Streamingdienste wie Netflix, Amazon Prime oder Youtube Premium und ihre hochwertigen Eigenproduktionen versuchen sich schon seit einiger Zeit äußerst bemüht daran, dem klassischen Satelittenfernsehen seit einiger Zeit die Daumeschrauben anzusetzen. Bei der großen Auswahl an Serien, die immer und überall verfügbar sind, stellt sich so Manchem die Frage, wie traditionelle Anbieter sich langfristig gegen die junge, digitale Konkurrenz behaupten wollen.
Peter Kail, der für die Vermarktung von HD Austria verantwortliche Managing Director der Eviso Austria GmbH, stand LEADERSNET Rede und Antwort zu brennenden Fragen bezüglich der Relevanz von Satelliten-TV in der heutigen Zeit, Senderauswahl, Selbstvermarktung sowie Wachstumsplänen und Zukunftsperspektiven.
LEADERSNET: In Zeiten in denen so gut wie jeder Haushalt Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime und Co. nutzt – wie wichtig ist Satelliten-TV noch?
Kail: Laut GfK Bewegtbildstudie 2018 werden mehr als drei Viertel der Bewegtbildnutzung der Österreicherinnen und Österreicher nach wie vor durch ganz klassisches, lineares Fernsehen abgedeckt. Selbst bei der ganz jungen Zielgruppe 14 bis 29 Jahre kommen Netflix und Amazon zusammen nur auf einen einstelligen Prozentanteil. Das heißt, dem klassischen Fernsehen geht es gut und dieses empfangen in Österreich fast 60 Prozent aller TV-Haushalte via Satellit.
Gleichzeitig ist es natürlich schon so, dass sich die TV-Nutzung verändert und die Konsumenten selektiver und auch anspruchsvoller werden. Sport und Shows mit Event-Charakter wollen live und möglichst am großen Fernseher gesehen werden. Bei anderen Inhalten sehen wir bereits eine starke Tendenz zur mobilen und auch zeitversetzten Nutzung. Und bei Serien und Filmen haben die On-Demand-Dienste natürlich eine große Zukunft. Da werden sich Fernsehsender mit wenig Konzept, die einfach beliebige amerikanische Serien abspielen, schwer tun.
Aber auch hier darf man eines nicht vergessen: Bei Streamingdiensten muss ich als Konsument immer was aussuchen und mir überlegen, was ich sehen will. Beim linearen Fernsehen dreh ich auf und es spielt. Diese eher passive "lean-back" Nutzung ist für die Meisten in vielen Situationen immer noch die bevorzugte Variante. Beim Frühstück wird einfach lieber das Frühstücksfernsehen aufgedreht als der Hollywood-Blockbuster oder die Netflix-Serie.
LEADERSNET: Wie schafft es HD Austria, als privater schneller als der SAT-TV Markt zu wachsen?
Kail: In dem wir genau für die sich verändernden Kundenbedürfnisse Lösungen anbieten. Fernseher werden größer: Bei uns gibt es HD und UHD. Und via SAT ruckelt das Bild beim Fußball-Match nie und ist immer scharf. Gleichzeitig gibt es die mobile App mit über 100 Sendern, so können praktisch alle Sender wo man will angeschaut werden. Dazu bauen wir das Restart und Replay Angebot laufend aus und haben ein Video-on-Demand Angebot mit tausenden Filmen auf Abruf integriert.
LEADERSNET: Für nachhaltiges Wachstum benötigt es ja einen guten Plan und Kundennähe: welche Sehergewohnheiten verzeichnen Sie und wie wird darauf reagiert?
Kail: Kurz zusammengefasst: Hybrides Verhalten – hybride Lösungen. Konsumenten möchten zum Beispiel "Austrias Next Top-Model" live und in HD sehen, aber die Nachrichten am Handy zu einem Zeitpunkt, der ihnen passt. Beides ist für unsere Kunden leicht möglich.
LEADERSNET: Wie geht man mit der Konkurrenz um Streamingplattformen und Co. um?
Kail: Wir sind ein unabhängiger Plattformbetreiber und daher sind Content-Anbieter keine Konkurrenz für uns. Perspektivisch ist es durchaus vorstellbar, weitere Streamingdienste in unserer Plattform zu integrieren, maßgeblich ist der Mehrwert für unsere Kunden.
LEADERSNET: Welche Sender sind neu und warum diese Auswahl? Welche Schwerpunkte werden gelegt?
Kail: Wir sind ganz klar im Einstiegsbereich positioniert und nicht im Premium-Segment mit den teuersten Sport-Rechten und neuesten Blockbustern. Wir bieten ein breites Angebot für alle, die zu einem günstigen Preis ein Mehr an Filmen, Serien, Dokus und Unterhaltung möchten. Zuletzt haben wir Heimatkanal, Bon Gusto und ProSieben FUN aufgenommen. Daneben setzen wir besonders auf eine enge Zusammenarbeit mit den kleineren österreichischen Sendern wie oe24 und schauTV, um deren Inhalte optimal zugänglich zu machen.
LEADERSNET: Stichwort HD Austria TV App: Welche Vorteile bringt die App, was kann sie und wo ist sie verfügbar?
Kail: Die App steht allen unseren Kunden bereits mit dem HD Austria Einstiegs-Paket kostenlos zu Verfügung und ermöglicht das perfekt integrierte Fernseherlebnis in der Kombination aus First- und Second-Screen einerseits sowie linearen und non-linearen Inhalten andererseits. Die App gibt es für Android und iOS sowie für Samsung und LG Smart-TVs. Weitere TV-Marken folgen in Kürze.
LEADERSNET: Welche Maßnahmen setzt HD Austria in Sachen Werbung? Wie wichtig sind Out Of Home (OOH) und Social Media?
Kail: Social wird immer wichtiger. Gerade die Facebook-Nutzer sind nicht mehr ganz jung und daher treffen wir dort unsere Zielgruppe immer besser. OOH ist für uns weniger relevant, da wir eine eher ländliche Kundenstruktur haben, die mit OOH schwieriger zu erreichen ist.
LEADERSNET: Welche Neuigkeiten haben Kunden von HD Austria in den nächsten Monaten noch zu erwarten? Gibt es schon neue Produkte oder Erweiterungen in der Pipeline?
Kail: Natürlich, es gibt laufend weitere Innovationen! Im Fokus steht aktuell der Roll-Out der Smart-TV App auf weiteren TV-Marken.
LEADERSNET: Wie denken Sie wird sich das Satelliten-TV weiter verändern?
Kail: SAT-TV wird noch für einige Zeit der primäre Empfangsweg in Österreich sein, um Live-TV in bester Qualität und mit höchster Übertragungssicherheit zu empfangen. Mittelfristig rechne ich mit weiteren UHD Sendern, um diese Stärken noch besser auszunützen.
LEADERSNET: Welche Pläne hat HD Austria für die Zukunft?
Kail: Wachstum steht ganz klar im Vordergrund. Ziel ist es, als einzige unabhängige und neutrale SAT-Plattform noch mehr Österreicherinnen und Österreichern das beste SAT-TV Erlebnis inklusive aller hybriden Zusatzdienste bieten zu können. Ganz nach unserem Motto: "Einfach Mehrsehen".
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