Kurz nachdem die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) die Ergebnisse ihrer März-Interimsprognose für Österreich veröffentlicht hat und darin von einer Inflationsrate von 3,6 Prozent im Jahr 2024 ausgeht (LEADERSNET berichtete), wurden im Rahmen einer Pressekonferenz aktuelle Daten präsentiert, die zeigen, dass im Jahr 2023 die Kredit- und Einlagenzinssätze der österreichischen Banken weiter angestiegen sind. Das führte zu einem Rückgang im Kreditgeschäft mit Kund:innen.
Umschichtung in gebundene Sparprodukte
Im Speziellen gingen bei privaten Haushalten die Kredite für Wohnbauzwecke im Jahresvergleich um -2,6 Prozent auf 131 Milliarden Euro zurück, nachdem sie in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark gewachsen waren. Die höheren Marktzinsen schlugen stark auf die variabel verzinsten Wohnbaukredite durch, was zu vermehrten Umschichtungen hin zu fix verzinsten Krediten führte. Bei Einlagen sind bereits bei kurzer Bindung deutlich höhere Zinssätze lukrierbar, was viele Österreicher:innen dazu veranlasste, ihre Einlagen in gebundene Sparprodukte umzuschichten.
"Die Leitzinsanhebungen der EZB waren der bestimmende Faktor für die Entwicklung der Markzinssätze im letzten Jahr, sowohl auf der Einlagenseite als auch im Kreditgeschäft", erläuterte OeNB-Vize-Gouverneur Gottfried Haber im Rahmen einer Pressekonferenz, dass sich die EZB-Leitzinsanhebungen deutlich auf die Marktzinssätze im Einlagen- und Kreditgeschäft der Banken übertrugen.
Höchstes Niveau seit der Finanzkrise 2008
Im Neugeschäft mit privaten Haushalten und den Unternehmen erreichten die Zinssätze Ende 2023 sowohl bei Krediten (November: 5,10 Prozent) als auch bei Einlagen (Oktober: 3,66 Prozent) die höchsten Niveaus seit der Finanzkrise 2008. Bis Jänner 2024 sanken die Kreditzinssätze dann leicht auf 4,99 Prozent und die Einlagenzinssätze auf 3,48 Prozent.
Infolge der gestiegenen Kreditzinsen ging das Wachstum von Kundenkrediten mit Unternehmen und Haushalten 2023 stark zurück und betrug im Jänner 2024 nur mehr 0,1 Prozent. Während das Kreditwachstum bei Unternehmen mit 2,0 Prozent im positiven Bereich lag, kam es bei privaten Haushalten erstmals seit Aufzeichnungsbeginn im Jahr 1998 zu einer rückläufigen Entwicklung (-1,8 Prozent).
Höhere Zinssätze bremsen Kreditgeschäft und stützen Spareinlagen © OeNB
"Die rückläufige Entwicklung von Krediten privater Haushalte ist insbesondere auf Wohnbaukredite zurückzuführen, welche sich in Österreich im vergangenen Jahr um -2,6 Prozet auf 131 Milliarden reduzierten," ergänzte Haber.
Waren diese in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich stark gewachsen, kam es aufgrund der gestiegenen Zinsniveaus und der daraus resultierenden schwierigeren Finanzierbarkeit seit der Zinswende zu deutlichen Rückgängen bei den Neukreditvergaben. Das Volumen neu vergebener Wohnbaukredite an private Haushalte erreichte mit 10,4 Milliarden Euro (verglichen mit 23,2 Milliarden Euro im Jahr 2022) und damit den geringsten Wert seit 2011. Haber verweist darauf, dass diese markanten Reduktionen auch im gesamten Euroraum zu beobachten waren.
Zinssätze für Wohnbaukredite
Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik in der OeNB, sprach in weiterer Folge über die Zinssätze für Wohnbaukredite. "Variable Verzinsung bei neuen Krediten ist aktuell teurer als mit Bindung," so der Experte.
Im Jänner 2024 lag der durchschnittliche Zinssatz eines neu vergebenen variablen Wohnbaukredites bei 4,34 Prozent, jener für neue gebundene Kredite bei 4,02 Prozent.
Bei der Verzinsung des aushaftenden Kreditbestandes schlugen die höheren Marktzinsen bei österreichischen Wohnbaukreditnehmern aufgrund des weiterhin überdurchschnittlich hohen Anteils variabel verzinster Kredite stark durch. "Die Österreicher:innen reagierten jedoch auf die steigenden variablen Zinssätze und schichteten ihre bestehenden variablen Kredite in Produkte mit längeren Zinsbindungsfristen um," so Turner.
2018 waren mit 73 Prozent der aushaftenden Wohnbaukredite noch rund drei Viertel variabel verzinst. Dieser Wert ging dann bis Ende des letzten Jahres kontinuierlich auf 43 Prozent zurück. Im aktuellen Rand weisen bereits 57 Prozent der bestehenden Wohnbaukredite einen (über ein Jahr) gebundenen Zinssatz auf.
Auf der Einlagenseite legten die Zinssätze im Neugeschäft im Jahr 2023 deutlich zu. Im Oktober 2023 erreichten private neu abgeschlossene Einlagen mit vereinbarter Laufzeit mit einer durchschnittlichen Verzinsung von 3,52 Prozent den höchsten Wert seit 2008. In den letzten Monaten ist aber genau wie bei den Kreditzinsätzen auch hier ein leichter Rückgang zu erkennen. Im Jänner 2024 belief sich der Wert auf 3,18 Prozent, wobei man bereits für kurze Bindung deutlich höhere Zinsen (3,25 Prozent für ein Jahr) als für täglich fällige Spareinlagen (1,75 Prozent) erzielen konnte.
Infolgedessen nahm auch die Nachfrage privater Haushalte nach gebundenen Einlagen stark zu, während täglich fällige Einlagen abgebaut wurden. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr von österreichischen Haushalten 54,8 Milliarden Euro neue gebundene Einlagen bei inländischen Banken veranlagt. Dies war der höchste Wert seit 2013.
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