Der Hernstein Management Report wollte von österreichischen und deutschen Führungskräften wissen, inwiefern sie ihren Führungsstil als gelassen ansehen. 21 Prozent der befragten Führungskräfte meinen, dass ihr Führungsverhalten sehr gelassen sei. Weitere 68 Prozent sehen ihren Führungsstil eher als gelassen an.
Als weniger gelassen bezeichnen zehn Prozent ihren Stil, nur ein Prozent sehen bei sich ein Verhalten, das sie als überhaupt nicht gelassen charakterisieren. Überdurchschnittlich antworten Inhaberinnen und Inhaber von Unternehmen: 29 Prozent sagen, sie seien sehr gelassen. Im oberen Management sind es 22 Prozent, im mittleren 19 Prozent und im unteren 20 Prozent. Ein wesentlicher Faktor dürfte die Routine in einer Führungstätigkeit sein: Befragte mit bis zu zehn Jahren Führungserfahrung sehen ihren Stil zu 19 Prozent als sehr gelassen an. Unter den Befragten mit 20 und mehr Jahren Erfahrung sind es hingegen 36 Prozent.
Führungskräfte als Fels in der Brandung
"Gelassenheit ist eine wichtige Voraussetzung für Leadership. Führungskräfte, die ruhig und besonnen auf Herausforderungen reagieren, vermitteln soziale Kompetenz und geben Orientierung, vor allem in turbulenten Zeiten", kommentiert Michaela Kreitmayer, Leiterin Hernstein Institut für Management und Leadership, die Studienergebnisse.
Als Führungskraft der Fels in der Brandung zu sein, könne man lernen. Ein Schritt sei, die inneren Antreiber kennenzulernen und an ihnen zu arbeiten, so Kreitmayer: "In einem weiteren Schritt lotet man die eigenen Stressfallen aus und stellt sich die Frage, wie man sie präventiv vermeiden kann. Und last but not least: Es ist wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen, damit man weiß, wie weit man gehen kann. Wenn man sie überschreitet, dann nur bewusst."
Klarheit, Humor und Delegieren als Top-Führungseigenschaften
Auf die Frage, welche Bedeutung einzelne Führungseigenschaften haben, sagen 66 Prozent der befragten österreichischen und deutschen Führungskräfte, dass Klarheit im Umgang mit den Mitarbeitenden sehr wichtig sei. Das ist der höchste Wert unter zehn untersuchten Attributen. Knapp dahinter folgt mit 65 Prozent Humor im Umgang mit Mitarbeitenden und mit 60 Prozent an dritter Stelle die Fähigkeit, zu delegieren.
Betrachtet man nur die österreichischen Führungskräfte, dann sind es sogar 73 Prozent, die Klarheit für "sehr wichtig" halten (Deutschland: 63 Prozent). Weibliche Führungskräfte messen Klarheit mehr Bedeutung bei als ihre männlichen Kollegen: 74 Prozent versus 61 Prozent. Vertreterinnen und Vertreter des unteren Managements sehen Klarheit zu 73 Prozent als sehr wichtig an. Im oberen Management sind es 60 Prozent.
Der Hernstein Management Report hat weiter erhoben, mit welcher Eigenschaft die Führungskräfte selbst die meisten positiven Erfahrungen hatten. Es wurde gebeten, zehn Eigenschaften in eine Rangreihung zu bringen. In dieser Wertung führt Humor mit einem Durchschnitts-Rang von 2,7. Delegieren liegt mit 2,9 an zweiter Stelle, dahinter Klarheit mit einem Durchschnitts-Rang von 3,1.
Anwesenheit am Arbeitsplatz als Leistungsindikator
"Wer viel in der Arbeit ist, leistet viel." Diese gängige Hypothese wurde im Rahmen des aktuellen Hernstein Management Reports hinterfragt. Ergebnis: 16 Prozent der befragten Führungskräfte stimmen dieser Aussage voll und ganz zu, fast ebenso viele – 14 Prozent – meinen, dass dies auch die Kultur ihres Unternehmens widerspiegelt. Weitere 42 Prozent stimmen der Aussage persönlich eher zu (43 Prozent in Bezug auf das eigene Unternehmen). Fazit: Fast 60 Prozent der Führungskräfte sehen die Anwesenheit am Arbeitsplatz als Leistungsindikator.
42 Prozent der befragten Führungskräfte würden sich "sehr sicher" selbst zugestehen, untertags eine Auszeit zu nehmen, um private Dinge erledigen zu können, weitere 43 Prozent eher. 37 Prozent der Führungskräfte würden diese Möglichkeit auch ihren Mitarbeitenden einräumen (eher: 49 Prozent). Nicht in diesem Ausmaß überzeugt sind die Befragten, dass ihre Kolleginnen und Kollegen das Nehmen einer Tagesauszeit positiv sehen würden: 20 Prozent meinen, diese würden es sehr positiv sehen, weitere 57 Prozent eher positiv. Hier wird also mit einer gewissen Skepsis gerechnet.
In dieser Frage gibt es einen wesentlichen Meinungsunterschied zwischen österreichischen und deutschen Führungskräften. Die befragten Österreicher meinen zu 47 Prozent, dass sie sich sehr sicher eine solche Auszeit gönnen würden. Unter den befragten Deutschen sind es 38 Prozent.
Ältere Führungskräfte und solche mit mehr Führungserfahrung haben ebenfalls eine stärkere Tendenz, sich diese Möglichkeit einzuräumen: Genau 50 Prozent der österreichischen Führungskräfte ab 40 würden sehr sicher davon Gebrauch machen (unter 40: 43 Prozent). Bei den österreichischen und deutschen Führungskräften mit über 20 Jahren Erfahrung beträgt dieser Wert 52 Prozent, bei jenen mit bis zu drei Jahren Führungserfahrung 42 Prozent. (red)
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