Digitalisierung und Social Skills werden im Tourismus unterschätzt

Travel Industry Networking im Falkensteiner Hotel Wien Margareten.

Um die Aus- und Weiterbildung im Tourismus in Österreich "zukunftsfit" zu machen, bedarf es besonderer Anstrengungen: Das fordert der Travel Industry Club Austria (TIC), Think Tank der heimischen Reiseindustrie, auf Grundlage einer aktuellen Studie. Die Online-Untersuchung "Ist die Tourismusausbildung zukunftsfit?" wurde im März und April 2018 vom Travel Industry Club Austria in Zusammenarbeit mit der Kondeor Marktforschung durchgeführt.

Dabei wurden rund 250 Touristiker, darunter Praktiker, Lehrende und Schüler sowie Studierende befragt. Die Auswertung zeichneten ein deutliches Bild: Neue Herausforderungen wie Digitalisierung und Social Skills werden immer noch unterschätzt, die Zufriedenheit mit dem aktuellen Angebot sei laut TIC-Präsident Harald Hafner bedenklich.

"Da werden wir schon hineinwachsen"

Die Digitalisierung wird von einer Mehrzahl der Befragten vor allem durch mangelndes Wissen und eine distanzierte Haltung weiterhin unterschätzt. Auf klar formulierte Aussagen zur Digitalisierung antworteten die meisten Befragten mit Unentschlossenheit, ein ähnliches Bild ergab sich bei den Einsatzbereichen: Während der "digitale Unternehmensauftritt" eine gewisse Priorität genießt, wird die zunehmende Automatisierung nicht richtig wahrgenommen.

Am wenigsten überzeugt von den neuen Chancen der Digitalisierung zeigten sich Studierende. Doch die Anforderungen an den Tourismus-Mitarbeiter von morgen werden sich durch den zentralen Treiber Digitalisierung rasant verändern, wie das Ergebnis laut Hafner zeigt: Besonders die kognitiven Fähigkeiten, die es erfordert, sich mit dem digitalen Change einzulassen, sind dabei von Bedeutung. Auch diese Anforderungskategorie wurde auf der Bedeutungsebene von den Teilnehmern allerdings ganz hinten eingereiht.

Kritisches Denken gefragt

Diese Trends sind vor allem für die Gestaltung der Tourismus-Ausbildungskurse zu beachten: Im Zeitalter der Digitalisierung sind Fähigkeiten wie kritisches Denken sowie Basiskenntnisse zu Soziologie, Psychologie und Touristenverhalten erforderlich um Erklärungsmodelle zu entwickeln. Der Umgang mit Daten und die dafür notwendigen Statistik und Mathematik- Kenntnisse sind unerlässlich um Daten zu erheben, zu verarbeiten, zu analysieren und zu interpretieren. Trotzdem werden die dargelegten Kurse von den Befragten, insbesondere von Studierenden, als nicht zwingend notwendig eingestuft.

Unzufriedenheit herrscht beim Ausbildungsangebot:  Auf einer Skala von 1 (sehr zufrieden) bis 5 (sehr unzufrieden) stand die Note 2,6  für das durchschnittliche Ergebnis. Besonders Tourismuspraktiker hadern mit dem derzeitigen Angebot, ihr Zugang aus der Berufserfahrung spricht für ein duales Aus- und Weiterbildungsangebot bestimmt durch fachliche und akademische Weiterbildung.

Soziale Kompetenzen vs. Roboter

In einer Frage sind sich alle befragten Gruppen einig: Bei den Anforderungen an Mitarbeiter werden die sozialen Fähigkeiten gleich neben den fachlichen Kompetenzen als sehr bedeutend eingestuft. Diese Festlegung zeigt sich auch deutlich in der Kursgestaltung, die fünf beliebtesten Kurse befassen sich mit dem Umgang mit Mitarbeitern und Menschen, Marketing, Touristenverhalten sowie dem Management von Kundenerlebnissen.

"Soziale Kompetenzen und Fähigkeiten sind tatsächlich jene Anforderungen, die uns im Zeitalter der Digitalisierung am nachhaltigsten von Maschinen bzw. Robotern unterscheidet", so TIC-Präsident Harald Hafner. (jr)

Wer sich die informative Netzwerk-Veranstaltung nicht entgehen ließ, sehen Sie in unserer Galerie.

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