Nach 573 Jahren: Das älteste Lokal Wiens steht kurz vor dem Ruin

Die Coronapandemie könnte dem "Griechenbeisl" in der Innenstadt den Garaus machen.

"Oh du lieber Augustin …" – Mit diesen Zeilen beginnt nicht nur ein altes, sehr bekanntes Volkslied, das wohl mit Fug und Recht zum Wiener Kulturgut gezählt werden kann, sondern sie schmücken auch die Fassade und das Logo des ältesten Lokals unserer Bundeshauptstadt. Der Überlieferung nach war es nämlich genau dort, im innerstädtischen "Griechenbeisl", wo Marx Augustin, ein Musikant, Alltagspoet und Minnesänger, das ihm zugeschriebene Lied "Du lieber Augustin" zum ersten Mal darbot.

EU-Förderdeckel als Hindernis

Ironischerweise vollenden den Refrain des Liedes die immer wieder kehrenden Zeilen "… alles ist hin", und genau vor einem solchen Schicksal muss nun das älteste Lokal Wiens, das "Griechenbeisl", bangen. Denn nach 573 Jahren seines Bestehens hat es zwar Weltkriege, die Pest, Revolutionen und eine Reihe an Eigentümern und Renovierungen überlebt – doch die Coronakrise stellt das geschichtsträchtige Lokal nun vor das Aus.

Das "Griechenbeisl" am Fleischmarkt 11 gehört heute einer Firma, die insgesamt 17 Restaurants mit rund 300 Mitarbeitern in Wien betreibt. Eine gastronomische Größenordnung, die der EU-Förderdeckel bei weitem nicht über Wasser halten kann. Die finanziellen Mittel aus dem Unterstützungsfonds der EU reichen bei weitem nicht aus, um das Überleben der Gastronomiebetriebe der "Griechenbeisl"-Inhaber zu sichern – ohne ein rasches Eingreifen von Außen und eine Sonderlösung von EU und oder Regierung steht das Traditionslokal nun vor dem Aus. Die Coronakrise hat viele etablierten und traditionsreichen Betriebe in einen Überlebenskampf gestoßen – ein Schicksal, das auch beispielsweise die Café-Konditorei Aida (LEADERSNET berichtete) teilt.

"Ungleichbehandlung der Betriebe"

Gegenüber der Krone erläutert Konrad Bergen, Miteigentümer der ETII-Gmbh, der das "Griechenbeisl" gehört, den Ernst der Lage: "Für den November erhalten wir nicht einmal 50 Prozent Umsatzersatz, im Dezember gar nichts." Bergen klagt eine "Ungleichbehandlung" von Unternehmen an, die jedes ihrer Lokale unter einer eigenen Firma angemeldet hätten: "Andere Gastronomen haben jedes ihrer Lokale in eine eigene Firma gepackt und können so bis zu 800.000 Euro Zuschuss pro Betrieb erhalten. Wir erhalten für unsere 17 Restaurants aber nur einen einmaligen Zuschuss. Das ist eine Ungleichbehandlung", sagt der Griechenbeisl-Miteigentümer.

Wenn nicht schnellstens eine Lösung gefunden werde, dann drohe der ETII GmbH und dem "Griechenbeisl" bereits im Jänner der Pleitegeier, und zumindest die Hälfte der Mitarbeiter wäre ihren Job los, beklagt Bergen. Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer Wien, sieht im "Griechenbeisl" und den 16 Schwesterlokalen keinen Einzelfall. Er fordert sofortige Verhandlungen mit Brüssel und sieht auch jene Wirte, die vorigen Herbst wegen Umbau geschlossen hatten und nun um alle Hilfsgelder umfallen, akut gefährdet. (rb)

www.griechenbeisl.at

Es handelt sich um eine hoch profitable Gastro-Gruppe (Ergebnis 2018 > 1,8 Mio EUR bei einem UMS fast EUR 13 Mio.), die seit 2017 im Rahmen einer HongKong Ltd als 100% Eigentümer geführt wird. Die Kosten sind hoffentlich schon heruntergefahren, Kurzarbeit angemeldet, Wareneinsatz ist auf 0. Win a few, loose a few, die unbekannten Gesellschafter sollten halt eine EK Stärkung aus eigenen Mitteln vornehmen, im Q2/2021 brummt die Gruppe wieder. Das Jammern in einer Krise durch eine "falsche" Gesellschaftsstruktur erwischt zu werden, ist unmöglich. BG, Markus
Das Lokal gehört einem Unternehmen das in Hongkong registriert ist.
Vermutlich in Österreich nicht voll versteuert und EU-Förderungen bekommt.
Ich denke da liegen in Kongkong Gelder, die das Überleben unterstützen könnten.

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV