COVID-19: Egoismus hilft

| 09.12.2020

Psychologische Studie zeigt, dass sich Menschen eher an Maßnahmen halten, die sie selbst schützen.

Menschen kümmern sich zunächst um die eigene Sicherheit, bevor sie andere schützen. So lautet das zentrale Studienergebnis eines Teams im Institut für Psychologie der Universität Bamberg zum Thema Corona. Wie das GesundheitsPortal berichtet, wurde untersucht, welche Schutzmaßnahmen die Befragten umsetzen und wie die wahrgenommene Schutzwirkung für sich selbst und für andere, den Aufwand für Selbst- und Fremdschutz beeinflusst.

Die Ergebnisse dazu wurden am 5. November 2020 in der psychologischen Fachzeitschrift Comprehensive Results in Social Psychology veröffentlicht. "Überraschend für uns war, dass sogar für prosoziale Menschen der Schutz anderer Personen zweitrangig ist", zitiert das GesundheitsPortal Dr. Johannes Leder, der die Studie mit Dr. Alexander Pastukhov und Dr. Astrid Schütz durchführte.

Prosozial oder selbstorientiert

Die Wissenschaftler führten zwei Online-Befragungen durch und werteten diese aus: Die erste Befragung mit 419 Personen fand im März während des Lockdowns statt, die zweite mit 253 Personen nach dem Lockdown im Mai und Juni 2020. In den Umfragen mussten die Teilnehmer 17 verschiedene Schutzmaßnahmen – etwa eine Gesichtsmaske tragen, Abstand halten oder Corona-Partys meiden – bewerten.

Daneben wurde auch die soziale Wertorientierung, die widerspiegelt, wie kooperativ Personen sind und wie stark sie sich an ihrem eigenen Vorteil orientieren, erhoben. 92 Prozent der Teilnehmer entpuppten sich als prosozial. "Prosoziale Menschen kooperieren mit anderen und versuchen, eine faire Lösung zu finden", so Leder. "Das Gegenteil sind selbstorientierte Menschen, die egoistisch handeln."

Selbstschutz-Aspekt stärker betonen

Während die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich die Befragten während des Lockdowns anders verhalten haben als danach, was beispielsweise das Thema Abstandhalten betrifft, so habe es in einem Punkt keine Veränderung gegeben: Menschen seien vor allem motiviert, Maßnahmen umzusetzen, die sie selbst schützen und wenig aufwendig sind, wie Händewaschen.

Laut Johannes Leder sollten Personen, die in der Politik, der Forschung und im Gesundheitswesen tätig sind, in der Öffentlichkeit den Selbstschutz-Aspekt stärker betonen: "Sie sollten also deutlich machen, dass es langfristig jedem und jeder Einzelnen hilft, wenn man andere schützt und so die Ausbreitung von COVID-19 reduziert." Dann würden seiner Ansicht nach mehr Menschen die erforderlichen Maßnahmen umsetzen. (as)

www.uni-bamberg.de

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