LEADERSNET: Im Bankgeschäft spielen naturgemäß Zahlen eine zentrale Rolle. Könnten Sie die RLB OÖ anhand einiger Eckdaten beschreiben?
Keplinger-Mitterlehner: Die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich begleitet als fünftgrößte Bank Österreichs mit einer Bilanzsumme von mehr als 50 Milliarden Euro eine Vielzahl an Privat-, Unternehmens- und institutionellen Kunden mit maßgeschneiderten Finanzdienstleistungen. Gemeinsam mit den oberösterreichischen Raiffeisenbanken bildet sie die Raiffeisenbankengruppe OÖ, auf die jedes zweite Klein- und Mittelunternehmen sowie 80 Prozent der Industriebetriebe in Oberösterreich und in Summe rund 960.000 Kunden vertrauen.
Auch in Süddeutschland sind wir sehr erfolgreich mit neun Standorten vertreten, erst kürzlich wurden wir hier von der Oskar-Patzelt-Stiftung für das besondere Engagement bei der Begleitung mittelständischer Unternehmen als "Bank des Jahres" ausgezeichnet. Auf all diese Zahlen sind wir sehr stolz, wir wissen aber auch, dass damit große Verantwortung verbunden ist.
LEADERSNET: Sie sehen sich und Ihr Unternehmen nicht nur als klassischen Finanzierer, sondern vielmehr als strategischen Marktbegleiter von Firmen. Wie macht sich das bemerkbar?
Keplinger-Mitterlehner: Finanzierungen sind ein wesentlicher Bestandteil in der Zusammenarbeit mit Unternehmen, wir versuchen aber gemeinsam mit unseren Kunden alle Rahmenbedingungen, Eventualitäten aber auch Chancen mitzudenken und bestmögliche Lösungen dafür zu finden. Bei einem Auslandsgeschäft ist beispielsweise die Absicherung von Markt-, Währungs- und Zinsrisiken ein zentraler Aspekt. Unser Ziel ist ein gemeinsamer, nachhaltiger Erfolg. Kunden werden aber auch bei Unternehmensnachfolgen, Expansionen sowie Management Buy-Outs und Management Buy-Ins begleitet. Wir können für dieses Rundum-Service auf jahrzehntelange Erfahrung, aber auch auf ein breites Netzwerk aus starken Tochterunternehmen und Partner-Banken im Ausland zurückgreifen.
LEADERSNET: Die RLB OÖ ist auch am Wiener Markt stark vertreten und betreut hier Unternehmen sowie gehobene Privatkunden. Wie unterscheidet man sich in Wien von Mitbewerbern?
Keplinger-Mitterlehner: Neben den genannten Vorteilen durch unser breites Netzwerk und Know-how zeichnet uns sicherlich die besondere Nähe zu unseren Kunden aus. Unsere Konzernstrategie ist darauf ausgelegt, in allen Bereichen des Unternehmens die Kundenperspektive in den Mittelpunkt zu stellen und sich permanent an Kundenbedürfnissen auszurichten. Kundennähe heißt aber nicht nur, eine enge und vertrauensvolle Beziehung zu pflegen, sondern tatsächlich vor Ort zu sein. Mit dem Oberösterreich Haus bieten wir eine Anlaufstelle und einen Netzwerkknoten für unsere Partner in prominenter und optimal erreichbarer Lage hinter der Staatsoper, quasi im Herzen von Wien.
Zudem sind wir hier auch mit Tochterunternehmen wie der Real Treuhand oder der Raiffeisen IMPULS Leasing vertreten. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist unser Beteiligungsbereich. Wir bieten nicht nur das klassische Kreditgeschäft, sondern unterstützen auch als starker Partner mit Eigenkapital.
LEADERSNET: Warum ist Ihnen wichtig, als oberösterreichische Bank auch in Wien stark vertreten zu sein?
Keplinger-Mitterlehner: In Wien sind nicht nur unzählige spannende und innovative Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen angesiedelt, unsere Bundeshauptstadt ist auch wesentlicher Dreh- und Angelpunkt für österreichische und internationale Geschäftsbeziehungen. Umso wesentlicher ist es, ein breit aufgestelltes Team aus Betreuern und Spezialisten im Oberösterreich Haus zu haben. Es ist spezialisiert auf Firmenkunden ab einen Umsatz von zehn Millionen Euro.
LEADERSNET: Die Corona-Pandemie hat die heimische Wirtschaft zu Beginn besonders hart getroffen. Wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen?
Keplinger-Mitterlehner: Gerade in den ersten Monaten ging es darum, Stabilität und Sicherheit zu geben. Unsere Aufgabe war es zunächst, die Liquiditätsausstattung unserer Kunden sicherzustellen und die unterschiedlichen COVID-Fördermaßnahmen der Regierung praxisgerecht auszugestalten und umzusetzen. Das breite Förder-Know-how und das Netzwerk unserer Spezialisten war in diesem Zusammenhang wichtig und entscheidend. In den ersten neun Monaten haben wir mehr als 465 Anträge geförderter Exportkredite der OeKB (Österreichische Kontrollbank) mit einem Gesamtvolumen von über 2,2 Milliarden Euro abgewickelt. Bei Wechselbürgschaften betrug das Volumen 2,6 Milliarden Euro – ein Marktanteil von 13 Prozent in Österreich.
Mit den in Österreich genehmigten aws erp-Krediten (European Recovery Program= Europäisches Wiederaufbau-Programm) sind wir die mit Abstand stärkste Förderbank. Um den Neustart der Wirtschaft zu stützen, galt es jedenfalls, Investitionen zu ermöglichen und die Unternehmen eng dabei zu begleiten, die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen.
LEADERSNET: Die RLB OÖ positioniert sich als "Möglich-Macher-Bank". Was bedeutet das?
Keplinger-Mitterlehner: Die RLB OÖ verfügt nicht nur über das Know-how, sondern auch über die notwendige Kapitalstärke, um ein wesentlicher Impulsgeber in Österreich und Süddeutschland zu sein. Unser Anspruch als Finanzpartner ist es, dass Kunden ihr Potenzial voll entfalten, mit unserer Unterstützung wachsen und Innovationen umsetzen. Wir wollen gemeinsam Erfolgsgeschichten schreiben. Zudem zeichnen wir uns als Möglichmacher durch schnelle Entscheidungswege aus. Geschwindigkeit gewinnt schließlich im täglichen Geschäftsleben immer mehr an Bedeutung.
LEADERSNET: Welche DNA soll die RLB OÖ in fünf Jahren haben?
Keplinger-Mitterlehner: Kundennähe wird, mehr denn je, ein zentraler Baustein unserer Geschäftsphilosophie sein, die Corona-Pandemie hat uns dahingehend bestärkt. Auch Regionalität und Nachhaltigkeit sind tief in der Raiffeisen-DNA verankert. Die RLB OÖ wird sich in vielen Bereichen weiterentwickeln, gerade die Anpassung an Kundenbedürfnisse ist ein laufender Prozess. Digitale Technologien helfen uns dabei, das Wirtschaftsleben unserer Kunden Schritt für Schritt zu erleichtern, zudem wollen wir unser starkes Netzwerk noch umfangreicher in die digitale Welt übersetzen und für unsere Kunden nutzbar machen. Wichtig ist und bleibt aber auch in Zukunft der persönliche Kontakt als Basis für eine enge und vertrauensvolle Kundenbeziehung. (jw)
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