UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator
Trotz guter Stimmung zu Jahresbeginn schwächelt die Konjunktur

| Redaktion 
| 16.02.2025

Laut den Experten der UniCredit Bank Austria wird die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich 2025 ganz entscheidend davon abhängig sein, wie rasch und wie stark sich die Beruhigung der Inflation und die weitere Lockerung der Geldpolitik auf die Dynamik von Konsum und Investitionen auswirken werden.

Am Freitag stellte die UniCredit Bank Austria die aktuellen Zahlen ihres Konjunkturindikators vor. Das sind die Ergebnisse: Die Konjunkturstimmung hierzulande verbesserte sich zu Jahresbeginn leicht. "Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator stieg im Jänner auf minus 2,6 Punkte, bleibt damit aber vorläufig auf sehr niedrigem Niveau", sagt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und fügt hinzu: "Nach der Verschlechterung in der zweiten Jahreshälfte 2024, die in einem Jahrestiefstand im Dezember mündete, erholte sich die Konjunkturstimmung in Österreich zu Jahresbeginn wieder ein wenig."

Belastend wirken sich noch immer die Probleme im Exportgeschäft aus, doch die verbesserten Rahmenbedingungen für die Inlandsnachfrage durch die niedrigere Inflation und die gesunkenen Zinsen werden für die Unternehmer:innen und Konsument:innen in Österreich stärker spürbar und führten zu einer leichten Verbesserung des Stimmungsbarometers. "Allerdings ist das Niveau des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators weiterhin niedrig und bewegt sich auf ähnlicher Höhe wie im Jahresdurchschnitt 2023 und 2024, beides Jahre, die einen BIP-Rückgang in Österreich um rund ein Prozent gebracht haben", so der UniCredit Bank Austria Experte.

UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator Österreich © Statistik AustriaWifoUniCredit Research

Geringfügig bessere Stimmung in fast allen Sektoren

Zu Beginn des Jahres wurde der Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators von einer allgemeinen Verbesserung der Konjunkturstimmung getragen. Ausschließlich am Bau trübte sich die Stimmung im Jänner wieder etwas. Während die mäßige Auftragsentwicklung im Hochbau zunehmend Sorgen bereitete, blieb die Lage bei den Ausbaugewerben stabil und im Tiefbau verbesserte sie sich sogar. Der Pessimismus in der Verarbeitenden Industrie ging zwar – begünstigt von einer leichten Verbesserung der globalen Industrienachfrage – etwas zurück, blieb aber im langjährigen Vergleich sehr hoch. Wie schon in den Vormonaten war die Lebensmittelproduktion zu Jahresbeginn die einzige Industriebranche, in der eine positive Konjunkturstimmung herrschte.

"Den größten Anteil am Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators im Jänner hatte die deutliche Verbesserung der Stimmung im Dienstleistungssektor. Neben dem Tourismus und dem Einzelhandel verspürten nun auch der Handel mit Kraftfahrzeugen sowie auch die Transportdienstleistungen mehr Rückenwind", so Chefökonom Stefan Bruckbauer, und ergänzt: "Insgesamt blieb die Stimmung im Dienstleistungssektor im Jänner jedoch noch unter dem langjährigen Durchschnitt, belastet von der unverändert hohen Verunsicherung der Verbraucher:innen. Trotz hoher realer Lohnzuwächse übten sich die Konsument:innen weiterhin in Kaufzurückhaltung und sparten in höherem Ausmaß als üblich."

Im Europa-Vergleich hinkt die Konjunkturstimmung in Österreich weiter hinterher. Vor allem in der Industrie ist der Pessimismus hierzulande immer noch deutlich größer als im europäischen Durchschnitt.

Kleine Schritte aus der Stagnation

"Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer", meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: "Der leichte Anstieg der Konjunkturstimmung in Österreich zu Jahresbeginn 2025 ist erfreulich, aber die Anzeichen für ein rasches Ende der Wachstumsschwäche der österreichischen Wirtschaft sind derzeit nicht zu sehen. Wir bleiben jedoch weiterhin optimistisch, dass sich die Verbesserung der Rahmenbedingungen über die Inlandsnachfrage im Verlauf des Jahres zunehmend positiv niederschlagen wird und Österreich ein drittes Rezessionsjahr erspart bleibt. Allerdings werden zum einen der gestiegene Protektionismus im Außenhandel und andererseits eine restriktive Fiskalpolitik die Wachstumsaussichten begrenzen. Wir haben unsere BIP-Prognose für 2025 von 0,9 Prozent auf 0,3 Prozent reduziert."

Laut den beiden Experten wird die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich 2025 ganz entscheidend davon abhängig sein, wie rasch und wie stark sich die Beruhigung der Inflation und die weitere Lockerung der Geldpolitik auf die Dynamik von Konsum und Investitionen auswirken werden. Da die nominellen Lohnsteigerungen voraussichtlich erneut die Inflation übersteigen werden, soll die reale Kaufkraft weiter zunehmen und so im Verlauf des Jahres die Einbußen des Inflationsschocks endgültig ausgleichen. In der Folge sollten die heimischen Konsument:innen langsam ihre Kaufzurückhaltung ablegen. Einer starken Belebung des Konsums soll die anhaltend hohe Verunsicherung, zunehmende Sorgen um den Arbeitsplatz sowie budgetäre Maßnahmen entgegenwirken.

Weitere Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) sollten die Investitionsbereitschaft der heimischen Unternehmer:innen positiv beeinflussen, besonders im Baubereich. Einer deutlichen Stärkung der Investitionsdynamik steht jedoch vorerst der aktuell unterdurchschnittliche Auslastungsgrad der heimischen Wirtschaft sowie der Gegenwind im Exportgeschäft aufgrund einer verminderten Wettbewerbsposition sowie der Verschärfung des Protektionismus gegenüber.

Arbeitslosigkeit steigt weiter moderat an

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Konjunkturschwäche zeigt sich der Arbeitsmarkt in Österreich weiterhin relativ robust. Im Jänner betrug die Arbeitslosenquote saisonbereinigt 7,2 Prozent mit leichter Aufwärtstendenz. "Der Aufwärtstrend der Arbeitslosenquote wird sich voraussichtlich bis ins Jahr 2026 fortsetzen, jedoch überschaubar bleiben. Nach durchschnittlich 7,2 Prozent im Jahr 2024 gehen wir für 2025 von einer Arbeitslosenquote von 7,3 Prozent aus, die sich 2026 auf diesem Niveau stabilisieren sollte", sagt Pudschedl.

Der Anstieg des Arbeitskräfteangebots werde durch das Ausscheiden der Babyboomer-Generation aus dem Arbeitsprozess, geringere Zuwanderung und das hohe Maß an Teilzeitarbeit verlangsamt, so die Experten der UniCredit Bank Austria.

Inflationsanstieg nur temporär

Das Auslaufen der Strompreisbremse, die Erhöhung der CO₂-Bepreisung sowie tourliche Preisanpassungen führten zu einem deutlichen Preisschub zu Jahresbeginn. Der Anstieg der Teuerung auf über drei Prozent im Jahresvergleich fiel jedoch überraschend stark aus, wozu offenbar kostenbedingte Preiserhöhungen in einigen Dienstleistungsbereichen mit guter Nachfrageentwicklung beigetragen haben dürften. Österreich weist damit erneut einen spürbaren Inflationsaufschlag gegenüber dem Euroraum auf.

Die Zweitrundeneffekte im Dienstleistungssektor sowie eine nachlassende Preissetzungskraft der Güterhersteller:innen sollten angesichts der schwachen Konjunktur in den kommenden Monaten für eine schrittweise Verlangsamung der Teuerung sorgen. "Aufgrund des überraschend starken Anstiegs der Inflation zu Jahresbeginn haben wir unsere Prognose für 2025 von durchschnittlich 2,2 auf 2,5 Prozent angehoben. Bedingt durch den weiter nachlassenden Preisdruck aus dem Dienstleistungssektor und unter der Annahme, dass es zu keinen Verwerfungen auf den Rohstoffmärkten kommt, gehen wir für 2026 weiterhin von einer Teuerung von 1,9 Prozent aus", so Pudschedl.

Weitere Leitzinssenkungen

Erwartungsgemäß ist die EZB mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte ins Jahr 2025 gestartet (LEADERSNET berichtete). "Wir rechnen angesichts der Beruhigung der Inflation mit einer Fortsetzung der Lockerung der Geldpolitik im Euroraum durch die EZB in den kommenden Monaten. Bis Ende 2025 gehen wir von einer Verringerung der Leitzinsen um weitere 100 Basispunkte aus, sodass der Einlagenzins mit 1,75 Prozent sein Endniveau im laufenden Zinszyklus erreichen sollte", meint Bruckbauer und ergänzt abschließend: "Die Geldpolitik der EZB dürfte mit dem Absenken der Zinsen unter das neutrale Niveau von rund zwei Prozent damit leicht expansiv ausgerichtet werden. Die verhaltenen Konjunkturaussichten sowie die Belastungen für die europäische Wirtschaft durch die protektionistische Außenhandelspolitik der USA könnten die EZB nach unserer Einschätzung zu diesem Schritt veranlassen."

www.bankaustria.at

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