Lars Feld gibt dem IHS einen Korb

Warum der designierte Chef seinen Job doch nicht antritt und was das Institut für Höhere Studien und die Nationalbank zu den Vorwürfen sagen.

Er galt bereits seit Juli 2021 als fixer Nachfolger von Martin Kocher als Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS) und habe auch als Favorit von Finanzminister Magnus Brunner für diesen Posten gegolten. Jetzt hat der deutsche Ökonom dem IHS aber überraschenderweise "einen Korb gegeben".

Abhängigkeiten und Risiken

Der frühere Vorsitzende des Sachverständigenrates, umgangssprachlich auch "deutsche Wirtschaftsweisen" genannt, kommt für den "prestigeträchtigen Posten" nicht nach Österreich, sondern bleibt Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Der 55-Jährige begründete seine Absage in einem Mail an Journalist:innen unter anderem damit, dass das Wiener Institut umstrukturiert und vor allem im finanzwissenschaftlichen Bereich gestärkt werden müsse. Dies würde aber nicht ohne Querelen ablaufen können und dadurch zu Belastungen führen. Außerdem führt er die Änderung der Grundfinanzierung durch die Österreichische Nationalbank (OeNB) an.

Auch die wesentlich stärkere Abhängigkeit von Geldgebern merkte er an. In Deutschland werden die Mittel von unabhängigen Gesellschaften wie der Leibniz-Gemeinschaft vergeben.

Es würde kontinuierliche, im Umfang stärkere Anstrengungen der Leitungen der Institute, ihre Unabhängigkeit zu sichern, brauchen, insbesondere im Hinblick auf die Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit, so Feld weiter. Für ihn wäre der Wechsel nach Österreich mit einigen Risiken verbunden.

Gerüchten zufolge sei es bei der Entscheidung, nach Österreich zu gehen, auch um hohe Einbußen in der Pension in Deutschland gegangen.

Das sagt IHS-Präsident Franz Fischler dazu

Das IHS kann die von Feld genannten Gründe nicht nachvollziehen:"Die Grundfinanzierung mit dem Bundesministerium für Finanzen (BMF) und der OeNB wurde im vergangenen Jahr neu verhandelt und für das Jahr 2022 erfolgreich abgeschlossen."

IHS-Präsident Franz Fischler sei jetzt mit Guntram Wolff, Leiter des Bruegel Instituts in Brüssel, in Gesprächen für diesen Posten.

Oesterreichische Nationalbank ortet ein "Foul"

Die Darstellung von Lars Feld sei nicht richtig, so OeNB-Direktor Thomas Steiner zum Standard. Er spricht sogar von einem "Foul" des deutschen Ökonomen.

Die Notenbank stelle ihre Finanzierung tatsächlich um, will aber den Instituten weiter langfristig im Wort bleiben, so Steiner. Wurden die Fördergelder bisher jährlich beschlossen, sollen es künftig dreijährige Vereinbarungen sein, um die sich die Institute bewerben müssen. "Ein Gutachtergremium, bestehenden aus zwei ausländischen und einem inländischen Experten, werde eine Auswahl an geeigneten Bewerbern treffen", zitiert der Standard. Die Notenbank werde dann auf Basis dessen die finale Entscheidung treffen.

Diese Vorgehensweise habe man Steiner zufolge auch mit Feld besprochen, "im Großen und Ganzen sei das für ihn in Ordnung gewesen." Dass sich Feld mit Kritik an die Medien gewendet hat, sei "nicht in Ordnung", so der OeNB-Direktor. (jw)

www.ihs.ac.at

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