Die Pandemie wirkt für digitale Angebote wie ein Boost. Dass aber selbst analoge Produkte wie Kaffee digitale Welten kapern können, stellt aktuell das Wiener Unternehmen Espressomobil unter Beweis. Es gebe so viele Franchise-Anfragen wie noch nie, so die beiden Geschäftsführer Moriz Fleissinger und Reinhold Lindmoser.
Zurückzuführen sei dies den beiden zufolge darauf, dass sie bereits lange vor der Pandemie damit begonnen hatten, ihr analoges Angebot zu digitalisieren. Ein nur auf den ersten Blick unvereinbarer Gedanke, wie Lindmoser betont: "Wir haben schon vor Jahren damit angefangen, die Top-Qualität unseres Produkts auch durch Top-Qualität im digitalen Content Bereich widerzuspiegeln." Die Social-Media-Kanäle werden seit Jahren mit professionellen Inhalten bespielt. Vor allem Instagram hat man sich als ideale Plattform ausgesucht und besonderes Augenmerk auf die Business-Elemente dieses Tools gelegt. So seien fast alle aktuellen Franchise-Partner – egal, ob in Dubai oder im Oman – über Instagram akquiriert worden.

Gebrandeter Milchschaum
Auch am Point of Sale selbst kommt schon lange digitales Know-how zum Einsatz: "Unsere sogenannten Coffee-Ripples bieten Kunden die Möglichkeit, individuelle Motive per App hochzuladen und auf den Milchschaum des eigenen Kaffees aufzubringen", erzählt Moriz Fleissinger. Ein Service, der vor allem im Businessbereich eingeschlagen hat: So können etwa Firmenlogos auf dem Cappuccino oder der Melange von Mitarbeitern oder potenziellen Neukunden prangen. "Charmanter kann Werbung nicht sein", sind sich die
Espressomobil-Chefs einig.
Diese Aspekte seien nur Puzzleteile eines digitalen Gesamtbildes. Auf diese aber konnte das Unternehmen in den vergangenen Monaten gezielt aufbauen. "Wir haben die Pandemie genutzt, um neue Welten aufzusperren", sagen die Chefs. Und dabei wurde offensichtlich, wie gut digitale mit analogen Welten im Doppelspiel funktionieren können: Aufgrund dessen, dass die rollenden Kaffeehäuser "lockdowntauglich" sind, gelang es Fleissinger und Lindmoser im ersten Schritt, auf öffentlichen Plätzen neue Standorte zu schaffen. Die Espressomobile wurden so selbst während der kalten Wintertage zu beliebten Outdoor-Cafes, bei denen alle Sicherheitsbestimmungen mühelos eingehalten werden konnten. Diese Tatsache konnte das kreative Duo im nächsten Schritt über die bestehenden und international verzweigten digitalen Kommunikationskanäle kommunizieren. So wusste bald die ganze Welt, dass dieses Gastromodell auch in der Pandemie funktioniert.
Innovatives Payment System
"Diese Form des digitalen Know-how-Transfers ist als Dealmaker neuer Partnerschaften entscheidend", sagen die Unternehmer. Das funktioniere aber freilich nur dann, wenn man auch im zweiten Schritt weiterdenkt – und zwar digital. So wurde inzwischen eine eigene Onboarding-App für neue Franchisenehmer und deren Mitarbeiter entwickelt, um jegliche Barrieren möglichst frühzeitig abzubauen. "Wir können somit das analoge Gerät mit digitalen Attributen schlüsselfertig und selbsterklärend übergeben." Mit Bluecode wurde ein modernes Payment-System integriert: "Derzeit sind wir dabei, dieses System noch um eine Prepaid-Facette zu erweitern", so Lindmoser. Die Idee dahinter: Man sagt mittels App, wann man an welchem Standort in der Stadt seinen Kaffee abholen möchte. Dann braucht man, etwa auf dem Weg ins Büro, nur noch vorbeizugehen und seinen bereits über die App bezahlten Energie-Boost für den Tag abzuholen.
Aktuell stehen vier internationale Standorte kurz vor dem Abschluss: Saudi Arabien, Bahrain, Katar und New York. (red)
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