Vor wenigen Tagen fand unter dem Leitmotiv "Unternehmen wir Zukunft" der KMU Summit 2024 der Erste Bank Oesterreich am Erste Campus Wien statt.
Vorträge und Paneldiskussionen
Unter dem Motto "Die Zukunft gehört den Mutigen" wurden zahlreiche aktuelle Themen für Unternehmer:innen in den Fokus gerückt, darunter der Wirtschaftsstandort Österreich, die Chancen des grünen Wandels, Unternehmensnachfolge oder Fachkräftemangel. In Vorträgen und Paneldiskussionen teilten Top-Speaker:innen aus Wirtschaft, Forschung und Management ihr Know-how und Leadership-Tipps. "Beim KMU Summit haben wir Themen herausgegriffen, die aktuell sind, von Nachhaltigkeit und Unternehmensnachfolge bis zum Arbeitsmarkt sowie Digitalisierung. Wir hoffen, dass wir Unternehmer:innen damit Impulse geben können, wie man die Zukunft besser gestalten kann", sagte Sabine Hönigsberger, Leiterin Firmenkunden Österreich bei der Erste Bank, gegenüber LEADERSNET.tv.
Herausforderungen für Unternehmen
Viele Unternehmen sahen sich in den letzten Jahren mit großen Problemen und zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Dennoch blicken rund zwei Drittel der KMU laut einer Studie der Erste Bank und Sparkasse optimistisch in die Zukunft. Für das nächste Jahr sind die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum und den Export in Österreich bereits positiver. Die Erste Group Research geht von einem BIP-Wachstum von 0,9 Prozent und einem Rückgang der Inflation auf 2,2 Prozent aus. Als Hauptprobleme nennen Unternehmer:innen die steigenden Regulierungen, den Fachkräftemangel und die Anforderungen der Digitalisierung, die insbesondere kleinere Betriebe belasten.
"Wir sehen, dass die Unternehmen eine starke oder hohe Resilienz haben, wenn sie über ein gutes Geschäftsmodell verfügen. Für uns ist es extrem wichtig, dass sie eine solide Planung und ihre Finanzen fest im Griff haben. Unsere Kernaufgaben sind, dass wir uns mit den Unternehmen hinsetzen und uns das genau anschauen. Dann sehen wir, dass die Geschäftsmodelle sehr oft sehr gut funktionieren, wenn das auf einer guten finanziellen Basis und guten Planung aufsetzt", sagte Hans Unterdorfer, Firmenkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich, gegenüber LEADERSNET.tv und fügte hinzu: "Österreichs Unternehmen beweisen immer wieder, wie viel Innovationskraft in ihnen steckt. Die schrittweise wirtschaftliche Erholung, unterstützt durch die Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank, schafft die Grundlage für notwendige Investitionen, um nachhaltig zu wachsen und den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken."
Fachkräftemangel als drängendes Problem
In Österreich sind aktuell rund vier Prozent der Stellen unbesetzt, was für viele Unternehmen insbesondere bei der Suche nach Fachkräften zu Problemen führt. Der Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte bleibt trotz einer leichten Entspannung intensiv. Im Speziellen jüngere Generationen legen vermehrt Wert auf die Unternehmenskultur und die Wertehaltung des Unternehmens. Die Aufgabe der Unternehmen liegt darin, sich um ein attraktives Arbeitsumfeld zu kümmern und es anzubieten, das nicht nur auf eine faire Bezahlung setzt, sondern auch eine inspirierende und wertschätzende Kultur pflegt. "Es geht darum, die besten Talente zu gewinnen und zu entwickeln. Das geht nur mit einer inspirierenden Kultur und einem konsistenten Werteversprechen", so Sabine Bothe, Personalchefin der Erste Bank und Erste Group.
Ein praktischer Ansatz sei hier die duale Berufsausbildung, bei dem Betriebe gemeinsam mit Berufsschulen gezielt Fachkräfte ausbilden. Allerdings muss der Stellenwert der Lehre in der Gesellschaft weiter gesteigert werden, um die Attraktivität für junge Menschen zu erhöhen. Lisa-Marie Spörk, eine erfolgreiche Absolventin der dualen Ausbildung im Bereich Hospitality und Bronzegewinnerin bei WorldSkills 2024, sprach von ihren positiven Erfahrungen: "Ich habe mich bewusst für eine Lehre entschieden, und es war definitiv der richtige Weg für mich. Allerdings sehe ich, dass die Lehre bei vielen Jugendlichen einen schlechten Stellenwert hat. Hier gibt es großes Potenzial für junge Berufseinsteiger:innen sowie Unternehmen."
"Die Lehrausbildung muss in der Gesellschaft einen höheren Stellenwert bekommen. Berufsorientierung sollte bereits früher in den Schulen thematisiert werden", betonte Jürgen Kraft, Geschäftsführer von Skills Austria.
Nachhaltigkeit als strategische Chance
Auch der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft bringt viele Herausforderungen, aber auch neue Chancen für Unternehmen. Ein frühzeitiger Fokus auf nachhaltige Praktiken erleichtert es Betrieben, den wachsenden regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden, die mittelfristig alle Unternehmen betreffen werden, waren sich die Expert:innen beim Summit einig. "Es ist wichtig, die Chancen zu erkennen, die sich durch die Beschäftigung mit ESG ergeben: Geschäftsmodelle neu denken, Potenziale erkennen oder sogar neue Märkte erschließen", so Nastassja Cernko, Nachhaltigkeitsmanagerin der OeKB.
Unternehmensnachfolge
Ein weiteres wichtiges Thema beim KMU Summit war die Unternehmensnachfolge. Die Planung der Unternehmensnachfolge sei ein kritischer Prozess, der nicht nur rechtliche und steuerliche Fragen, sondern auch emotionale Herausforderungen mit sich bringt. Eine frühzeitige und gut durchdachte Übergabe sei entscheidend, um unerwünschte Überraschungen zu vermeiden. "Je früher man als Nachfolgerin eingebunden wird, desto besser. Es geht sowohl um Erfahrung als auch um persönliche Vernetzung, sei es innerhalb des Unternehmens oder mit externen Partner:innen, so Miriam Zauner-Brutter, zukünftige Geschäftsführerin von Molin. "Es muss auch Raum für den oder die Nachfolgerin geben, um eigene Erfahrungen und Fehler zu machen. Man muss diese akzeptieren, denn aus Fehlern lernen wir", erklärte Peter Zauner, Eigentümer und Geschäftsführer von Molin.
Künstliche Intelligenz
Auch die Künstliche Intelligenz (KI) war ein wichtiges Thema beim Summit. Merve Taner, Legal Counsel bei der Erste Bank, stellte fest, dass insbesondere generative KI das Potenzial hat, viele Arbeitsprozesse zu verändern und zu verbessern. Unternehmen sollten daher frühzeitig die Einsatzmöglichkeiten von KI prüfen und gleichzeitig die rechtlichen Anforderungen im Blick behalten. Ab dem nächsten Jahr treten neue Vorschriften zum KI-Einsatz in Kraft, und Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Systeme den gesetzlichen Regelungen entsprechen, um mögliche Sanktionen zu vermeiden. "Die ersten Vorschriften treten im Februar 2025 in Kraft, und ab Mitte 2025 könnten die ersten Bußgelder verhängt werden. Unternehmen, die Künstliche Intelligenz nutzen, sollten rechtzeitig ihre Modelle auf potenzielle rechtliche Auswirkungen bewerten", sagte Merve Taner.
LEADERSNET.tv holte neben Hans Unterdorfer, Firmenkundenvorstand der Erste Bank, Sabine Hönigsberger, Leiterin Firmenkunden Österreich bei der Erste Bank, Merve Taner, Legal Counsel bei der Erste Bank und Nastassja Cernko, Nachhaltigkeitsmanagerin der Österreichischen Kontrollbank AG (OeKB), auch noch Markus Hengstschläger, Genetiker und Peter Stöger, Sportdirektor bei Admira Wacker vor die Kamera.
www.sparkasse.at
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