Experten bestätigten Authentizität
Vermutlich echter Picasso im Keller entdeckt

Bei einer Keller-Entrümpelung auf Capri hatte Trödelhändler Luigi Lo Rosso ein Bild eines ihm unbekannten Malers entdeckt, das schließlich ein halbes Jahrhundert eine Wand im Haus seiner Familie zierte. Sein kunstinteressierter Sohn sorgte nun dafür, dass das Werk nach all den Jahren endlich auf seine Echtheit überprüft werden konnte. Mit erfreulichem Ausgang.

Es ist eine Nachricht, die international Schlagzeilen macht: Ein bisher unbekanntes Kunstwerk des spanischen Malers Pablo Picasso ist aufgetaucht. Und zwar unter durchaus ungewöhnlichen Umständen: Im Zuge einer Entrümpelung hatte der Trödelhändler Luigi Lo Rosso 1962 eine aufgerollte Leinwand im Keller eines Hauses auf der italienischen Insel Capri entdeckt. "Picasso" war auf dem Bild, das abstrakt das Porträt einer Frau darstellt, zu lesen, doch Lo Rosso wusste nichts mit der Signatur des ihm unbekannten Malers anzufangen. Also steckte er es in einen billigen Rahmen und schenkte es seiner Frau. Daraufhin hing es fünfzig Jahre lang im Haus der Familie, obwohl Lo Rossos Frau es schrecklich fand und immer wieder loswerden wollte – zumindest, bis ihr gemeinsamer Sohn Andrea bemerkte, dass es sich hierbei um einen wahren Schatz handeln könnte.

Das rätselhafte Bild

Alles begann in den 80er Jahren, als Andrea in der Schule im Kunstgeschichtsbuch ein Bild von Picasso sah und lernte, dass dieser in den 1950er Jahren Zeit auf Capri verbrachte. Er zählte eins uns eins zusammen und berichtete seinen Eltern aufgeregt, dass das Bild, das seit Jahren in ihrem Haus hängt, von Wert sein könnte. Was dann folgte, waren jahrelange Versuche, das Gemälde authentifizieren zu lassen.

Zunächst wandte sich die Familie an mehrere Kunsthistoriker. Die meisten davon sagten den Lo Rossos, dass es sich hierbei sicherlich um keinen echten Picasso handelte – wollten es ihnen aber trotzdem abkaufen. Natürlich wurde die Familie skeptisch und schaltete im nächsten Schritt die italienische Denkmalschutzpolizei ein. Diese meinte zwar, dass das Kunstwerk vermutlich gestohlen sei, überließ es der Familie aber, da ja nicht klar war, ob es sich um ein Original handelte. 

Expert:innen bestätigen: Gemälde wahrscheinlich echt

Inzwischen ließen Andrea und seine Familie das Bild von einem Team aus Expert:innen prüfen. Allen voran Cinzia Altieri, Grafologin bei einem Mailänder Erbschaftsgericht, die das Gemälde in monatelanger Arbeit einer gründlichen Prüfung unterzog. Sie führte forensische Tests durch, um herauszufinden, ob die Unterschrift eventuell nachträglich hinzugefügt wurde, und verglich den Schriftzug mit anderen Werken von Picasso. Und tatsächlich: Ihr zufolge bestünde kein Zweifel, dass die Signatur echt sei.

Auch Luca Gentile Canal Marcante, Kunstexperte und Ehrenpräsident der in der Schweiz ansässigen gemeinnützigen Arcadia-Stiftung für Kunstrestaurierung, statuierte gegenüber CNN, dass es sich hierbei ziemlich sicher um ein Original handelt. Zudem geht er davon aus, dass es sich bei dem Werk um ein verzerrtes Abbild von Dora Maar, einer französischen Dichterin und Fotografin sowie Muse und Geliebte Picassos handelt.

Picasso
Die Signatur oben links ist laut den Expert:innen echt © Andrea Lo Rosso

Die beiden Expert:innen schätzen den Wert gemäß dem aktuellen Kunstmarkt auf umgerechnet etwa sechs Millionen Euro. Die Familie hatte also ein gutes Gespür, das Gemälde bereits 2019 in einem Tresor in Mailand einzuschließen.

Zertifizierung erwartet

Nun fehlt allerdings noch eine offizielle Zertifizierung von der Picasso-Stiftung in Malaga, der Geburtsstand des Künstlers. Zwar ist der Finder des Gemäldes, Luigi Lo Rosso, inzwischen verstorben, allerdings setzt sich sein Sohn Andrea mit seinen Geschwistern dafür ein, dass das Werk baldestmöglich zertifiziert wird. Wenn das geschieht, könnte sich der Wert des Gemäldes verdoppeln. Finanzielles Interesse habe man aber nicht, betont die Familie – man möchte einfach die Wahrheit über jenes Werk enthüllen, das so viele Jahrzehnte über das Elternhaus gewacht hatte.

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