Der Pleitegeier 2019 hat einmal mehr zugeschlagen – und diesmal besonders "fette Beute" gemacht: Der deutsche Autozulieferer Weber Automotive, einer der größten Namen in der Branche mit einem Umsatzvolumen von rund 300 Millionen Euro per anno, musste am Montag Insolvenz anmelden.
Grund für den Insolvenzantrag, welchen das Unternehmen aus Markdorf am Bodensee beim Amtsgericht in Konstanz gestellt hat und am Montag gemeinsam mit Großinvestor Ardian bestätigte, sind Uneinigkeiten unter den Gesellschaftern. Der genannte französische Investor war erst 2016 bei Weber Automotive eingestiegen.
Weber stellt mit 1500 Mitarbeitern Motoren- und Getriebeteile wie Zylinderköpfe und Motorblöcke her und beliefert damit praktisch alle großen Auto- und Nutzfahrzeughersteller wie Mercedes, BMW und Audi.
Gründerfamilie habe "zu ambitionierte" Geschäftserwartungen gehabt
Die Gründerfamilie Weber, welche mittlerweile nur noch mit einer Minderheit beteiligt ist, und Ardian hatten im Vorfeld über eine Kapitalspritze verhandelt, welche für eine erfolgreiche Weiterführung des Unternehmens nötig gewesen wäre. Doch leider konnten die beiden Parteien keine Einigung erzielen einigen, weshalb nun Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet wurde. Es ist heuer eine der größten Pleiten in der Autozuliefer-Industrie.
"Die ambitionierte Geschäftserwartung der Altgesellschafter hat sich aber nicht im Ansatz materialisiert", erklärte Ardian in einer Stellungnahme. Die Gewinne seien weit hinter den Planungen zurückgeblieben. Die Gläubigerbanken forderten eine Finanzspritze, nachdem Weber die Kreditbedingungen nicht mehr erfüllen konnte. Der Investor, der einen neuen Chef für das bis dahin familiengeführte Unternehmen angeheuert hatte, hatte nach eigenen Angaben bereits einen hohen zweistelligen Millionenbetrag zugeschossen.
Vertrauensbasis gestört – Sanierer eingesetzt
"Während Einigkeit zwischen Ardian und den Banken darüber besteht, was getan werden muss, haben sich die Webers bisher den erforderlichen Maßnahmen verschlossen", erklärte ein Ardian-Sprecher. Die Familie sei zwar bereit gewesen, eine Kapitalerhöhung mitzutragen. Sie habe aber, anders als in einem Sanierungsgutachten der Wirtschaftsprüfer von PwC gefordert, die Mieten für das Betriebsgelände nicht senken wollen, das ihr noch gehört. Es gebe keine Vertrauensbasis mehr. "Wir haben als Familie verschiedene Angebote zur Rettung der Weber Automotive unterbreitet, die jedoch nicht angenommen wurden", widersprach ein Sprecher der Familie.
Nun soll der als Sanierer eingesetzte Insolvenz-Spezialist Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger eine Lösung finden. Als Sachwalter überwacht Christian Gerloff die Restrukturierung. Weber-Chef Frank Grunow nannte die Auftragslage zufriedenstellend. Die Kunden aus der Autoindustrie hätten Weber ihr Vertrauen ausgesprochen. (rb)
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