Seit rund zwei Monaten firmieren die Styria Multi Media Corporate und die Radio Content Austria gemeinsam unter der Dachmarke Styria Content Creation. Angeführt wird die Styria Content Creation von den beiden Managing Directors Martin Distl und Eva Maria Kubin. Kubin und Distl erzählen, was echtes Content Marketing ausmacht, warum der Großteil dessen, was als Content Marketing verkauft wird, keines ist und welche Entwicklungen in diesem Bereich in den kommenden Jahren zu erwarten sind.
leadersnet.at: Es gibt wohl kaum einen Begriff, der in den letzten zwei Jahren so oft strapaziert wurde wie Content Marketing. Können Sie in ein paar wenigen Sätzen umreißen, was Content Marketing nun tatsächlich ist?
Distl: Wir halten uns da an die Definition des Content Marketing Institutes in Cleveland: „Content marketing is a strategic marketing approach focused on creating and distributing valuable, relevant, and consistent content to attract and retain a clearly-defined audience — and, ultimately, to drive profitable customer action." Diese Definition beschreibt exakt, was wir seit Jahren für unsere Kunden im klassischen Corporate Publishing täglich umsetzen – nämlich maßgeschneiderten Content mit Mehrwert für den Konsumenten produzieren.
leadersnet.at: Auch vermeintliche Content Marketing-Experten sind in dieser Zeit wie Pilze aus dem Boden geschossen. Was sagen Sie zu dieser Entwicklung?
Distl: Das Content Marketing hat im Marketingmix seine absolute Berechtigung und wird auch nicht mehr verschwinden. Leider wird der Begriff sehr aufgeweicht. Dadurch, dass sehr viele auf diesen Trend aufgesprungen sind, wird auch sehr viel Schindluder damit getrieben. Ganz viele Begriffe – egal ob nun Inbound Marketing, Permission Marketing, Native Advertising, Branded Content oder dglm. – werden in einen Topf geworfen und als Content Marketing angepriesen. Einer Umfrage von DMVÖ und Marketagent.com zufolge kennen 93,9 Prozent der Befragten den Begriff Content Marketing. Was in der Studie aber nicht steht: 70 Prozent davon haben keine Ahnung, was der Begriff wirklich bedeutet.
leadersnet.at: Warum glauben Sie, wissen die Meisten nicht, was Content Marketing ist?
Distl: Es gibt viele Medien, die behaupten Content Marketing anzubieten, aber in Wirklichkeit ist das, was sie offerieren, Native Advertising oder Branded Content, den sie für ihre Kunden in ihren eigenen Kanälen ausspielen. Doch es fehlt der Konnex zu den Owned Media Kanälen, die Nachhaltigkeit und es wird ständig von Kampagnen gesprochen. Wer aber beim Content Marketing von Kampagnen redet, hat das Thema leider nicht verstanden.
Kubin: Content Marketing ist immer mit einer langfristigen Strategie verbunden. Ein einzelnes Video, das viral erfolgreich ist, ist noch kein Content Marketing.
Distl: All diese Agenturen, die jetzt plötzlich Content Marketing anbieten, kommen aus einem Spezialgebiet und haben irgendwo natürlich einen Konnex zu dem Thema. Es gibt beim Content Marketing vereinfacht formuliert vier Phasen: Content Strategy, Production, Distribution und Metrix (Messbarkeit). Jetzt versuchen Agenturen, die auf einem dieser vier Gebiete Experten sind, dem Kunden dennoch das ganze Paket anzubieten.
leadersnet.at: Sorgt diese Unwissenheit dafür, dass der Begriff Content Marketing in Verruf gebracht wird?
Distl: Ja, diese Gefahr besteht tatsächlich. Wenn man sich so umhört, dann hat man das Gefühl, dass es hierzulande mittlerweile „1.000" Agenturen gibt, die Content Marketing anbieten. Sieht man sich die tatsächlichen Content Marketing-Aktivitäten in Österreich an, kommt man schnell drauf, dass es sehr viel weniger sein müssen. Die Frage ist: Wenn es in Wahrheit sagen wir nur „100" Aktivierungen gibt, wo haben die anderen „900" ihre Referenzen und Erfahrung her? Tatsächlich ist es so, dass der Großteil der Agenturen weder die Erfahrung noch das Know How hat, um echtes Content Marketing zu machen. Auf der anderen Seite gibt es natürlich eine handvoll Anbieter in Österreich, die wirklich das Wissen, die Referenzen und die Kompetenzen haben, um gutes Content Marketing zu produzieren und da gehören wir natürlich dazu. Es liegt in der DNA der Styria hochwertigen Content zu produzieren.
Kubin: Die Agenturen müssen sich darauf einstellen, dass es beim Content Marketing nicht darum geht, dem Kunden ein bestimmtes Produkt zu verkaufen. Das Gegenteil ist der Fall. Ich muss ganz genau zu hören, was der Kunde eigentlich braucht und woraus er einen Zusatznutzen schöpft. Erst aus diesem Change der Sichtweise kann eine echte Content Marketing Strategie entwickelt werden. Um es an einem Beispiel festzumachen: Die Frage beim Content Marketing darf nicht sein, wie kann ich jemandem eine bestimmte Sorte Hundefutter verkaufen. Es geht darum herauszufinden, warum jemand überhaupt einen Hund hat.
Distl: Content Marketing verkauft nicht, sondern schafft Bedarf!
leadersnet.at: Welche Entwicklung erwarten Sie sich in diesem Bereich? Wird sich die Spreu vom Weizen trennen?
Distl: Es wird in Zukunft sicherlich eine Zweiteilung geben. Einerseits werden sich große Unternehmen die Frage stellen müssen, ob sie das Content Marketing Inhouse machen, oder ob sie es an einen Experten auslagern. Es ist definitiv so, dass Publisher, so wie eben die Styria, den besseren Content produzieren, da wir aufgrund des Know Hows, den wir als Verlag haben, alle Themenspektren abdecken können. Unser großer Vorteil ist der, dass wir einerseits in den Bereichen Content Strategy und Production unsere großen Stärken haben. Darüber hinaus können wir die Bereiche Distribution und Metrix dank Schwester-Units, die im Konzern beheimatet sind, perfekt abdecken und so alles aus einer Hand für den Kunden anbieten können. Das ist ein großer Asset, den wir haben und den andere Marktbegleiter so nicht vorweisen können.
leadersnet.at: Welchen Stellenwert wird Bewegtbild in Zukunft für das Content Marketing einnehmen?
Kubin: Wenn man sich die internationalen Entwicklungen ansieht, dann kann die Bedeutung nur zunehmen. Der Peak ist definitiv noch nicht erreicht. Die Entwicklung hat aber zwei unterschiedliche Seiten. Auf der einen Seite gibt es den qualitativ hohen und aufwändig hergestellten Content und auf der anderen Seite haben wir kreativen Content, der mit mobilen Endgeräten – also dem geringst möglichen technischen Aufwand – hergestellt wird. Dank unseres verlegerischen Backgrounds können wir beide Schienen bedienen. Zudem schaffen wir es durch die journalistische Komponente, komplexe Themen einfach darzustellen, was besonders großen Firmen und Industrieunternehmen sehr gefällt und zugute kommt.
leadersnet.at: Die Styria Multi Media Corporate und Radio Content Austria arbeiten ja seit kurzem unter dem Namen Styria Content Creation zusammen. Wie ist die Zusammenarbeit entstanden und welche Möglichkeiten eröffnet diese Kooperation für die Zukunft?
Distl: Die Styria hat sich in den letzten Monaten neu aufgestellt und deswegen wurden auch interne Strukturen überdacht. Zwischen der Styria Multi Media Corporate und der Radio Content Austria hat es eine Menge inhaltlicher Synergien gegeben, womit sich eine Kooperation dieser Art natürlich angeboten hat.
Kubin: Wir als Styria Content Creation können für alle Kanäle – egal ob Online, Print, Social Media, Bewegtbild, Audio usw. – und auf jede Zielgruppe zugeschnittene, relevante Inhalte produzieren. Dafür muss man die Kanäle verstehen und die Zielgruppen kennen und last but not least auch den entsprechenden Content produzieren können. Wir können den Endkunden vom Aufstehen bis zum Schlafengehen mit unseren Kanälen und unserem Portfolio – das Radio, Print, Apps, Online und Video umfasst – erreichen. Ein weiterer USP ist die Erfahrung, die wir am POS (Point of Sale) haben. Wir können den Kunden mit einer Botschaft auch dort erreichen, wo er am Ende 70 Prozent seiner Kaufentscheidungen trifft.
leadersnet.at: Wie Sie bereits gesagt haben, hat es im Hause Styria 2015 einige Veränderungen gegeben. Wie fällt Ihr Resümee für die Styria Multi Media Corporate bzw. Styria Content Creation für das zu Ende gehende Jahr aus?
Distl: Die Marke Styria Content ist in diesen knapp zwei Monaten, in der wir mit ihr rausgehen, bereits sehr gut angenommen worden. Wir haben heuer, trotz dieser Umstrukturierungsarbeiten, acht Neukunden gewonnen.
Kubin: Wir sind auf jeden Fall zufrieden damit, wie sich 2015 entwickelt hat. Wir freuen uns deswegen auch auf das kommende Jahr, wo wir einige neue Produkte präsentieren werden.
leadersnet.at: Können Sie schon verraten, welche neuen Produkte auf uns zukommen?
Distl: Ganz dem Trend angesagter internationaler Brands wie AirBnB, Uber, Zalando und Co. folgend, die auf Content Marketing und Reverse Publishing setzen, dürfen wir ab nächsten Jahr auch eines der innovativsten Unternehmen Österreichs, willhaben.at, betreuen. Wir werden für willhaben.at Ende des ersten Quartals 2016 ein Content Marketing Produkt unter dem Begriff LiEBENSRAUM zum Thema „die schönsten Dingen rund ums Wohnen" in analoger und digitaler Form auf den Markt bringen. Darüber hinaus werden wir Unternehmen im Automotiv, Versicherungs- und Finanzbereich mit Content beliefern und im Content Marketing betreuen.
leadersnet.at: Auf welche Produkte, die sie bisher gemacht haben, sind Sie eigentlich besonders stolz?
Distl: Ganz ehrlich, auf alle. Denn jede Kundenanfrage bedarf einer individuellen Lösung und keinem Standard-Schubladenprodukt. Wir produzieren nicht nur Produkte sondern Lösungen und Inhalte, die unseren Kunden helfen ihre Ziele zu erreichen. Darunter fallen Content Marketing-Ideen wie jene für „dm", inklusive der ganzen Welt von active beauty im digitalen und analogen Bereich, genauso wie klassische Mitarbeiter- und Kundenmagazine sowie Geschäftsberichte im Printbereich oder Digital- und Bewegtbildlösungen für Kunden wie die Österreichische Post, A1 Telekom Austria AG oder Baxalta. (Ende)
www.styriacontentcreation.com