Interview mit Joe Pichlmayr
"Wir sehen die Zukunft der Cybersicherheit Europas ganz klar in europäischen Händen"

| Redaktion 
| 24.10.2024

Joe Pichlmayr ist Managing Director und Mitbegründer der Ikarus Security Software GmbH. Im LEADERSNET-Interview spricht er unter anderem über die Zusammenarbeit mit dem französischen Unternehmen HarfangLab, erklärt, wie sich sein Produkt von anderen Cybersicherheitslösungen unterscheidet, verrät, was die größten Herausforderungen bei der Entwicklung waren und spricht darüber, wie er die Zukunft der Cybersicherheit in Europa sieht. 

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Pichlmayr, was hat Sie dazu bewegt, diese Partnerschaft mit dem französischen Unternehmen einzugehen, und welche gemeinsamen Werte und Visionen haben Sie bei dieser Entscheidung vereint?

Joe Pichlmayr: Ikarus und HarfangLab haben die gemeinsame Vision, ein unabhängiges europäisches Cybersicherheits-Ökosystem aufzubauen. Einerseits soll die Cybersicherheit europäischer Organisationen nicht mehr von außereuropäischen Produkten abhängen, und andererseits wollen wir beide Lösungen entwickeln, die ganz konkret die Anforderungen europäischer Organisationen abdecken und zu 100-prozentig EU-DSGVO-konform sind.

Neben dieser gemeinsamen Marktstrategie legen unsere beiden Unternehmen großen Wert auf offene Kommunikation sowie auf Transparenz darüber, wie und warum unsere Produkte funktionieren. Dass sowohl Ikarus als auch HarfangLab zu 100-prozentig unabhängig und eigentümergeführt sind, schafft eine solide Basis für eine langfristige Partnerschaft.

LEADERSNET: Wie unterscheidet sich Ihr neues Produkt von anderen Cybersicherheitslösungen auf dem Markt, und wie profitieren europäische Unternehmen konkret von dieser vollständig in Europa entwickelten und gehosteten Lösung?

Pichlmayr: HarfangLab Guard feat. Ikarus ist eine zu 100-prozentig in Europa entwickelte EDR und EPP-Lösung, d. h. das Produkt bietet Endpoint Detection and Response-Features sowie eine Antiviren-Engine in einer Plattform. Das perfekte Zusammenspiel beider Technologien ermöglicht einen besonders effizienten Sicherheitsansatz.

Unsere Lösung wird über ein in Österreich betriebenes Rechenzentrum aus der Cloud bereitgestellt und unterliegt den österreichischen Gesetzen. Unternehmen, die keine Cloud verwenden wollen oder dürfen – beispielsweise Regierungsorganisationen, kritische Infrastrukturen oder Hochtechnologieunternehmen – können unser Produkt auch on-premises in ihrer eigenen Infrastruktur betreiben. Die Features und die Performance beider Varianten – Cloud und On-Premise – sind vollständig identisch, was eine Besonderheit auf dem Markt darstellt.

Über sehr ausgewählte Service-Partner, deren Leistungsfähigkeit und technische Expertise mit unseren Anforderungen übereinstimmen, wird es HarfangLab Guard feat. Ikarus auch als Managed Service geben. Der 3rd-Level-Support von IKARUS, der uns und unseren Kund:innen sehr wichtig ist, bleibt auch in diesen Varianten immer zugänglich: Für Feature-Requests oder Troubleshootings bleibt Ikarus als Hersteller immer greifbar.

LEADERSNET: Cybersicherheit wird immer mehr zur strategischen Priorität für europäische Organisationen. Inwiefern sehen Sie diese Partnerschaft als Antwort auf den zunehmenden Bedarf an europäischen Cybersicherheitslösungen?

Pichlmayr: Die Mehrheit der Produkte mit sehr hoher Qualität kommt aus den USA oder Israel. Dadurch entstehen häufig Konflikte mit den Datenschutzvorschriften und der Gesetzgebung des Landes, in dem der Hersteller seinen Hauptsitz hat. Dazu kommen die globalen politischen Herausforderungen, die Einfluss darauf haben, dass europäische Unternehmen immer mehr nach europäischen Lösungen suchen.

Mit unserer Lösung können Unternehmen sicher sein, dass ihre Daten zu 100-prozentig DSGVO-konform verarbeitet werden – oder in der On-Premises-Variante ihr Unternehmen gar nicht verlassen. Als unabhängige Privatunternehmen genießen wir das Vertrauen unserer Kund:innen, frei von politischen, staatlichen oder anderen fremden Interessen zu sein und zu arbeiten.

LEADERSNET: Was waren die größten Herausforderungen bei der Entwicklung eines so komplexen Produkts in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen aus einem anderen Land, und wie haben Sie diese gemeinsam überwunden?

Pichlmayr: Das ist die schönste Frage für mich. Wir haben zwei bis dato eigenständige Produkte, die in ihrem Bereich jeweils zu den schnellsten und besten global gehören, vereint. Diese technische Herausforderung haben wir innerhalb von nur sechs Monaten gemeistert. Für eine so tiefgreifende Integration ist der Zeitrahmen sehr knapp bemessen – damit haben wir sogar unsere eigenen Erwartungen übertroffen.

Ausschlaggebend für diesen Erfolg war, dass es nicht nur seitens des Managements ein 100-prozentiges Commitment zu dieser Zusammenarbeit gab. Auch die zwei Entwicklerteams haben das Projekt mit viel Engagement und vor allem riesigem Spaß an der Arbeit vorangetrieben. Das Zusammenspiel hat nicht nur technisch, sondern auch menschlich hervorragend funktioniert! Dank unserer vielfältigen Unternehmenskultur sind wir bei Ikarus daran gewöhnt, in mehreren Sprachen zu arbeiten. Englisch ist in der IT ohnehin die Standardsprache, also gab es keinerlei Schwierigkeiten. Auch Remote-Zusammenarbeit gehört für uns zum Alltag, da Ikarus seinen Mitarbeiter*innen Homeoffice ermöglicht.

Wir sind überzeugt, dass unser Produktlaunch frische Dynamik in den Markt bringen wird. Wir werden zeigen, dass auch eine 100 Prozent europäische Lösung in Bezug auf Qualität und Endpunktschutz mit den Weltmarktführern mithält.

LEADERSNET: Technologische Innovation ist ein Kernaspekt in der Cybersicherheit. Welche neuen Technologien und Ansätze werden in diesem Produkt eingesetzt, um die höchsten Sicherheitsstandards zu gewährleisten?

Pichlmayr: HarfangLab Guard feat. Ikarus kombiniert zwei verschiedene Sicherheitsansätze in einer Lösung und ist dadurch einerseits besonders zuverlässig, andererseits auch besonders effizient.

Mit unserer IKARUS Malware Scan Engine haben wir seit mehr 35 Jahren die zuverlässige Erkennung von Malware perfektioniert. Unsere Technologie ist in der Branche für ihre Schnelligkeit und Stabilität sowie für ihre außergewöhnlichen Erkennungsraten bekannt: Wir finden Malware plattformübergreifend und auch im Offline-Betrieb, schnell und gründlich. Das EDR-System unseres Partners HarfangLab gehört ebenso zu den führenden Lösungen in seinem Bereich, sowohl in Bezug auf die exzellente Erkennung von Angriffsmustern als auch hinsichtlich seines umfassenden Funktionsumfangs.

Einzigartig ist dabei der Whitebox-Ansatz: Unser Produkt bietet durch sein offenes Regelwerk volle Transparenz darüber, wie Alarme entstehen. Kund:innen können die Bedrohungserkennung zusätzlich durch eigene Regeln und Maßnahmen optimal an ihre Bedürfnisse anpassen.

Entsprechend dem Grundsatz der Transparenz und Datenautonomie haben unsere Kund:innen außerdem jederzeit Einblick in und Kontrolle über die Daten, die von der Lösung erhoben werden. Wir kommunizieren auch offen, wo Technologien entwickelt, Daten gehostet und Supportleistungen erfüllt werden. Diese Aspekte sind für uns gerade im Bereich der Cybersicherheit wesentlich, werden aber oft nicht klar dargelegt.

LEADERSNET: Wie sehen Sie die Zukunft der Cybersicherheit in Europa, und welche Rolle möchten IKARUS und Ihr französischer Partner HarfangLab dabei spielen, das europäische Cybersicherheitsökosystem langfristig zu stärken?

Pichlmayr: Wir sehen die Zukunft der Cybersicherheit Europas ganz klar in europäischen Händen!

Während der Markt immer weiter schrumpft und sich auf wenige, große Hersteller vor allem aus den USA und Israel konzentriert, bieten wir eine ernstzunehmende europäische Alternative. Unser "Best of Breed"-Ansatz ermöglicht uns, auch als vergleichsweise kleine Unternehmen mit Fokus auf unsere Kernkompetenzen technologisch exzellente Lösungen zu schaffen.

Gleichzeitig können wir den heimischen Cybersecurity-Talenten eine Perspektive aufzeigen: Auch in unserem Land, in Europa, warten hochinteressante Herausforderungen und Chancen. 

www.ikarussecurity.com

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