AKV-Insolvenzstatistik Q1 2024
Österreich auf dem Weg zu einem "Rekordpleitenjahr"

| Redaktion 
| 10.04.2024

Die AKV-Insolvenzstatistik zeigt, dass es sich bei der Zahl der Firmeninsolvenzen um einen Höchstwert der letzten 15 Jahre handelt.

Am Mittwoch wurde die neueste Insolvenzstatistik vom Alpenländischen Kreditorenverband rund um den geschäftsführenden Direktor Hans Musser vorgestellt. Wie die AKV für das Gesamtjahr 2023 berichtet hat, haben die sieben im Jahr 2023 in Österreich eröffneten Insolvenzen aus dem Signa-Konzern zu einem in der österreichischen Insolvenzpraxis noch nie da gewesenen explosionsartigen Anstieg der Gesamtverbindlichkeiten auf 13,97 Milliarden Euro geführt, wobei die tatsächlich angemeldeten Forderungen sogar über diesen Werten liegen, so der AKV.

Die weiteren im ersten Quartal 2024 eröffneten Insolvenzen rund um den Signa-Gründer René Benko prolongieren diese Entwicklung passivseitig auch im heurigen Jahr.

Inflation, Energiepreise und Co.

Laut dem AKV treibt der Mix aus Inflation mit gestiegenen Energiepreisen und Kreditzinsen, aus rückläufigen Bauvolumina und Immobilieninvestments, einer gedämpften Kreditnachfrage sowie fehlendem Wirtschaftswachstum, nicht nur die Insolvenzzahlen in exorbitante Höhen, sondern zunehmend auch größere und am Markt etablierte Unternehmen mit mehreren hundert Arbeitnehmer:innen in die Insolvenz.

Im ersten Quartal ist nicht nur die Anzahl der durch eröffnete Insolvenzen betroffenen Dienstnehmer:innen um 63,95 Prozent auf 5.294 Arbeitnehmer:innen gestiegen, sondern vor allem die weiteren Signa-Insolvenzen haben zu einem explosionsartigen Anstieg der Passiva um mehr als das Vierfache auf fast 2,2 Milliarden Euro geführt.

2.335 Privatinsolvenzen

2023 haben bereits die eröffneten Privatkonkurse um 8,17 Prozent zugenommen und dieser Trend soll sich auch im Jahr 2024 fortsetzen. Im ersten Quartal 2024 sind die eröffneten Privatinsolvenzen um 7,46 Prozent auf 2.335 Schuldenregulierungsverfahren gestiegen. Damit liegt man annähernd wieder auf dem Niveau vor der Pandemie, nachdem im Gesamtjahr 2019 noch 9.497 Privatkonkurse eröffnet wurden. Österreichweit nähert man sich bei einer zu erwartenden konstanten Entwicklung den Zahlen der Rekordjahre 2018 mit 10.058 Eröffnungen im Gesamtjahr und 2019 mit 9.497 Eröffnungen, ebenfalls im Gesamtjahr. Mit Ausnahme des Burgenlands haben in sämtlichen Bundesländern die eröffneten Privatinsolvenzen zugenommen. Die größte Zuwachsrate gab es in der Steiermark (+16,46 Prozent), gefolgt von Salzburg (+9,57 Prozent) und von Vorarlberg (+9,35 Prozent). 

Top 10 Firmeninsolvenzen Österreich nach Passiva © AKV

Firmeninsolvenzen enorm stark gestiegen

Die Ist-Zahlen der AKV-Insolvenzstatistik für das erste Quartal 2024 zeigen, dass sich Österreich auf dem Weg zu einem "Rekordpleitenjahr" befindet. Die eröffneten 1.091 Firmeninsolvenzen liegen um 35,02 Prozent über dem Vorjahreswert. Es handelt sich dabei um einen Höchstwert der letzten 15 Jahre. Dabei ist die Steigerungsrate in einzelnen Bundesländern alarmierend. In Vorarlberg betragen die Steigerungsraten 100 Prozent, in Oberösterreich 79,45 Prozent, in Kärnten 72,97 Prozent und in der Bundeshauptstadt Wien 53,46 Prozent.

Auch am Markt etablierte Unternehmen mit mehreren 100 Arbeitnehmer:innen werden durch die negativen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in die Insolvenz getrieben. Die Anzahl der betroffenen Dienstnehmer:innen ist um 63,95 Prozent auf 5.294 Arbeitnehmer:innen gestiegen. Mit 600 waren die meisten Dienstnehmer:innen von der Insolvenz bei der Pepco Austria GmbH betroffen, gefolgt von der Brucha Gesellschaft m.b.H. (504) und der Windhager Zentralheizung Technik GmbH (299).

Die meisten Insolvenzen waren im Handel (275) zu verzeichnen, gefolgt vom Bau (273) und der Gastronomie (180). Wöchentlich wurden im ersten Quartal 2024 über 84 Unternehmen Insolvenzverfahren eröffnet.

Der AKV rechnet 2024 mit 7.000 Firmeninsolvenzverfahren, dies einschließlich der Insolvenzabweisungsbeschlüsse.

www.akv.at

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