Hannes Jagerhofer ist Gründer und Eigentümer der ACTS Group, sowie von checkrobin.com und dafür bekannt, die weltweit erfolgreichsten Beach-Volleyball-Turniere auszutragen. In den letzten 20 Jahren ist es ihm gelungen, eine neue Ära einzuläuten und internationale Standards für diesen Sport zu setzen. LEADERSNET hat Jagerhofer zum Interview gebeten.
LEADERSNET: Eigentlich sollten alle internationalen und nationalen Beach-Stars beim A1 Major Vienna 2020 auf der Donauinsel aufschlagen, doch das Corona-Virus fegt alle Bühnen leer. Was haben Sie vor und wie steht es um die Planungen für die Beach Majors 2021?
Jagerhofer: Ja, da ist korrekt. Corona hat auch uns zu 100 Prozent getroffen. Aktuell sind wir optimistisch und planen eine neue Auflage mit unserem 25-jährigen Jubiläum für den Sommer 2021 auf der Wiener Donauinsel in gewohnter alter Manier. Parallel dazu arbeiten wir aber auch an einem Plan B, sollte es Corona-bedingt weiterhin Einschränkungen für nächstes Jahr geben.
LEADERSNET: Welche Absicherungen sind erforderlich, falls weitere Wellen zum Ausfall neugeplanter Veranstaltungen führen?
Jagerhofer: Wir haben der Regierung einen Rettungsfallschirm präsentiert, welcher je nach Zeitpunkt der Absage unsere bis dahin getätigten Ausgaben deckelt. Mit diesem Rettungsfallschirm im Rücken können wir also zu 100% an der Umsetzung für das nächste Jahr arbeiten.
LEADERSNET: Man hört, dass die Unterstützung durch die Stadt Wien und Sponsoren sehr großzügig geplant ist. Wer sind die Sponsoren für kommendes Jahr?
Jagerhofer: Die Stadt Wien ist ein fairer und treuer Partner und – ich glaube man kann das auch so sagen – liebt unseren Event. Bei den Sponsoren sind es mehr als 80 Prozent unserer jetzt schon über die Jahre treuen Partner, allen voran A1 als Titelsponsor. Was uns sehr freut ist, dass es auch Interesse von neuen, potenziellen Sponsoren gibt, wo wir gerade mitten in den Verhandlungen stehen.
LEADERSNET: Was müsste seitens der Regierung getan werden, um die Grundbedingungen sicher zu stellen?
Jagerhofer: Die Regierung müsste jetzt das, was schon medial angekündigt wurde, nämlich unseren Rettungsschirm, offiziell in ein Papier einarbeiten und diesen Rettungsschirm, wie es uns kommuniziert wurde, von der EU genehmigen lassen.
LEADERSNET: Wie sehen Sie die Entwicklung des Beachvolleysports in Österreich vor und seit Corona?
Jagerhofer: In Österreich wurden ja, seitdem wir Beachvolleyball veranstalten, ca. 2500 professionelle Plätze gebaut. Erst kürzlich habe ich von unserem Sandlieferanten erfahren, dass auch für das nächste Jahr einiges in Planung ist – das freut uns sehr. Wenn man berücksichtigt, dass alleine ein professioneller Platz an die € 30.000.- kostet und jene Summe mit der Anzahl der Plätze, die gebaut wurden, multipliziert, dann ergibt das einen Wert an die € 75 Mio., welchen der Sport in Österreich auch wirtschaftlich gedreht hat.
Zudem ist Beachvolleyball dadurch, dass eine Mannschaft aus lediglich zwei Personen besteht, ein sehr Corona-freundlicher Sport – das hilft uns auch ein wenig.
LEADERSNET: Kann man aus der Rückkehr von Großveranstaltungen auf die Weltbühne auch Mut für die weitere Planung ziehen?
Jagerhofer: Das gestaltet sich nicht so einfach. Wir waren ja in den letzten Jahren mit der Beach Major Series in vielen Ländern wie USA, Canada, Kroatien, etc. aktiv, mussten jetzt aber zur Kenntnis nehmen, dass es für uns in diesen Ländern noch längere Zeit keine Möglichkeit geben wird, unsere Veranstaltungen in gewohnter Manier durchzuführen. Aus diesem Grund haben wir auch den Gedanken der Major Series ad acta gelegt und versuchen, uns auf Märkte wie Deutschland und Österreich und einige CEE-Länder zu fokussieren. Die USA müssen einmal ihre Hauptthemen wie NBA, NHL, NFL, etc. zum Laufen bringen, bevor sie wieder in der Lage sind, über eine der „Randsportarten" wie Beachvolleyball zu sprechen.
LEADERSNET: Wie sehr hat Sie die ganze Coronakrise letztendlich getroffen?
Jagerhofer: In einem Bereich zu 100%, nämlich bei allem, wo es um das Thema Beachvolleyball geht, aber auch in Hinsicht auf unsere Corporate Events, welche meine Agentur schon seit über 30 Jahren organisiert. Auf der anderen Seite aber sind wir schon länger im digitalen Geschäft tätig und haben in unserem Klagenfurter Office in den letzten 15 Jahren ein digitales Kompetenzcenter aufgebaut. Hier sind bis zu 20 Programmierer beschäftigt.
LEADERSNET: Welcher Art von Tätigkeiten kommt Ihre Acts Digital in Klagenfurt nach?
Jagerhofer: Wir haben 2006 mit der Programmierung von checkfelix begonnen. Checkfelix ist ja heute – glaube ich – eine mehr als anerkannte Flug- und Reisesuchmaschine, welche wir 2011 an den Marktführer KAYAK (bzw. booking.com) verkauft haben. Zwischenzeitlich haben wir dann mit YPD eine digitale Recruiting-Plattform errichtet, wo wir über einen Online-Wettbewerb die motiviertesten Burschen und Mädels des Landes gesucht haben und auch mehr als erfolgreich an internationale Konzerne weitervermitteln durften. Von Apple in Cupertino, über Siemens in Shanghai, bis hin zu Danone in München – überall werden sie unsere YPDler finden.
LEADERSNET: Und was sind gerade die aktuellen Herausforderungen, mit denen sich Ihre Programmierer auseinandersetzen?
Jagerhofer: Wir haben ja 2011 checkrobin.com in Österreich gelauncht. Hier ging es um die Umsetzung einer Idee, welche darauf basiert, dass täglich an die 100.000 Fahrzeuge auf Österreichs Autobahnen unterwegs sind, die aber nur eine Auslastung von 1,27 Personen pro Fahrzeug aufweisen. Diese leeren Bruttoregistertonnen an freier Ladekapazität wollten wir nutzen, um diese Fahrer mit Leuten, welche Dinge versenden möchten, zu verbinden. Das Konzept war von Beginn an extrem erfolgreich, nur haben leider die unterschiedlichsten Einrichtungen wie Wirtschaftskammer, etc. begonnen, quer zu schießen und wir mussten (bis die rechtliche Situation geklärt war) das ganze Thema einfrieren.
LEADERSNET: Ist checkrobin jetzt letztendlich "sauber"?
Jagerhofer: Ja, ich habe 2017 von der Korruptionsstaatsanwaltschaft ein Schreiben erhalten, dass sämtliche Erhebungen eingestellt wurden, weil es keinen Grund für Erhebungen gibt. Wir haben uns aber in der Zwischenzeit immer tiefer mit dem Bereich Logistik beschäftigt und daraus resultierend die Plattform 2018 gravierend weiterentwickelt.
LEADERSNET: Was ist der genaue Unterschied vom Gründungsgedanken von checkrobin zur aktuellen Plattform in Deutschland?
Jagerhofer: Das ist etwas komplett Anderes und hat mit der ursprünglichen Idee überhaupt nichts mehr zu tun. Bei checkrobin.com handelt es sich jetzt um eine Versandplattform für Pakete, die Webshops und E-Commerce Händler in Deutschland verwenden können. Wir fokussieren uns auf die kleinen Händler mit weniger als 30 Paketen pro Tag, von denen es aber ein unfassbares Potenzial von ca. 130.000 Webshops und ca. 85.000 Händlern gibt. Wir arbeiten praktisch mit allen großen Logistikern zusammen, von DPD über UPS bis hin zu DHL und das Ding fliegt jetzt richtig. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass Covid-19 uns diesbezüglich sehr geholfen hat.
LEADERSNET: An Ihrem Beispiel sieht man also, wie wichtig es ist, sich auf mehreren Standbeinen aufzustellen?
Jagerhofer: Ja, mit Sicherheit und das war auch immer mein Ziel. Aktuell versuchen wir mit unseren Kärntner Programmierern, die auf wirklich tolle Referenzprojekte verweisen können, unser Know-How als Dienstleister vermehrt auch anderen Firmen zur Verfügung zu stellen. Haben letzte Woche gerade erfahren, dass wir die Fan-App für eine führende europäische Sports Federation entwickeln dürfen. Schon beim Briefing-Gespräch letzte Woche durfte ich erkennen, dass dies etwas sehr Spezielles und auch Großes ist – und für uns natürlich ein weiteres tolles Referenzprojekt. (jw)
www.acts.at