Mediaanalyse: Gefestigte Monarchie der "Reichweitenkaiser" bei schrumpfendem Reich und Hoffnungsflimmern bei Magazintiteln

| 26.03.2020

Die heimischen Tageszeitungen erreichen immer weniger Menschen, der Markt im Allgemeinen zeigt sich wechselhaft.

Es gibt manche Regelmäßigkeiten, denen auch die anhaltende Coronakrise keinen Abbruch tun kann: eine davon ist die zweijährliche Media Analyse (MA), die den Status Quo des österreichischen Printmarktes unter die Lupe nimmt. Am Donnerstag wurde die erste MA des Jahres 2020 veröffentlicht, und auf den ersten Blick hat leider auch diese "Bad News": so bescheinigt sie dem heimischen Markt erneut Rückgänge. Beim genaueren Hinsehen lassen sich aber auch Konstanten und Wachstum erkennen.

Reichweite der Tageszeitungen sinkt, Top Drei stabil

Im vergangenen Jahr ist die Reichweite der Tageszeitungen auf 60,7 Prozent gesunken. Im Jahr 2018 waren es noch 62,3 Prozent, was in absoluten Zahlen allerdings immer noch einer nationale Reichweite von 4.553.000 Lesern entsprach.

Wenn es um das Ranking der meistgelesenen Tageszeitungen geht, hat sich hier wenig bis nichts verändert: Der österreichische "Reichweitenkaiser", die Kronen Zeitung,  hält auch in der neuen Dekade den Titel der größten Tageszeitung des Landes. Sie hält mit ihrer gedruckten Ausgabe bei einer Nettoreichweite von 27,2 Prozent, was gut zwei Millionen Leserinnen und Lesern entspricht. Mit Respektabstand folgen darauf die montags bis freitags erscheinende Gratiszeitung Heute mit einer Reichweite von 12,2 Prozent und, mit schon weniger Abstand auf den zweiten Platz, die Kleine Zeitung, die hierzulande 10,4 Prozent der Menschen mit ihrem Printprodukt erreicht.

An vierter Stelle folgt die Österreich/oe24-Kombi mit 8,8 Prozent, der Kurier schafft mit glatten sieben Prozent Platz fünf im Reichweitenranking, dicht gefolgt vom Standard mit 6,6 Prozent. Daraufhin folgen Österreich und der Gratistitel Oe24 aus dem Fellner Medienhaus mit 5,2 und 4,8 Prozent, dicht gefolgt von den OÖNachrichten mit 4,7 Prozent und der Presse an zehnter Stelle mit 4,2 Prozent.

Die Tiroler Tageszeitung (TT) sichert sich indes die Plätze elf und zwölf mit vier Prozent für die Gratis-Kombi TT/TT Kompakt und 3,7 Prozent für ihr Flagschiff, die Tiroler Tageszeitung selbst. Platz 13 gehört den Salzburger Nachrichten mit 2,9 Prozent, Platz 14 belegen die Vorarlberger Nachrichten mit 1,8 Prozent und auf Platz 15 findet sich die Neue Vorarlberger Tageszeitung mit 0,3 Prozent Reichweite.

Wo sich was bewegt: Signifikante Veränderungen

Mehr "Bewegung"; also signifikante Veränderungen in ihren Reichweitenzahlen außerhalb der Schwankungsbreite, finden sich bei den anderen Tageszeitungen: hier sind es insbesondere vier Verlagshäuser, die ein verändertes Zahlenbild zu verzeichnen haben. Der Standard, dem die 498.000 tägliche Leserinnen und Leser in ganz Österreich attestiert, muss 1,2 Prozentpunkte hergeben und steht nun auf 6,6 Prozent nationaler Reichweite. Hier zeichnete sich auch ab, dass das großformatige Qualitätsblatt am Samstag aktuell weniger Menschen lesen als noch im Vorjahr.

Ebenso signifikant zeigen sich Reichweitenverschiebungen bei den beiden dominierenden Bundesländermedien aus Salzburg und Vorarlberg: die Salzburger Nachrichten um 0,5 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent, die Neue Vorarlberger Tageszeitung um 0,2 Prozentpunkte auf 0,3 Prozent.  

Ein Plus als auch ein Minus gibt es in der Mediengruppe Österreich zu verzeichnen, die gleich dreifach gelistet ist: Das Gratisformat oe24 verbucht als Neueinsteiger mit 4,8 Prozent ein Plus, die kostenpflichtige Österreich muss 1,7 Prozentpunkte Rückgang hinnehmen und schrumpft auf 5,2 Prozent, wobei besonders am Sonntag die Nettoreichweite signifikant zurückgegangen ist, und die Österreich/oe24-Kombi schafft ein Plus von 0,8 Prozentpunkten und klettert damit auf 8,8 Prozent nationale Reichweite.

Print-"Ruhepole": Kurier, RMA, Presse und Co.

Unverändert zeigt sich die Lage bei den Regionalmedien Austria: die RMA bleiben die reichweitenstärkste Print-Plattform des Landes und erreichen mit ihren wöchentlichen Gratiszeitungen (dazu gehören über 127 verschiedene regionale Gratistitel wie die Bezirksblätter, die Wiener Bezirkszeitung oder Meine Woche) gemeinsam eine Reichweite von 46,8 Prozent.

Die Presse liegt wie – oben bereits erwähnt – nach 4,6 Prozent anno 2018 nun bei 4,2 Prozent Reichweite an Wochentagen und am Wochenende (Sonntagausgabe) nach 4,6 nun bei 4,3 Prozent Reichweite und muss damit zwar auch Verluste hinnehmen, allerdings nicht so signifikante wie die Konkurrenz.

Auch der Kurier zeigt weitgehend Stabilität und darf sich in der aktuellen MA über sieben Prozent Reichweite und 526.000 Leserinnen und Leser freuen. "Unsere MitarbeiterInnen stehen, wie viele andere in diesem Land, an vorderster Front, um die Österreicherinnen und Österreicher mit geprüften Informationen zu versorgen. Während in den sozialen Netzwerken wieder einmal Falschmeldungen und Panikmache kursieren, versorgen wir unsere Leser in den Printprodukten, e-paper und Digitalangeboten unaufgeregt mit verlässlichen und überprüften Informationen. Die Leistungen der klassischen Medienhäuser als Teil der kritischen Infrastruktur war schon lange nicht so deutlich spürbar", so Kurier-Chef Thomas Kralinger in einem aktuellen Statement.

Signifikante Einbrüche aber auch Wachstum am Magazinmarkt

Turbulent geht es am Magazinmarkt zu: hier kam es zu einer Reihe signifikanter Veränderungen gegenüber der Media-Analyse 2018. Hart getroffen zeigt sich die Verlagsruppe News, die mit News von wöchentlich 4,4 auf vier Prozent schrumpft und auch mit Woman von 4,7 auf vier Prozent sinkt.

Das kostenlose Weekend Magazin verzeichnet statt zuvor 12,6 nunmehr elf Prozent, der monatliche Gewinn fällt von 3,1 auf 2,5 Prozent, die ebenfalls monatlich erscheinende Wienerin verlor von 2,9 auf 2,4 Prozent und das Printprodukt der Rewe-Gruppe, die Maxima, fiel von fünf auf 3,9 Prozent.

Erfreulich ist für die ORF Nachlese die signifikante Steigerung von 4,9 auf 5,5 Prozent, Schöner Wohnen legte von drei auf 3,5 zu, der Sportitel Sport aktiv wuchs von 1,3 auf zwei Prozent und Eltern schrumpfte von 1,4 auf 1,1 Prozent Leserschaft. (rb)

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