinuierlicher und intensiver Kommunikation noch nicht gelungen, die Mehrheit der Kunden von den neuen Materien zu überzeugen. Aufgrund der aufwendigeren Fertigung sind die PVC-freien Alternativen etwas teurer. Im Verhältnis zum gesamten Medienwert ist der Mehrpreis dennoch verhältnismäßig gering. Wir werden weiter hart daran arbeiten, hier die Quote noch weiter zu verbessern.
LEADERSNET: Welche Möglichkeiten gibt es diesbezüglich? Kann hier beispielsweise der Einsatz von energiesparender LED-Technologie für eine Reduktion des ökologischen Fußabdrucks sorgen?
Schlosser: Die Beleuchtung wurde beim Großteil unserer Werbeträger mittlerweile auf LED-Technologie umgestellt. Bei unseren Megaboards sind die Megaprisma-Anlagen mittlerweile auch mit Remotesteuerungen ausgestattet, sodass Sujets auf Kundenwunsch tageszeiten- und wochentagabhängig und bei Bedarf auch statisch geschalten werden können um Energie zu sparen.
Auch LED-Boards sollen zukünftig den Platz einzelner Megaboards einnehmen. Hier bedarf es allerdings noch der Überwindung einiger behördlicher Hürden.
LEADERSNET: Und wie sieht es bei großen Werbeplanen und -netzen aus? Kann man hier auf recycelte Materialien, umweltfreundliche Druckfarben oder Ähnliches zurückgreifen?
Schlosser: Recycelte Materialen, die für Druckprodukte in der Außenwerbung Anwendung finden, sind mir nicht bekannt. Auch nicht im Papierbereich. Neben der Nachhaltigkeit sind auch Aspekte wie Druckqualität und Farbbrillanz für unsere Kunden enorm wichtig. Für ein hochwertiges Druckergebnis ist unter anderem die Reinheit der Grundmaterialen Voraussetzung. Alle Druckfarben werden von unseren Partnern seit geraumer Zeit ausschließlich auf Wasserbasis verwendet, um so allen Umweltstandards gerecht zu werden.
Im Vorjahr hat Megaboard eine Kooperation mit der Caritas gestartet. Dabei wurden aus alten Planen, die sie gespendet haben, Accessoires wie Taschen oder Rucksäcke hergestellt. Somit kann nicht nur Müll vermieden werden, sondern auch das gemeinnützige Beschäftigungsprojekt "Wörkerei" (ehemalig: "ArbeitsRaum") unterstützt werden. Wie kam es zu dieser Initiative und sind weitere Kooperationen mit Unternehmen und Organisationen geplant?
Meine Kollegin Romana Zehetner ist bei einer Bitte für die Spende einer alten Werbeplanen hellhörig geworden und hat das Projekt eigenverantwortlich bei uns im Unternehmen umgesetzt. Dies hat mich sehr inspiriert. Einerseits zu sehen, wie diese sinnstiftende Partnerschaft mit der Wörkerei zu fruchten begonnen hat und andererseits zu erleben mit wie viel Freude die dort arbeitenden Menschen an der Verarbeitung des "Mülls" der Werbewirtschaft haben.
Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Unternehmen auf den Zug aufspringen und die Wörkerei mit der Anfertigung von Produkten beauftragen würden. Ich selbst verwende meinen Mega-Wörkeier-Rucksack fast täglich. Um Eindrucke und mehr Informationen zum Projekt zu erhalten, haben wir ein spannendes Video erstellt (Anm.: dieses können Sie hier sehen).
Wir arbeiten auch mit vielen anderen NGOs seit vielen Jahren zusammen und stellen unsere Werbeflächen bei Leerstand für Umwelt und soziale Themen gerne zur Verfügung.
LEADERSNET: Wenn wir abschließend noch in die Zukunft blicken: Welche Projekte in Sachen Nachhaltigkeit hat der Außenwerbe-Allround-Spezialist noch in der Pipeline?
Schlosser: Wir suchen nach einer Lösung unsere Abfall-Kunststoffe in den Rohstoffrückgewinnungs-Kreislauf zurückzuführen. Hier wurden erste Labortests durchgeführt, um die genauen chemischen Bestandteile zu bestimmen und herauszufinden, wie und wo unsere Abfallprodukte weiterverarbeitet werden können. Mit dem Projekt stehen wir gerade erst am Beginn, aber vielleicht werden aus unseren Werbeplanen von heute bald die Zahnputzbecher von morgen.
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