UniCredit Bank Austria Analyse
So performten die Bundesländer 2024 bei der Wirtschaftsleistung

Laut der UniCredit Bank Austria Volkswirtschaft Bundesländeranalyse verzeichneten ähnlich wie 2023 in vielen Regionen die Industrie, die Bauwirtschaft, die Verkehrswirtschaft und der Handel einen Rückgang.

Nach einem beeindruckenden Wirtschaftswachstum in allen Bundesländern im Jahr 2022, kam es 2023 zu einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur in den Regionen. Die wirtschaftliche Entwicklung in den Bundesländern war dann auch 2024 in vielen Aspekten eine Wiederholung von 2023. In beiden Jahren gab es eine schwache Industrie- und Baukonjunktur, und auch der Handel, die Transportwirtschaft und die wirtschaftsnahen Dienstleistungen verzeichneten in vielen Regionen erneut einen Rückgang der Wertschöpfung.

Der Tourismus, das Immobilienwesen und der öffentliche Sektor führten zu positiven Impulsen. 2024 gab es österreichweit einen BIP-Rückgang von voraussichtlich 0,9 Prozent. Dieses allgemeine Konjunkturumfeld spiegelte sich dementsprechend in der Wirtschaftsentwicklung der einzelnen Bundesländer wider, mit klaren Vorteilen für die Regionen mit hohem Dienstleistungsanteil. "Die Bundeshauptstadt Wien führte 2024 das zweite Jahr in Folge das Wachstums-Ranking der Bundesländer an, an letzter Stelle rangierte die Industriehochburg Oberösterreich", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Regionalprodukt © Statistik Austria/UniCredit

Wien mit Wachstum, Oberösterreich mit größtem Rückgang

Im letzten Jahr gab es beim Wirtschaftswachstum innerhalb der Bundesländer erhebliche Unterschiede. "Wien war die einzige Region mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung (+ 0,5 Prozent) und Tirol zeigte eine stagnierende Entwicklung", sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Robert Schwarz und fügte hinzu: "Alle anderen Bundesländer verzeichneten einen Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung."

In Salzburg mit -0,4 Prozent, in der Steiermark mit -0,7 Prozent und im Burgenland mit -0,8 Prozent war die Wirtschaftslage etwas besser als im bundesweiten Durchschnitt, der bei einem Rückgang von -0,9 Prozent lag. Unterdurchschnittlich war die Entwicklung in Vorarlberg (-1,4 Prozent), Niederösterreich (-1,6 Prozent) und Kärnten (-2,1 Prozent). Oberösterreich verzeichnete mit -2,5 Prozent den stärksten Einbruch.

Rezession in der Industrie und Bauwirtschaft

Im letzten Jahr sank die reale Wirtschaftsleistung um voraussichtlich über vier Prozent, insbesondere in den wichtigen Bereichen Metallindustrie, elektronische Ausrüstung und Maschinenbau. Dabei verzeichnete Oberösterreich den stärksten Einbruch der Industriekonjunktur. Kärnten und Niederösterreich verzeichneten ebenfalls eine unterdurchschnittliche Entwicklung im Vorjahr. In der Bundeshauptstadt Wien und in Tirol war die Performance in der Industrie besser, und der Konjunkturhimmel war in diesen Bundesländern weniger bewölkt. Das ist vor allem auf die relativ hohe Bedeutung der Pharmabranche in beiden Bundesländern zurückzuführen.

Der Bausektor verzeichnete 2024 ein Minus von über drei Prozent. Im Speziellen war der Hochbau schwach, da die Nachfrage im Wohnungsbau weiterhin gedämpft war. Den stärksten Produktionseinbruch im Bundesländervergleich gab es in der burgenländischen Bauwirtschaft und hier speziell im Tiefbau. Relativ robust zeigte sich der Bausektor in der Steiermark.

Auch in der Außenhandelsstatistik spiegelte sich die schwache Wirtschaftslage in der Industrie wider. Insbesondere die schwache Industriekonjunktur beim wichtigsten Handelspartner Deutschland belastete die Warenausfuhren. Im Gesamtjahr 2024 sind die Exporte von Gütern um voraussichtlich fünf Prozent auf 190,5 Milliarden Euro gesunken. "Den stärksten Exporteinbruch gab es in Oberösterreich mit voraussichtlich über elf Prozent auf 47,8 Milliarden Euro, zurückzuführen vor allem auf die Schwäche bei den Ausfuhren von Maschinen, Waren der KFZ-Industrie und chemischen Erzeugnissen", sagt Schwarz und ergänzt: "Relativ robust zeigten sich hingegen aufgrund der starken Pharmaindustrie die Exporte von Tirol und Wien."

Schwaches Plus im Dienstleistungssektor

Ein schwaches Wertschöpfungsplus gab es für den österreichischen Dienstleistungssektor. Zu 2023 wurde ein plus von 0,5 Prozent erzielt. Allerdings zeigte sich ein ambivalentes Bild. "Eine solide Entwicklung im Vorjahr verzeichneten der Tourismus, der öffentliche Sektor und das Immobilienwesen. Erneut große Herausforderungen gab es hingegen für den Handel, die Verkehrswirtschaft und die wirtschaftlichen Dienstleistungen", sagen die Bankökonomen.

Der Tourismus verzeichnete einen neuen Rekord. Im Tourismus stieg die Zahl der Übernachtungen im Gesamtjahr 2024 auf einen neuen Rekordwert von 154,3 Millionen, das liegt um 1,1 Prozent über dem bisherigen Rekord aus dem Vorpandemiejahr 2019. Das stärkste Nächtigungsplus mit über neun Prozent gab es mit Abstand in Wien. Deshalb waren die Bundesländer mit hohem Anteil des Tourismus und des öffentlichen Sektors wie Wien, Tirol und Salzburg von der Entwicklung des tertiären Sektors im Vorjahr bevorzugt.

Regionale Arbeitslosenquoten © AMS/UniCredit

Arbeitslosenquote stieg in ganz Österreich

"In allen Bundesländern stieg im Vorjahr die Arbeitslosenquote", sagt Schwarz und fügt hinzu: "sie blieb aber in den meisten Regionen auf einem relativ niedrigen Niveau."

Salzburg und Wien hatten mit 4,2 Prozent und mit 11,4 Prozent die niedrigste bzw. höchste Arbeitslosenquote. Trotzdem verzeichnete die Bundeshauptstadt das stärkste Beschäftigungswachstum. Den stärksten prozentuellen Anstieg der Arbeitslosigkeit gab es im Vorjahr in Oberösterreich, den geringsten in Kärnten.

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