Na, wann haben Sie ihre letzte "persönliche Erklärung" abgegeben? War das im Jugendalter, als man von den Eltern mit einer Flasche Bier erwischt wurde, oder doch erst auf der Uni, als der Dozent einen aufforderte sich bezüglich einer verspäteten Abgabe zu erklären?
"Persönliche Erklärungen" haben seit einiger Zeit in Österreich Hochsaison und steigen wie die Inflation. Gestartet wurde der Trend von Reinhold Mitterlehner 2017. Obwohl sich dieser natürlich auch bei Hermann Maier bedient haben könnte, der mit dieser Aussage schon 2009 zu einer Pressekonferenz lud. Spoiler: Er trat vom aktiven Skisport zurück.
Da Gesundheitsminister Mückstein aber kein aktiver Spitzensportler ist, konnte man am Donnerstag um zwölf Uhr zumindest damit spekulieren, dass er sich wohl aus der Politik zurückziehen werde, anstatt die Skier an den Nagel zu hängen. Was sich natürlich auch nicht ausschließen lassen würde.
Bruch mit der Tradition
Obwohl es diesmal nicht ganz nach Tradition ablief. Mückstein erklärte nämlich nicht selbst, sich persönlich zu erklären, sondern überließ die Erklärung, dass er sich persönlich erklären werde, Bundeskanzler Nehammer.
© Twitter
Die Chancen, dass Mückstein bei der Pressekonferenz um 15:30 Uhr seinen Rücktritt verkündet, waren Donnerstag Mittags jedenfalls auch mathematisch belegbar: Ganze 66 Prozent der "persönlichen Erklärungen" seit Mitterlehner endeten in einem Rückzug. Rechnet man Straches "vorläufigen Rückzug" mit ein, schnellt diese Zahl sogar auf 72 Prozent in die Höhe.
Detail am Rande: Die letzte "persönliche Erklärung" endete damit, dass Herbert Kickl schlicht verkünde, nicht geimpft zu sein. Auch hier konnte man beim Mittagsessen eher ausschließen, dass das bei Mückstein der Fall sein würde. (ca)
Rücktritt ist mittlerweile offiziell
Update, 3. März 15:45 Uhr: Wie im Vorfeld erwartet, hat Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein am Donnerstag um 15:30 Uhr in einer kurzfristig einberufenen persönlichen Erklärung seinen Rücktritt verkündet. Als Gründe nannte er unter anderem, dass er in den letzten Wochen gemerkt hat, für den Job nicht mehr 100 Prozent geben zu können. Außerdem habe es ihn schwer belastet, dass er ständig unter Polizeischutz stand und seine eigenen vier Wände nur noch in Begleitung von Personenschützer:innen verlassen konnte. Bis zur Angelobung seines Nachfolgers, die in den nächsten Tagen erfolgen wird, bleibt er im Amt.
Kommentar schreiben