Die Erste Group hat am Donnerstag in Wien ihren "Ausblick 2024: Wirtschaft, Finanzmärkte & Wiener Börse" präsentiert. Im Rahmen der Pressekonferenz am Erste Campus zeigten sich die Finanzexperten durchaus optimistisch. Trotz des bewertungstechnischen Aufholpotenzials habe der ATX im Jahr 2023 nur durchschnittlich performt. Der Blick nach vorne sei jedoch vielversprechend.
Ausschlaggebend für die überschaubare Performance des heimischen Leitindex' waren laut Österreichs größter Bank die geographische Nähe zum Krieg in der Ukraine und damit verbundene Konjunkturängste, geringeres internationales Interesse an "Randmärkten" sowie eine gewisse Abhängigkeit einzelner Werte von Energiepreisen. Doch 2024 soll es zur Trendwende kommen. Vor allem die Wachstumsperspektive der CEE Region (Osteuropa) sollten dem ATX eine solide Basis bieten, um überproportional von den erwarteten Zinssenkungen zu profitieren, hieß es im Rahmen der Präsentation.
Zinssenkungen sollen Wirtschaft und Aktienhandel ankurbeln
"Deutlich rückläufige Inflationsraten und eine erwartete Trendumkehr bei den Leitzinsen sind in den Aktienkursen nur zu einem geringen Teil eingepreist. Der ATX besitzt nicht nur aus diesem Grund weiteres Aufholpotenzial", sagt Fritz Mostböck, Leiter Bereich Group Research, mit dem Verweis auf die günstige Bewertung des österreichischen Leitindex, dessen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2024 derzeit bei 7,7x liegt. Das Kursziel für den ATX für Ende 2024 setzt das Erste Group Research Team bei 3.900 Indexpunkten. Zum Vergleich: Ende 2023 waren es 3.435 Punkte (LEADERSNET berichtete).
Der Finanzmarktexperte glaubt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins im Euro Raum in diesem Jahr dreimal um 25 Basispunkte senken werde: im Juni sowie im dritten und vierten Quartal. Aktuell liegt der Leitzins bei 4,5 Prozent (LEADERSNET berichtete). Laut der Prognose wären es Ende 2024 also 3,75 Prozent. Sinkende Zinsen würden sowohl die Wirtschaft als auch den Aktienhandel ankurbeln.
ATX-Werte mit Kurspotenzial
"Es gibt eine Vielzahl von österreichischen Aktien, die in unseren Augen aktuell interessant erscheinen, hervorzuheben sind dabei Andritz, Do&Co, EVN, Kontron, RBI und Strabag. Das neue ATX-Kursziel von 3.900 Indexpunkten bietet ein Potenzial von rund 15 Prozent aus heutiger Sicht, ist aber definitv nicht überambitioniert, da es noch immer ein KGV tief im einstelligen Bereich impliziert", meinte Christoph Schultes, Chief Equity Analyst Österreich.
© Erste Group
Die Wiener Börse habe nicht nur im internationalen Vergleich, sondern auch historisch gesehen eine äußerst attraktive Bewertung vorzuweisen. 2023 seien eindeutig etablierte Märkte im Vordergrund gestanden, die zum Teil neue Höchststände markieren konnten. Es sei daher naheliegend, dass 2024 wieder kleinere Märkte bzw. Mid/Small Caps an Bedeutung gewinnnen. "Das anziehende Wachstums-Momentum in CEE sollte den ATX unterstützen", erklärt Mostböck. Der abschließende Verweis gelte der attraktiven Dividende des ATX, die derzeit bei rund sechs Prozent liegt.
Mögliche Dämpfer
Bei allem Optimismus haben die Erste-Group-Experten aber auch vor potenziellen Gefahren für das prognostizierte Wachstum gewarnt. Denn die Prognose gelte nur, falls nicht erneut etwas (Unvorhergesehenes) passiert, das die Finanzmärkte einmal mehr durcheinanderwirbelt. Ein solches Szenario wäre beispielsweise, wenn sich der Konflikt im Nahen Osten stark ausweiten würde.
www.erstegroup.com
Kommentar schreiben