Nur sechs Prozent der heimischen Unternehmen nicht von Coronakrise betroffen

KSV1870 Umfrage: Bei einem Drittel der Firmen steigen die Umsätze wieder an.

Knapp drei Monate nach dem Shutdown sind laut einer aktuellen KSV1870 Umfrage lediglich sechs Prozent der befragten Unternehmen nicht von einer der größten globalen Krisen der Geschichte betroffen. Das schrittweise Hochfahren der Wirtschaft in den vergangenen Wochen hat sich laut Austrian Business QuickCheck bereits zumindest ein wenig positiv auf die aktuelle Geschäftslage der Betriebe ausgewirkt.

41 Prozent bewerten diese mit sehr gut/gut – im April waren es circa 30 Prozent. Diese Tendenz zeigt sich auch daran, dass bei 34 Prozent der befragten Unternehmen die Umsätze zuletzt wieder gestiegen sind, wodurch auch eine vorsichtige Entspannung bei den liquiden Mitteln zu verzeichnen ist. Deutliche Auswirkungen hat die Coronakrise in Österreich auch auf das Zahlungsverhalten: 45 Prozent der Befragten sprechen von einer teils gravierenden Verschlechterung.

Wankende Wirtschaft

"Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie rasch die Wirtschaft ins Wanken geraten kann. Auch wenn vielerorts verlorene Umsätze nicht mehr kompensiert werden können, ist es erfreulich, dass im Vergleich zu April die allgemeine Geschäftslage wieder etwas positiver gesehen wird und Umsätze steigen", erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG die aktuelle Situation der österreichischen Wirtschaft.

Das Hochfahren der Wirtschaft manifestiert sich laut KSV1870 Umfrage vor allem anhand von vier Faktoren: Mitarbeiter kehren vermehrt ins Büro zurück (35 Prozent), Umsätze sind im Steigen (34 Prozent), Mitarbeiter werden zumindest teilweise vorzeitig aus der Kurzarbeit zurückgeholt (22 Prozent) und Lieferanten können ihre Produkte wieder regelmäßiger liefern (21 Prozent).

© KSV1870
© KSV1870

Parallel zum langsamen Hochfahren der österreichischen Wirtschaft scheint es für die befragten Unternehmer bereits jetzt klar zu sein, wie es nach der Coronakrise weitergeht. 54 Prozent der Befragten gehen von einem stark bereinigten Markt aus, der dann nur noch aus den finanzstärksten Unternehmen bestehen wird. Gleichzeitig erwarten 47 Prozent, dass die Zahl der Arbeitslosen auf lange Sicht hoch bleiben wird. Als wahren Zukunftstreiber sieht knapp die Hälfte (49 Prozent) der Unternehmer die Digitalisierung an – und zwar noch stärker und schneller als das bereits in der Vergangenheit der Fall war.

Vorsichtige Entspannung bei liquiden Mitteln

Die seit Kurzem steigenden Umsätze führen auch bei der Frage nach den liquiden Mitteln der Firmen zu einer leichten Erholung. Während im Zuge der KSV1870 Umfrage im April noch über 50 Prozent der befragten Betriebe angaben, dass ihre finanziellen Mittel maximal drei Monate ausreichen oder gar schon aufgebraucht waren, so ist das aktuell bei rund einem Drittel (35 Prozent) der Fall.

Gleichzeitig erwarten 34 Prozent der Unternehmen langfristig keinen Liquiditätsengpass (April 2020: 14 Prozent). Aus diesem Grund sind die österreichischen Unternehmen auch wieder etwas optimistischer in Blickrichtung Investitionen: 20 Prozent (April: 13 Prozent) gehen aktuell davon aus, die ursprünglich für 2020 geplanten Investitionen in vollem Umfang realisieren zu können. 19 Prozent planen, zumindest einzelne Investitionen tätigen zu können. Darüber hinaus ist zuletzt die Zahl jener, die gar keine der geplanten Investitionen umsetzen können, von 21 auf 18 Prozent gesunken.

Zahlungsverhalten hat sich deutlich verschlechtert

Wie die Ergebnisse des aktuellen Austrian Business QuickCheck zeigen, hat sich das Zahlungsverhalten in den ersten beiden Monaten nach dem Shutdown rapide verschlechtert. 45 Prozent der befragten Unternehmen sprechen von einer teils deutlichen negativen Entwicklung – lediglich fünf Prozent erkennen eine Verbesserung. Als Hauptgründe für die Verschlechterung nennen 58 Prozent die verspätete Bezahlung von Rechnungen als häufigste Auswirkung. Für jeweils 22 Prozent hat sich die Zahlungsmoral generell verschlechtert bzw. haben Geschäftspartner Zahlungen zur Gänze eingestellt. Zudem wurde es für etwas mehr als ein Fünftel der Unternehmen notwendig, verstärkt Mahnprozesse zu starten.

"Das Nichtbezahlen von Rechnungen ist auch in der aktuellen Phase kein Kavaliersdelikt. Unternehmen sollten weiterhin Mahnprozesse starten, denn am Ende des Tages geht es auch um die eigene Liquidität", so Vybiral. "Insgesamt ist es ratsam, dass sich die Geschäftspartner gemeinsam an den Tisch setzen und nach einer für beide Seiten sinnvollen Lösung suchen, sobald klar ist, dass offene Forderungen nicht fristgerecht bezahlt werden können." Darüber hinaus erkennen 20 Prozent jener Befragten, die bereits in den ersten Wochen von COVID-19 eine negative Tendenz des Zahlungsverhaltens festgestellt haben, eine zusätzliche Verschlechterung seit Mitte Mai. Für 17 Prozent hat sich diese zuletzt etwas gebessert, während 63 Prozent der Firmen keine weitere Veränderung wahrgenommen haben. (red)

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