Die UniCredit Bank Austria stellte die aktuellen Zahlen ihres Konjunkturindikators vor. Das sind die Ergebnisse. "Die österreichische Wirtschaft hat zu Jahresbeginn 2025 die Konjunkturschwäche, die sich im Vorjahr letztlich sogar in einem Rückgang des BIP um 1,2 Prozent niederschlug, nicht überwinden können. Die wenigen bisher vorliegenden harten Wirtschaftsdaten zeigen für die ersten Monate des Jahres 2025 eine Fortsetzung der Rezession in der heimischen Industrie angesichts einer anhaltenden Auftragsschwäche in einem schwierigen internationalen Umfeld. Zudem ist der Dienstleistungssektor weiterhin von der herrschenden Verunsicherung der Konsument:innen belastet, die eine hohe Sparneigung ausgelöst hat. Die Einnahmenentwicklung im Tourismus hält mit den Rekordnächtigungszahlen nicht Schritt und im Einzelhandel setzte sich die Belebung vom Herbst rund um den Jahreswechsel nicht fort", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich © Statistik Austria, Wifo, UniCredit Research
Hoffnung auf Stabilisierung
Nach einem Fehlstart ins Jahr 2025 ist aktuell keine Verbesserung der Lage in Sicht. Hoffnung auf Stabilisierung der Konjunktur im weiteren Jahresverlauf geben jedoch die etwas günstigeren Stimmungsindikatoren. "Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator zeigt seit dem Jahresbeginn eine leichte Aufwärtstendenz mit zwei Anstiegen in Folge. Mit minus 2,2 Punkten lag der Indikator im Februar jedoch immer noch auf sehr niedrigem Niveau, das nur für eine Abschwächung der Rezession in Österreich spricht. Positiv stimmt jedoch vor allem, dass im Februar erstmals seit zwei Jahren alle Komponenten zum Anstieg beigetragen haben", so Bruckbauer.
Angespannte Situation in der Industrie bleibt
Der abnehmende Pessimismus in der Industrie leistete im Februar den größten Beitrag zum Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators. Trotz der Verunsicherung aufgrund des zunehmenden Protektionismus im Außenhandel und der gestiegenen Kosten, die eine Verringerung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit verursachten, verbesserte sich die Stimmung auf den heimischen Absatzmärkten. Das führte auch zu einem Anstieg der Produktionserwartungen der österreichischen Industriebetriebe. Allerdings ist die Stimmung im Sektor sowie die Produktionserwartungen für die kommenden Monate weiterhin klar unter dem langjährigen Durchschnitt.
Im Gegensatz zur Industrie hierzulande, die trotz Verbesserungen noch in einer Rezession steckt, zeigten sich im Februar am Bau vorsichtige Anzeichen einer Stabilisierung der Konjunktur. Leicht im positiven Bereich lagen die Geschäftserwartungen im Dienstleistungssektor. Laut der Unicredit Bank Austria sollte der Dienstleistungssektor weiter auf Wachstumskurs bleiben und die Dynamik dürfte in den kommenden Monaten sogar etwas zulegen. Für die kommenden Monate liegen die Stimmung im Sektor und auch die Nachfrageerwartungen jedoch weiter unter dem langjährigen Durchschnitt, was den Aufwind schwach halten dürfte.
Spürbares Wachstum 2026 erwartet
Die Anzeichen für ein rasches Ende der Wachstumsschwäche der Wirtschaft sind trotz des leichten Anstiegs der Konjunkturstimmung zu Beginn des Jahres aktuell nicht vorhanden. "Wir bleiben weiterhin optimistisch, dass sich die weitere Reduktion der Zinsen durch die EZB sowie die niedrigere Inflation im Verlauf des Jahres zunehmend positiv auf die Entwicklung der Inlandsnachfrage niederschlagen werden. Allerdings werden zum einen eine restriktive Fiskalpolitik und andererseits der gestiegene Protektionismus im Außenhandel die Wachstumsaussichten begrenzen", sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und fügt hinzu: "Wir haben aufgrund der ungünstigeren Vorgaben aus dem Vorjahr unsere BIP-Prognose für 2025 auf 0,1 Prozent angepasst. Österreich sollte damit knapp ein drittes Rezessionsjahr erspart bleiben."
Den Experten zufolge dürfte sich die österreichische Wirtschaft im nächsten Jahr etwas schwungvoller präsentieren. Der Konsum sollte von Reallohnzuwächsen und dem schrittweisen Rückgang der Sparquote stärker profitieren, und die Lockerung der Geldpolitik sollte die Investitionsbereitschaft der heimischen Unternehmer beleben. Vor dem Hintergrund der gesunkenen preislichen Wettbewerbsfähigkeit im Export und dem zunehmend protektionistischen globalen Umfeld sollen die Herausforderungen beträchtlich bleiben.
"Die Ankündigung für verstärkte Infrastrukturinvestitionen in Deutschland und Erleichterungen bei den Fiskalregeln kommen da gerade zur rechten Zeit, werden jedoch erst 2026 wirksam werden", so Pudschedl und ergänzt: "Dennoch erwarten wir für 2026 in Österreich nur ein Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent."
Arbeitslosigkeit bei 7,3 Prozent
Der Arbeitsmarkt zeigte sich angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche zwar robust, doch die Arbeitslosigkeit befand sich zu Jahresbeginn 2025 weiter im Anstieg. In Österreich betrug die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit 7,3 Prozent. "Der Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote wird sich vorerst fortsetzen, jedoch überschaubar bleiben. Für 2025 gehen wir von einer Arbeitslosenquote von 7,3 Prozent im Jahresdurchschnitt aus, die sich 2026 auf diesem Niveau stabilisieren sollte", sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Pudschedl.
Österreich Konjunkturprognose © UniCredit
Rückzug der Inflation verlangsamt sich
In Österreich stieg zu Jahresbeginn die Inflation bedingt durch das Auslaufen der Strompreisbremse sowie durch höhere Energiepreise und befeuert durch die Abschwächung des Euros auf über drei Prozent im Jahresvergleich. Mittlerweile scheint sich eine Verschiebung der Inflationstreiber abzuzeichnen.
"Während die Energiepreise im weiteren Jahresverlauf 2025 voraussichtlich seitwärts tendieren werden, dürfte von den Nahrungsmittelpreisen ein leichter Aufwärtsdruck ausgehen. Ein moderater Anstieg der Güterinflation sollte von der Verlangsamung der Dienstleistungsinflation aufgrund des Auslaufens der Zweitrundeneffekte mehr als kompensiert werden, was die Kerninflation und die Gesamtinflation schrittweise absenken wird. Wir rechnen mit einem Rückgang der Teuerung im Jahresdurchschnitt 2025 auf 2,5 Prozent, mit Werten nahe des EZB-Ziels von zwei Prozent gegen Ende des Jahres", sagt Pudschedl. Für das nächste Jahr gehen die Ökonomen der UniCredit Bank Austria von einer Inflation von durchschnittlich 1,9 Prozent aus.
Unsicherheit hat zugenommen
Im März hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte gesenkt. Seit Sommer 2024 wurde der Einlagenzinssatz um insgesamt 150 Basispunkte auf mittlerweile nur noch 2,50 Prozent verringert.
"Das Jahr 2025 wird voraussichtlich noch weitere Zinssenkungen bringen, aber die Unsicherheit hinsichtlich der kommenden geldpolitischen Entscheidungen der EZB ist deutlich höher geworden, sowohl hinsichtlich des Ausmaßes als auch des Zeitpunkts. Zum einen könnte die US-Zollpolitik die Konjunkturrisiken weiter nach unten verlagern. Zum anderen könnten verstärkte fiskalische Maßnahmen die Konjunktur in Europa stützen und die Inflation erhöhen. Wir erwarten weiterhin drei Zinsschritte bis zum Jahresende mit einer Reduktion des Einlagenzinssatzes auf 1,75 Prozent, doch das Gleichgewicht der Risiken hat sich in Richtung geringerer Zinssenkungen verschoben", sagt Bruckbauer abschließend.
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