"Am Ende zählen zufriedene und glückliche Mitarbeiter und Kunden"

Nicolas Hold von HSG Events im Interview über den achtsamen Umgang mit Umwelt und Mitmenschen, Green Meetings, die Zukunft der Branche sowie die Highlights von Ginmarkt Wien, "Stadt:Kultur", Rumfestival und des nachhaltigen "Advent im Park". 

Österreich ist gerade dabei, zur "Normalität" zurückzukehren, das Event-Business springt wieder an. LEADERSNET hat dies zum Anlass genommen und Nicolas Hold, Konzepter und Senior Projektleiter bei HSG Events (vormals Vision05),  zum Interview gebeten.  

LEADERSNET: HSG Events setzt voll auf Nachhaltigkeit. Wie kam es dazu?

Hold: Dieses Thema beschäftigt uns schon seit 2010. Wir alle tragen Verantwortung für diese Erde und stehen vor zwei großen Herausforderungen: Den Klimawandel aufhalten und die natürlichen Ressourcen schonen. Wir sind heute an einem Punkt angekommen, an dem wir uns alle fragen müssen, wie wir weitermachen wollen. Gerade als Unternehmen haben wir da viele Möglichkeiten, um zum verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt beizutragen und etwas zu verändern.

LEADERSNET: Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Events möglichst umweltfreundlich zu gestalten. Wie sind die bisherigen Erfahrungen?

Hold: Das Team von HSG Events engagiert sich schon seit 2010 in diesem Bereich. Wir haben von jeher an der Bar Abfall getrennt, versucht Müll generell zu vermeiden, nachhaltige Produkte zu verwenden und vorwiegend mit regionalen Partnern zusammen zu arbeiten. Nicht nur bei den Events selbst, sondern auch im Büro ist Nachhaltigkeit schon lange Thema. In den letzten Jahren haben aber auch wir uns immer intensiver mit der Thematik auseinandergesetzt und sind zu dem Schluss gekommen, dass das alles nicht reichen wird und wir noch größere Schritte setzen müssen. Der nachhaltige Advent im Kurpark Baden, das Kulturprogramm STADT:KULTUR oder die CEV Beachvolleyball U22 Europameisterschaft sind nur einige wenige Projekte bei denen wir nicht nur nachgebessert haben sondern die Veranstaltung von Grund auf verändert haben.

LEADERSNET: Nun lassen Sie sich für das österreichische Umweltzeichen für Green Events und Green Meetings zertifizieren. Welche Voraussetzungen sind hier zu erbringen?

Hold: Damit HSG Events mit dem Umweltzeichen zertifiziert wird, müssen wir einen umfangreichen Kriterienkatalog erfüllen. Das betrifft im Agenturbetrieb beispielsweise den Bereich Papier und Werbemittel, Reinigungsmittel, energiesparende Geräte, Abfallvermeidung und -entsorgung, Verwendung von Lebensmitteln oder Schulung von Mitarbeiter*innen.
Bei der Umsetzung von Events kommen dann viele weitere Kriterien dazu - vor allem in den Bereichen Catering, Veranstaltungsstätten, Stromversorgung, Dekoration, Mobilität oder Kommunikation. All diese Punkte sind unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und sozialen Kriterien durchzuführen.

Das bedeutet, dass bei Werbematerialien ausschließlich recyceltes oder zertifiziertes Papier verwendet und auf Plastik zur Gänze verzichtet wird. Getränke und Essen werden nur in Mehrweg-Geschirr ausgegeben. Außerdem liegt der Fokus ganz klar auf regionalen Produkten, damit kurze Anfahrtswege realisiert werden können. Generell achten wir beim Thema „Anfahrt“ stark auf die umweltfreundliche Anreise unserer Gäste – wir rufen immer dazu auf und weisen auf Optionen hin. Beim Event vor Ort wird nach Möglichkeit Öko-Strom genutzt und die Deko gestalten wir zum Beispiel mit selbst gepflückten Blumen! Auch ein durchdachtes Abfall-Konzept ist für uns schon lange selbstverständlich – vor Ort machen wir die Abfalltrennung für unsere Gäste so einfach wie möglich.

In Bezug auf Soziales setzen wir uns für die Förderung sozialer und kultureller Initiativen ein – bei STADT:KULTUR gibt es zum Beispiel Freikarten für Menschen mit finanziellen Engpässen. Auch kulturbegeisterte Kinder und Jugendliche fördern wir mit unserem Schreibwettbewerb schreib.art.

 LEADERSNET: Ist der achtsame Umgang mit Umwelt und Mitmenschen in vielen Bereichen in der Branche eigentlich noch Neuland?

Hold: Ja, aber ich denke, spätestens seit dem vergangenen Jahr setzen sich die meisten Unternehmen mit dem Thema auseinander und Transformationsprozesse haben begonnen. Jetzt ist es wichtig, Unternehmen bestmöglich zu begleiten und unterstützen, weil im Moment unser größter Gegner die Zeit ist. Auch, wenn bei uns noch viel zu tun ist, möchten wir Vorbild sein und haben uns jetzt auf den Weg dahin gemacht!

LEADERSNET: Kann "Advent im Park" als eines Ihrer Referenzprojekte angesehen werden?

Hold: Ja, definitiv. Unter dem Motto "Baden FAIRzaubert" haben wir 2019 ein gänzlich neues Adventmarkts-Konzept im Kurpark Baden auf die Beine gestellt. Vor allem die Aspekte Regionalität, Information und ökologische Verantwortung finden besondere Beachtung. "Advent im Park" überrascht dabei mit einem sich wöchentlich wandelnden Angebot an Aussteller*innen mit nachhaltigen Produkten. Für Händler*innen und Gastronomie gilt: Lokal vor überregional.

Der Markt gestaltet sich vorbildlich und wegweisend. Nachhaltige Lebensmittel, biologisch abbaubares Geschirr, ökologisch hergestellte Punschhäferl, Mülltrennung, händisch betriebenes Kinderkarussell, Strohspielplatz, nachhaltige Möbel, Nachhaltige Hütten, Nachhaltigkeits-Info-Pfad usw. werden hier geboten.

LEADERSNET: Was können ein Ginmarkt Wien und ein Rumfestival zum Thema beitragen? Was ist das überhaupt?

Hold: Das Vienna Rumfestival ist das größte Rumfestival im Herzen Europas und findet heuer parallel mit dem Ginmarkt Wien – Österreichs schönstem Ginfestival - bereits zum 6. Mal in der Ottakringer Brauerei statt. Wien wird mit den beiden Messen jedes Jahr zum internationalen Hotspot, denn es werden die außergewöhnlichsten Spirituosen aus aller Welt präsentiert. Unsere Gäste kommen, um zu verkosten und zu genießen. Für eine tolle Atmosphäre sorgen dabei die passende (Live) Musik und weiteres Rahmenprogramm.

Bei beiden Events achten wir schon seit Beginn an auf ein nachhaltiges Abfallkonzept, umweltfreundliche Werbematerialien und rufen zur achtsamen Anreise auf. Beim Vienna Rumfestival setzen wir uns zusätzlich für den Erhalt des Regenwaldes ein. In Kooperation mit dem Onlineshop Rumzentrum.at kaufen wir ein Stück Regenwald, um ihn vor der Abholzung zu schützen. Die Stände beim Rumfestival wurden zudem in Handarbeit von einem Tischler in Niederösterreich gebaut.

LEADERSNET: Mit der art.experience wollen Sie ein kulturaffines Publikum ansprechen. Wie gelingt das unter den heutigen Voraussetzungen?

Hold: Unter dem Titel STADT:KULTUR, bzw. vormals art.experience bieten wir seit 12 Jahren ein hochkarätiges Kulturprogramm an. Das Thema Kultur genießt nach wie vor einen hohen Stellenwert in Österreich und wir konnten die Programmpunkte nahezu jährlich weiter ausbauen. STADT:KULTUR IM PARK, das Kulturprogramm unter freiem Himmel im Kurpark Baden, wird als erstes unserer Events mit dem Österreichischen Umweltzeichen als Green Event zertifiziert. Wir freuen uns schon sehr auf die ersten Programmpunkte Ende Juni nach so langer Zeit des Lockdowns!

LEADERSNET: Wie sehen Sie die Zukunft der Eventbranche?

Hold: Gerade durch die Corona-Zeit wurde klar, dass wir so nicht weitermachen können und es in dieser Branche einiges zu verbessern gibt. In unserer Branche wird traditionell eng mit Medien aller Art zusammengearbeitet. Wir liefern Content, der wiederum gerne medial verarbeitet wird. Die Frage ist nur was wir in Zukunft an Content liefern wollen. Das ist eine riesige Chance, die wir jetzt haben und nicht verspielen dürfen.

LEADERSNET: Kann man schon voraussagen, welche Zielsetzungen bei den Veranstaltungen in den nächsten Jahren im Fokus stehen werden?

Hold: Neben den weitreichenden Klimaschutz-Maßnahmen wollen wir vor allem auch eine entsprechende Aufklärungsarbeit bei Events leisten. Daher möchten wir unsere Gäste über die Folgen des Klimawandels für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft in Verbindung mit ethischen Fragen wie Klimagerechtigkeit informieren. So machen wir es zum Beispiel bereits auf spielerische Weise beim "Nachhaltigen Advent" mit dem interaktiven Nachhaltigkeits-Info-Pfad.

Des Weiteren spielen aber auch Geschlechtergerechtigkeit, nachhaltiger Konsum und der vollständige Abbau von Barrieren für Menschen mit Behinderung eine zentrale Rolle bei Veranstaltungen. Und am Ende zählen natürlich zufriedene und glückliche Mitarbeiter*innen und Kund*innen. (jw)

www.hsg-events.at

 

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