Mehr als 80 Stromer im Test
Diese 20 Elektroautos sind "(voll) langstreckentauglich"

| Tobias Seifried 
| 09.07.2024

Ein aktueller Vergleichstest von mehr als 80 Stromern zeigt, dass bei vielen Modellen eine Reichweitenangst mittlerweile unbegründet ist. Einige eignen sich sogar für sehr lange Urlaubsfahrten.

Der ÖAMTC und seine europäischen Partnerclubs wie der ADAC haben den Start der Urlaubssaison zum Anlass genommen, um die Langstreckentauglichkeit von Elektroautos unter die Lupe zu nehmen. Denn im deutschsprachigen Raum setzt die Mehrheit bei Urlaubsreisen nach wie vor auf das eigene Auto. Und da der Anteil von reinen Stromern, auch wenn der Absatz zuletzt etwas schwächelte, immer größer wird, ist es für viele E-Auto-Besitzer und -Interessenten natürlich von Bedeutung, ob man mit diesen Fahrzeugen auch weitere Strecken in Angriff nehmen kann - Stichwort Reichweitenangst.

13 Elektroautos sind "voll langstreckentauglich"

Konkret haben die Mobilitätsclubs mehr als 80 Elektroautos auf ihre Reisetauglichkeit untersucht. Dabei spielte neben der Reichweite auch die Ladezeit eine wichtige Rolle. Für die Auswertung haben ADAC, ÖAMTC & Co. die per "Ecotest" ermittelte Reichweite der Stromer als Basis genommen. Sie fliest aber "nur" mit 90 Prozent in die Berechnung ein. Begründung: Reisende würden spätestens mit einem Restakkustand von rund zehn Prozent einen Ladepunkt ansteuern. Zu dieser Ecotest-Reichweite wurde jene addiert, die unter Idealbedingungen im Rahmen einer Ladepause von 20 Minuten an einem Schnelllader nachgeladen werden kann. In Summe ergibt das die "Gesamtreichweite".

Dabei zeigte sich, dass die Reichweitenangst bei vielen aktuellen Modellen mittlerweile unbegründet ist. Denn bei dem Test wurden 13 Elektroautos als "voll langstreckentauglich" eingestuft. Das bedeutet, dass die Fahrzeuge mit einem Ladestopp eine Strecke von über 750 Kilometer bewältigen. Darüber hinaus bewerteten die Mobilitäts-Expert:innen 42 weitere Fahrzeuge als "langstreckentauglich" beziehungsweise "langstreckentauglich mit etwas längerer Ladezeit". Sie kommen auf Reichweiten zwischen 750 und 500 Kilometern. Insgesamt sind also 55 der getesteten Elektroautos "langstreckentauglich"

Die Testsieger und die Top 20

Doch welche Stromer haben nun am besten abgeschnitten? Zum Testsieger wurde der Hyundai Ioniq 6 mit einer Batteriekapazität von 77,4 kWh und Heckantrieb gekürt. Das stromlinienförmige E-Auto aus Südkorea bringt es der Berechnung zufolge mit einem 20-minütigen Ladestopp auf eine Gesamtreichweite von 931 Kilometer. Zu den weiteren "Kilometer-Königen" zählen der Lucid Air aus den USA (859 Kilometer), das große BMW-SUV iX (835 Kilometer), die Mercedes Luxus-Limousine EQS (825 Kilometer), der EQE SUV (806 Kilometer) aus demselben Haus sowie der Polestar 2 (801 Kilometern). Sie kommen mit einer kurzen Zwischenladung ebenfalls über 800 Kilometer weit. Ebenfalls in die Top 10 schaffen es Nio ET5 Touring 100 kWh, Hyundai Ioniq 5 2WD (77 kWh), Mercedes EQE 350+ und Hyundai Ioniq 6 (77,4 kWh) 4WD.

adac reichweitentest*Basis: ADAC Ecotest Reichweite; Tabelle © ADAC

"Bedingt" bzw. "kaum langstreckentauglich"

Natürlich gibt es aber auch Elektrofahrzeuge, mit denen man sich eine Fahrt in den Urlaub lieber zweimal überlegen sollte. So haben 14 Stromer die Bewertung "bedingte Langstreckentauglichkeit" erhalten - sie schaffen eine Gesamtreichweite von 500 bis 400 Kilometer. Weitere 14 Testkandidaten schafften trotz Ladestopps keine 400 Kilometer und wurden von den Tester:innen als "kaum langstreckentauglich" eingestuft. Hierbei muss man jedoch die Kirche im Dorf lassen. Denn die geringste Reichweite (233 Kilometer) im Test schaffte der Fiat 500e mit 23,8-kWh-Akku. Und dass der italienische Cityflitzer nicht für die Langstrecke konzipiert ist, ist wohl jedem klar.

Experten-Tipps

Aufgrund der Testergebnisse geben die Mobilitätsclubs Kaufinteressenten noch einige Tipps auf den Weg. Sie sollten beim Erwerb eines Elektroautos nicht nur auf die Batteriegröße, sondern auch auf den Stromverbrauch und die Ladedauer achten. Denn sie sind unterwegs oft mehr wert als die reine WLTP-Maximalreichweite. Darüber hinaus sollte der Stromer über eine Akku-Vorkonditionierung verfügen – im Idealfall sollte diese manuell und auch automatisch in Kombination mit dem Navigationssystem aktivierbar sein. Denn eine richtig temperierte Batterie ist beim Schnellladen für eine möglichst hohe Ladeleistung entscheidend.

Die Hersteller fordern ÖAMTC & Co wiederum auf, die WLTP-Reichweiten nicht nur bei warmen, sondern auch bei kalten Außentemperaturen anzugeben. Dadurch würde eine größere Transparenz geschaffen.

www.oeamtc.at

www.adac.de

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