„Gute Aufsichtsräte sind keine Abnicker, Durchwinker oder Frühstücksdirektoren“

Board Search-Chef Fritz im Interview über charakterliche Werte, Interessenskonflikte und Unabhängigkeit.

Der Job des Aufsichtsrates hat in den vergangenen Jahren vermehrt mediale Aufmerksamkeit bekommen – sowohl positive als auch negative. Dennoch umgibt ihn immer noch etwas beinahe Mystisches. Was einen Aufsichtsrat aber tatsächlich auszeichnet, das weiß keiner besser als Josef Fritz, Managing Partner von Board Search und Gründer der Veranstaltungsreihe Forum Aufsichtsrat. Aus diesem Grund hat sich leadersnet.at mit Fritz getroffen und sich mit ihm über Qualifikationen, Fehler und Know How von Aufsichtsräten unterhalten.

leadersnet.at: Welche grundsätzlichen Qualifikationen sollte jemand mitbringen um als Aufsichtsrat tätig zu sein?

Fritz: Neben den Basisanforderungen wie rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Kenntnissen – speziell Finanzwissen, wie etwa Bilanzen lesen können und verstehen – ist es besonders wichtig, genügend Zeit einzubringen. Versierte Aufsichtsräte tragen mit ihrem Know-How, ihrem Kontakt- und Beziehungsnetzwerk und – in Zeiten wie diesen – auch mit ihren charakterlichen Werten zum Unternehmenswohl bei.

leadersnet.at: Auf was sollte bei der Auswahl von Aufsichtsräten geachtet werden?

Fritz: Neben der Qualifikation muss auf die Unabhängigkeit, gemeint ist die Freiheit von Interessenkonflikten, und die Eignung, ob jemand zum Unternehmen „passt“ und über ausreichend Affinität zum Geschäftsmodell verfügt, geachtet werden. Neben der Einzelqualifikation ist auf die Zusammensetzung des gesamten Gremiums bedacht zu nehmen. Ist das Unternehmen ausreichend divers besetzt – Alter, Geschlecht, Know-How, Internationalität – und sind die einzelnen Mitglieder teamfähig.

leadersnet.at: Wie sieht der optimal besetzte Aufsichtsrat aus?

Fritz: Er ist von der Anzahl her arbeitsfähig, seine Mitglieder bilden die 12 Kompetenzfelder ab (siehe Infobox). Frauen sind nicht als Quotenfrauen präsent, sondern weil sie ihre Persönlichkeit und Fähigkeiten wertgeschätzt einbringen.

leadersnet.at: Derzeit ist das Gros der Aufsichtsräte aber noch männlich. Wie wichtig ist es, dass der Anteil der weiblichen Aufsichtsräte erhöht wird?

Fritz: Sehr wichtig, da Frauen jedes Gremium, in dem ich ein Mandat innehatte, bereichert haben. Beispiele, wie Frauen ihre Stärken zusätzlich einbringen sind: ihre Kommunikationsstärke, das „Out of the Box-Denken“ und ihre Sicht, risikominimierend zu wirken.

leadersnet.at: Sie haben die Veranstaltungsreihe „Forum Aufsichtsrat“ gegründet. Welches Ziel verfolgt die Veranstaltung?

Fritz: Top-Aufsichtsratspersönlichkeiten mit ihren reichen Erfahrungen zu präsentieren, die aus dem Nähkästchen plaudern und die Zuhörer bereichern. Durch den Mix zwischen reichlicher Praxiserfahrung und der Kombination mit einem Streichquartett wird „Infotainment“ auf hohem Niveau geboten.

leadersnet.at: Im November findet zum zweiten Mal, die von Ihnen ins Leben gerufene Aufsichtsrats-Gala statt, bei der Vorreiter unter den Aufsichtsräten ausgezeichnet werden. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Fritz: Aufsichtsräte kommen in der Öffentlichkeit häufig im Zusammenhang mit Negativem vor – die Abnicker, die Durchwinker, die Frühstücksdirektoren, Kontrollorgane die versagen, usw. Mir ist es wichtig, den positiven Zugang hervorzuheben und den Aufsichtsrat auch als Ratgeber zu zeigen: als Coach, Mediator, Sparring-Partner und dem Einbringen der so wichtigen externen Sichtweise. Räte, die die Zukunft und Strategie des Unternehmens thematisieren, die vorausschauend und professionell agieren. So kam es zur Idee, den Award AREX für AufsichtsRats-EXzellenz in fünf Kategorien zu vergeben.

leadersnet.at: Sie finden es also durchaus notwendig den Ruf von Aufsichtsräten in der Öffentlichkeit zu verbessern. Wie wollen Sie dies, abgesehen von der Aufsichtsrats-Gala, erreichen?

Fritz: Das geht am besten damit, indem man die wirklich professionell Agierenden öffentlich als „Best-Practice“ zeigt und auszeichnet. In der Öffentlichkeit und auch bei einigen Aufsichtsräten der alten Schule überwiegt noch das Bild vom „Ehrenamt“. Eine Aufsichtsratstätigkeit ist heute jedoch fordernd und verantwortungsvoll. Das Wort Aufsichtsrat wird mit einem breiten Verständnis unterlegt. Gremien gibt es nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Politik, in der Kultur, im Sport, im Non-Profit-Bereich und im Sozialwesen. So gut wie jeder Österreicher ist in einem Verein, in einer Organisation oder Institution tätig. Dabei nicht nur ehrenamtlich, sondern auch professionell zu agieren, macht einen großen Unterschied. International wird der Aufsichtsrat als Wettbewerbsvorteil gesehen! Auch weitere Veranstaltungen, über die Aufsichtsrats-Gala und das Forum Aufsichtsrat, sind hilfreich. Wir kreieren gerade ein neues zusätzliches Format für 2017. Zudem können wir durch Publikationen, etwa im Fachmagazin AUFSICHTSRAT AKTUELL, sowie vor allem durch ein Netz von über 1.000 Persönlichkeiten aus ganz Österreich, Europa, USA und sogar Asien, die bereit sind, sich – trotz gestiegener Anforderungen – in österreichische Gremien professionell einzubringen, eine große Verbesserung erreichen.

leadersnet.at: Was sind die größten Fehler, die Unternehmen bei der Auswahl ihrer Aufsichtsräte machen können?

Fritz: Es gibt im Grunde drei große Fehler:

1.) Der Beziehungsebene ausschließlich zu vertrauen und den einfachen Weg – „Ich suche einen Aufsichtsrat, kennst Du jemanden?“ – zu wählen. Vertrauen ist wichtig. Basiert die Auswahl aber ausschließlich auf der persönlichen Ebene, so führt dies zu den berühmten drei Affen im Aufsichtsrat: nicht sehen, nicht hören, nicht sprechen.

2.) Die Auswahl unter „Schönwetteraspekten“ zu treffen. 

3.) Bei der Auswahl von Aufsichtsräten nicht auf das Stadium der Unternehmensentwicklung zu achten. Wenn sich ein Unternehmen zum Beispiel in der Krise befindet bedarf es Menschen mit anderen Fähigkeiten – nicht nur im Management, sondern auch im Aufsichtsrat. Start-Up Unternehmen können mit der Erfahrung von versierten Beiräten viel rascher und effizienter reüssieren.

www.boardsearch.at

Qualifikation von Aufsichtsräten

Gestiegene Anforderungen und verschärfte Haftungen erfordern eine hohe Qualifikation in fachlicher und persönlicher Hinsicht und verlangen ein neues Anforderungsprofil für die einzelnen Aufsichtsräte sowie das Gesamtgremium Aufsichtsrat.

Folgende Top 12 Anforderungen soll ein professioneller Aufsichtsrat als Gremium erfüllen:

  1. Finanzexpertise
  2. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse
  3. Juristische Kenntnisse
  4. Personalkompetenz / Human Ressource
  5. Marketing / Vertrieb
  6. Know-how über Technik, Produktion, Logistik oder Dienstleistungen
  7. Managementerfahrung und -kompetenz
  8. Unternehmenskenntnis (aus der Innenperspektive)
  9. Branchenkenntnis
  10. „Realwirt“
  11. Kommunikation
  12. Internationalität

Qualifikation von Aufsichtsräten

Gestiegene Anforderungen und verschärfte Haftungen erfordern eine hohe Qualifikation in fachlicher und persönlicher Hinsicht und verlangen ein neues Anforderungsprofil für die einzelnen Aufsichtsräte sowie das Gesamtgremium Aufsichtsrat.

Folgende Top 12 Anforderungen soll ein professioneller Aufsichtsrat als Gremium erfüllen:

  1. Finanzexpertise
  2. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse
  3. Juristische Kenntnisse
  4. Personalkompetenz / Human Ressource
  5. Marketing / Vertrieb
  6. Know-how über Technik, Produktion, Logistik oder Dienstleistungen
  7. Managementerfahrung und -kompetenz
  8. Unternehmenskenntnis (aus der Innenperspektive)
  9. Branchenkenntnis
  10. „Realwirt“
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