Unimarkt-Eigentümer Andreas Haider im Gespräch
"Wir haben das schlechte Umfeld genutzt, um uns zu konsolidieren."

| Wolfgang Zechner 
| 05.02.2025

Im Lebensmittelhandel stehen die kleineren Markteilnehmer seit Längerem unter Druck. Im großen KEYaccount-Gespräch erzählt Unimarkt-Eigentümer Andreas Haider von der schwierigen Situation, in der sich sein Unternehmen befindet und wie er diese meistern will.

KEYaccount: Die Marktanteilszahlen für den österreichischen Lebensmittelhandel für das Gesamtjahr 2024 weist für die Kategorie Markant ein Minus von 0,3 Prozentpunkten aus. In diese Kategorie fallen auch sämtliche Unimarkt-Standorte. Laut dem Marktforschungs-Unternehmen NielsenIQ erreichte Markant damit einen Marktanteil von nur noch 2,4 Prozent. Spiegelt sich dieser Rückgang auch in Ihrem Geschäftsjahr wider?

Andreas Haider: Wegen des turbulenten Marktumfeldes haben wir viele Standorte rausgenommen. Das hat sich dann in den Marktanteilen niedergeschlagen.

KEYaccount: Mit "rausgenommen" meinen Sie, dass sie Standorte geschlossen haben?

Haider: Ja, genau.

KEYaccount: Wie viele Märkte haben Sie geschlossen?

Haider: Wir hatten zwischen 125 und 130 Standorte. Unser Ziel ist es, 100 Märkte zu haben. In diese Richtung bewegen wir uns gerade.

KEYaccount: Sie haben also im Vorjahr ein Viertel aller Märkte geschlossen?

Haider: Ja. Es macht keinen Sinn, Standorte zu erhalten, in die man nur einzahlt. In manche Läden hätten wir 500.000 bis eine Million Euro investieren müssen. Wenn Standorte keine Zukunftsperspektive haben, haben wir sie geschlossen.

KEYaccount: Kann man von einer Strategie des Gesundschrumpfens sprechen?

Haider: Ja. So ist es. Wir haben das schlechte Umfeld genutzt, um uns zu konsolidieren.

KEYaccount: Ist diese Konsolidierung nun abgeschlossen oder wird es weitere Schließungen geben?

Haider: Die Arbeit am Standardportfolio ist nie abgeschlossen, weil ja permanent auch neue Märkte hinzukommen. Aber die große Schließungswelle ist durch.

KEYaccount: Wie ist es sonst wirtschaftlich im Vorjahr gelaufen? Haben sich die Schließungen positiv auf den Geschäftsverlauf ausgewirkt?

Haider: Zusperren kostet leider Geld. Da mussten wir in den sauren Apfel beißen. Aber es war alternativlos. Langfristig hätte es uns viel mehr gekostet, wenn wir die Läden offengehalten hätten. Jetzt konzentrieren wir uns auf die Standorte, die gut laufen.

KEYaccount: Bereitet es Ihnen eigentlich Sorgen, dass Billa seit einiger Zeit ebenfalls auf selbstständige Kaufleute setzt?

Haider: Einerseits ja, andererseits ist es auch eine Bestätigung dafür, dass unsere Strategie richtig ist. Und die Frage, die sich mir stellt, lautet: Kann eine Filialorganisation das Kaufleute-Modell authentisch umsetzen?

KEYaccount: Sie sind seit 17 Jahren Geschäftsführer und seit vier Jahren Eigentümer der Unigruppe. Würden Sie im Nachhinein, dass die Übernahme der Marke Unimarkt damals der richtige Schritt war?

Haider: Ja, absolut. Aber wann die aktuelle Phase äußerst schwierig ist. Ich bin schon 35 Jahre im Unternehmen. Da hat man bereits einiges erlebt. Ich erinnere mich etwa an den Niedergang von Zielpunkt. Auch diese Phase haben wir gut gemeistert. Und auch die aktuelle Phase werden wir gut meistern.

KEYaccount: Langfristig zeigt sich, dass die kleineren Marktteilnehmer in Österreich immer mehr an Boden verlieren. Das hängt wahrscheinlich auch mit der Marktmacht der großen Handelsketten zusammen, oder?

Haider: Definitiv. Heute wird das Match nicht mehr zwischen den Vollsortimentern ausgetragen, sondern der Marktführer im Vollsortiment matcht sich mit dem Marktführer im Discount. Das ist brutal. Hier finden Sie auch die Erklärung für unsere Schließungen. Wir haben jene Standorte zugesperrt, die vom Vollsortiment-Marktführer und vom Diskont-Marktführer mit Filialen umzingelt waren.

KEYaccount: Sie setzen sehr stark auf das Franchise-System. Wie viele Märkte betreibt Unimarkt noch selbst?

Haider: Aktuell führen wir noch 40 Märkte selbst. In den kommenden zwei, drei Jahre wollen wir auch diese Filialen an Franchisenehmer übergeben.

KEYaccount: Wie ist eigentlich ihr Verhältnis zur Markenartikel-Industrie? Hat sich auch von dieser Seite der Druck auf Unimarkt erhöht?

Haider: Mit diesem Thema beschäftige ich mich heuer intensiv. Ich habe bereits viele Gespräche geführt und bin zu dem Schluss gekommen, dass die großen Händler die Industrie aussaugen. Die Folge davon ist, dass wir von der Industrie wiederum deutlich benachteiligt werden. Dass große Händler bessere Einkaufskonditionen als kleine bekommen, liegt in der Natur der Sache. Aber die Schiefstände sind mittlerweile so groß, dass es nicht mehr akzeptabel ist. Wir werden mit der Industrie in tiefergehende Gespräche gehen müssen.

KEYaccount: Eine letzte Frage habe ich noch. Wann wird Unimarkt wieder schwarze Zahlen schreiben?

Haider: Im Vorjahr haben wir viele Filialen vom Netz genommen. Im Februar werden wir noch unser Auslieferungslager in Graz schließen. Aufgrund dieser Maßnahmen wird das kommende Geschäftsjahr, das für uns mit dem 1. März beginnt, deutlich positiv werden.

www.unimarkt.at

 

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