Neues Bahn-Testcenter
Siemens Mobility investiert 25 Millionen Euro in Wien

| Tobias Seifried 
| 08.04.2025

Trotz vieler Hiobsbotschaften gibt es nach wie vor auch positive Meldungen vom heimischen Industriestandort. Jüngstes Beispiel ist ein hochmodernes Bahn-Testcenter, das ab Herbst 2025 schrittweise bezogen werden soll.

Viele heimische Industriebetriebe stecken aufgrund zahlreicher Herausforderungen und multipler Krisen zwar in einer schwierigen wirtschaftlichen Lage, doch zum Abschreiben ist unser Industriestandort glücklicherweise noch nicht, wie eine aktuelle Großinvestition zeigt.

Konkret investiert Siemens Mobility 25 Millionen Euro in ein neues Bahn-Testcenter für Digitalisierungstechnologien in Wien. Es entsteht in der Siemensstraße im 21. Bezirk und soll auf 2.500 Quadratmetern eine besonders leistungsfähige Arbeitsumgebung für Test-, Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für Eisenbahninfrastruktur bieten. Die Bauarbeiten sind bereits angelaufen. Läuft alles nach Plan, dann wird das Testcenter ab Herbst 2025 schrittweise bezogen, der Vollbetrieb wird im Laufe des Jahres 2026 angepeilt.

Bahnnetz und neue U-Bahn-Linie

Laut Siemens Mobility wird das Testcenter bei zwei bedeutenden Bahn-Großprojekten in Österreich eine wichtige Funktion einnehmen: Bis zum Jahr 2038 entwickelt das Unternehmen das gesamte ÖBB-Streckennetz mit innovativen Technologien weiter – Österreich erhalte demnach eines der modernsten Streckennetze der Welt. Das für diese Transformation nötige Zusammenspiel unterschiedlicher IT-Systeme werde im Testcenter umfangreich getestet, bevor es auf den Strecken zum Einsatz kommt. Auch die Weiterentwicklung des Wiener U-Bahn-Systems werde mit dem Testzentrum unterstützt. Im Zentrum stehe der fahrerlose Betrieb auf der neuen U-Bahn-Linie U5, der im Testcenter vorbereitet und getestet wird. Perspektivisch werde das Testcenter auch Projekte in Zentral- und Osteuropa (CEE) fördern, so das Unternehmen.

Tanja Kienegger, CEO Siemens Mobility Austria: "Mit dem neuen Testzentrum treiben wir die digitale Transformation der Bahn voran. Unsere Ingenieurinnen und Ingenieure machen die Bahn wirtschaftlicher, effizienter und leistungsfähiger. Das nützt den Fahrgästen, den Bahnunternehmen, dem Wirtschaftsstandort Wien und der Umwelt."

Digitale Zwillinge

Doch wie funktioniert das nun genau? Im Testcenter werden bestehende Bahninfrastrukturen wie Streckennetze vollständig auf Server- und Computersystemen nachgebildet. So entstehen digitale Zwillinge. Auf deren Basis sei es möglich, Neuerungen zu entwickeln und vollständig zu testen, ohne den Alltags-Bahnbetrieb zu stören. Weiters sollen innovative Technologien von Siemens Mobility auf individuelle Anforderungen verschiedener Bahnsysteme angepasst werden. Dadurch entstünden umfassende Möglichkeiten, den Bahnverkehr effizient abzuwickeln, Züge zu lenken und den Bahnbetrieb mit noch größerer Sicherheit zu steuern. Erst nach Abschluss der Arbeiten im Testcenter werden die Technologien an die Strecke gebracht. Die Implementierung soll zeitsparend sowie störungsfrei erfolgen. Laut dem Unternehmen werde es zum Beispiel nicht mehr nötig sein, den Zugverkehr über mehrere Stunden und Tage für Umbauarbeiten und Tests auszusetzen. 

Alle Systeme der Siemens Signaltechnik werden den Angaben zufolge im Testcenter bearbeitet. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die ETCS-Level 2 Zugsicherungstechnik sowie das perfekte Zusammenspiel der sicherungstechnischen Applikationen mit der IT-Cloud Plattform "DS3". Zusätzlich werden auch Datentelegramme der Balisen für die Implementierung auf den Strecken vorbereitet. Die geplante Kapazität des Testcenters soll im Normalbetrieb das Testen von bis zu 100 neuen Projekten und den Betrieb von mehr als 1.000 virtuellen Maschinen ermöglichen. Auch Bahnbetreiber und Partner von Siemens Mobility werden dieses Testcenter nutzen können, was Wiens Positionierung als Eisenbahnkompetenzzentrum in Zentral- und Osteuropa weiter stärke, zeigt man sich abschließend überzeugt.

www.mobility.siemens.com/at

Über das Unternehmen

Siemens Mobility Austria ist laut eigenen Angaben das größte Eisenbahnindustrieunternehmen Österreichs und beschäftigt mehr als 4.500 Mitarbeiter:innen an den insgesamt drei Unternehmensstandorten Wien-Siemensstraße, Wien-Leberstraße und Graz-Eggenberger Straße.

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