Trotz neuem Lehrplan fehlt Wissen
Hälfte der Jugendlichen fühlt sich nicht auf Finanz-Zukunft vorbereitet

| Redaktion 
| 25.01.2024

Das Sozialunternehmen YEP und der Erste Financial Life Park (FLiP) präsentierten eine Studie mit alarmierenden Zahlen:  Jede:r fünfte Jugendliche hat den Überblick über eigene Ausgaben verloren. Die Zahl der Privatinsolvenzen bei unter 24-Jährigen stieg im Jahr 2023 um 22 Prozent. 

Die Hälfte der Jugendlichen fühlt sich nicht auf eigene Zukunft vorbereitet. Diese Ängste sind angesichts aktueller Zahlen nicht unberechtigt: Die Zahl der Privatinsolvenzen unter 24-Jähriger stieg im Jahr 2023 laut dem Alpenländischen Kreditorenverband um 22 Prozent. Jugendverschuldung und verantwortungsvolle Finanzplanung bilden zudem die Schwerpunkte der nationalen Finanzbildungsstrategie der nächsten beiden Jahre. Dass Österreichs Jugend selbst Handlungsbedarf in diesem Bereich sieht, zeigt eine aktuelle, repräsentative Jugendstudie des Sozialunternehmens YEP in Zusammenarbeit mit dem Erste Financial Life Park (FLiP).

"Jugendliche sind die Expert:innen ihrer Lebensrealität und mit der Teilnahme von 1.800 jungen Personen aus Österreich an unserer Umfrage wird deutlich, wie wichtig es ihnen ist, auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Wir sollten Finanzwissen stärker fördern, um allen Kindern eine gerechte Chance auf einen fairen Start im Leben zu geben", sagte Rebekka Dober, Gründerin von YEP. 48 Prozent der befragten Jugendlichen geben an, sich "eher nicht" oder "gar nicht" beim Thema Geld und Finanzen auszukennen. Zum Vergleich: 2021 waren es noch 60 Prozent, die sich selbst mangelndes Finanzwissen attestierten. Jede zweite weibliche Befragte (51 Prozent) fühlt sich vom Umgang mit Geld gestresst, während es bei den männlichen Befragten "nur" rund jeder Vierte (29 Prozent) ist.

Inflation bereitet Sorgen

Als große Stressfaktoren nennen die Jugendlichen vorwiegend die Inflation, dass es ihnen schwerfalle Geld zu sparen, aber auch Zukunftsängste, wie sie sich ihr zukünftiges Leben leisten sollen. 51 Prozent der Jugendlichen in Österreich fühlen sich mit ihrer aktuellen finanziellen Bildung nicht auf die Zukunft vorbereitet. "Sich frühzeitig mit dem Thema Finanzen auseinanderzusetzen, ist eine extrem gute Investition in die eigene Zukunft. Wer das macht, hat schon gewonnen. Eine gute Finanzbildung gibt Menschen die Freiheit, ihr Leben nach eigenen Bedingungen zu leben und frei zu gestalten. Viele junge Menschen werden ins kalte Wasser geworfen, quasi 'learning by doing', wenn es um die eigenen Finanzen geht", sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich, im Rahmen des Pressegesprächs. 

Privatinsolvenzen unter Jugendlichen steigen

Welche Folgen mangelndes finanzielles Wissen hat, zeigen aktuelle Zahlen aus der Insolvenzstatistik 2023 des Alpenländischen Kreditorenverband (AKV). So befanden sich im Jahr 2023 22 Prozent mehr Personen unter 24 Jahren in Privatinsolvenz als noch im Jahr zuvor, bei weiblichen Betroffenen beträgt der Anstieg sogar 45 Prozent. Als primäre Ursache identifiziert der AKV Konsumschulden, vor allem aus dem Onlinebereich. Ratenzahlung und Zahlungsverzug würden dazu führen, dass die jungen Menschen den Überblick über ihre Ausgaben verlieren würden. Jede fünfte jugendliche Person in Österreich hat keine Übersicht, wie viel Geld sie im Monat ausgibt. 

Wie real das Thema Jugendverschuldung wirklich ist, weiß Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park, aus mehr als 4.000 Touren im FLiP: "Noch nie war es so einfach Konsumschulden zu machen wie heutzutage. Umso wichtiger ist es, den Jugendlichen die realen Folgen aufzuzeigen", sagt List. Social-Media-Trends, wo mit der Höhe der offenen Rechnungen angegeben wird und die Tatsache, dass mittlerweile nahezu jeder Onlineshop eine Buy-Now-Pay-Later-Bezahllösung anbiete, würden die Lage zusätzlich verschärfen. Aber auch Sucht sowie mangelndes Wissen und Erfahrung wären Faktoren, so der Experte. Für List können Eltern einen essenziellen Beitrag leisten, um den Jugendlichen kritisches
Konsumdenken zu vermitteln.

Vielfältige Ursachen für Verschuldung

Laut YEP-Jugendstudie geben die Jugendlichen für die Verschuldung ihrer Altersgenossen mangelnde Bildung, unzureichende Aufklärung oder "keine Ahnung von Finanzmanagement" als Ursachen an. Schwierigkeiten bei der Übernahme von Eigenverantwortung, (Kauf)sucht oder die Neigung, "Konsumopfer" zu werden, wären ebenfalls Gründe. Gruppendruck in Freundeskreisen spiele hier eine große Rolle, ob Markenzwang oder kostspielige Freizeitaktivitäten mit ihren Freund:innen. Mehr zum Thema Finanzbildung lernen, würden die Jugendlichen in Österreich am liebsten in der Schule. Die Grundlagen dafür wurden mit der Integration von Finanzbildung in den Lehrplan geschaffen. "Wir möchten auf das echte Leben vorbereitet werden. Sogar in wirtschaftlichen Schulen wie der HAK lernen wir nicht, wie man Rechnungen bezahlt oder ein eigenes Konto eröffnet", wird einer der befragten Jugendlichen zitiert.

Viele würden vor Touren durch das FLiP bei Finanzbildung immer noch an die Vermittlung von hochkomplexen Finanzmarktinhalten denken, so List. Dabei sei es viel simpler, so der Experte: "Im FLiP vermitteln wir spielerisch, welche
regelmäßigen Ausgaben im Alltag warten." Es gäbe aber auch weitere ortsunabhängige Angebote für Kinder und Jugendliche wie den FLiP2GO-Bus, dessen Tour durch sämtliche Bundesländer führt oder diverse Online-Challenges. 

www.financiallifepark.at

www.yep-austria.org

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