Warum bleiben Menschlichkeit, Mitgefühl und Solidarität in den letzten Jahren mehr und mehr auf der Strecke? Gerade in reichen Staaten, wie es Österreich einer ist, regieren Neid, Gier und Hass anstatt Zufriedenheit und Solidarität.
In unserer industrialisierten Welt haben wir nur mehr eine Religion und die heißt Konsum. Heute geht's nur mehr um Apple oder Samsung, BMW oder Mercedes – Hauptsache konsumieren, konsumieren, konsumieren. Leute flüchten sich in Online-Welten, Kinder sitzen mehr vor den Screens dieser Welt als dass sie sich am Sportplatz austoben. Studien zeigen, dass Kinder beim Eintritt in die Schule vor allem grundmotorische Defizite haben – also so grundlegende Dinge wie Ball fangen oder Seilhüpfen.
Die Herausforderungen – und ja auch Chancen – der Digitalisierung lösen einen Tsunami an Unsicherheit aus. So zeigt eine neue Sinus-Milieu-Studie des Integral Markt- und Meinungsforschungsinstituts, über die gesellschaftlichen Entwicklungen in Österreich, einen ganz klaren Trend: ein Rückzug in Richtung Familie und Freunde. Nicht zuletzt auch deswegen erleben wir einen Heiratsboom der sich gewaschen hat. So jung und viel wurde zuletzt in den 1970er und 1980er Jahren geheiratet.
Spiritualität wird heute von vielen als esoterisch belächelt, dabei ist es das, was uns in unserer heutigen Gesellschaft so fehlt und uns über die Jahrhunderte zu Recht in unsere Mitte gebracht hat. Damit das nun nicht zu einer Sonntagspredigt ausartet, kann ich mir einen politischen Seitenhieb an dieser Stelle nicht verkneifen.
Nebst vielen anderen Diskussionen wird einem vor allem bei der EU-weit geführten Flüchtlingsthematik schlecht. Mitgliedsstaaten sollen sich von der Solidarität Migranten aufzunehmen freikaufen können? Wo kommen wir da hin? Und was soll ein Menschenleben dann wert sein? Wie Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel dankeswerterweise in einem Interview vollkommen richtig sagt: "Hier geht es um Menschen und nicht um Teppiche, wir sind auf keinen Marktplatz."
Das viel dringlichere Thema, nämlich die humanitäre Katastrophe, die sich auf europäischem Boden seit Monaten ereignet, wird dabei völlig außer Acht gelassen: Auf den griechischen Inseln in den Auffangzentren begehen Kinder Selbstmord und Frauen bitten um Windeln für sich selbst, um beim Toilettengang – eine Toilette für 75 Personen – nicht vergewaltigt zu werden. Wie traumatisiert müssen Kindern sein, um überhaupt an Selbstmord denken zu können? Die Politik sieht zu und Rechtsgesinnte antworten: "Wären sie eben nicht gekommen". Wie konnte es soweit kommen, dass die Politik vor solchen Zuständen die Augen verschließt?
Ich wünsche uns wieder mehr Menschlichkeit, wir brauchen diese dringender denn je und damit möchte ich mit einem Zitat von Martin Luther King schließen: "Wir neigen dazu, Erfolg eher nach der Höhe unserer Gehälter oder nach der Größe unserer Autos zu bestimmen, als nach dem Grad unserer Hilfsbereitschaft und dem Maß unserer Menschlichkeit."
Danke dafür!
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