Jahresbilanz der Energie AG kann sich sehen lassen

Im Geschäftsjahr 2022/23 machten sich beim Energieversorger u.a. die gestiegenen Stromkosten positiv bemerkbar. Highlight war der Baubeschluss für ein großes Pumpspeicherkraftwerk. 2024 steht im Zeichen des Projekts "Loop".

Die Energie AG Oberösterreich kann durchaus positiv auf das abgelaufene Geschäftsjahr zurückblicken. Der Energieversorger profitierte wie viele Mitbewerber:innen von den gestiegenen Stromkosten und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2022/23 Umsatzerlöse in Höhe von rund 4,25 Milliarden Euro. (Vorjahr: 3,993 Milliarden Euro). Das EBIT erhöhte sich im Berichtszeitraum sogar um 45,1 Prozent auf 218,5 Millionen Euro (Vorjahr: 150,6 Mio. Euro).

Für den EBIT-Anstieg seien u.a. die sehr guten Erträge aus eigenen Wasserkraftwerken und Bezugsrechten, die sich im Vorjahresvergleich doppelt auswirkten, verantwortlich gewesen, so die Energie AG. Positiv wirkten sich auch die im Geschäftsjahr vorgenommenen Preisanpassungen und die Bewirtschaftung des Stromportfolios aus. Außerdem wurden im Bereich Netz die Netznutzungsentgelte durch die Regulierungsbehörde angehoben. Positive Einflüsse kamen auch aus dem Segment Tschechien. 

Ein Highlight im Jahr 2023 stellte der Baubeschluss für das Pumpspeicherkraftwerk Ebensee dar, das mit veranschlagten Kosten von rund 450 Millionen Euro die größte Einzelinvestition in der Geschichte der Energie AG ist (LEADERSNET berichtete). Der Speicherinhalt von 1,32 Millionen Kubikmetern soll eine Betriebszeit zur Stromerzeugung von zehn Volllaststunden ermöglichen. Die eingesetzte Turbine könne im Turbinenbetrieb eine Leistung von bis zu 170 Megawatt erbringen, so die Energie AG. Weiters wurde das konzernweite Strategie- und Organisationsprojekt Loop gestartet, mit dem Ziel der Dekarbonisierung und der Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energie. Das gute Ergebnis der Energie AG soll die Basis für Investitionen in die nachhaltige Zukunft sein. 

Strategische Neuausrichtung

Um den sich verändernden Rahmenbedingungen, wie etwa der volatilen Marktsituation, der Klimakrise und dem demografischen Wandel proaktiv zu begegnen, wurde im März 2023 in der Energie AG ein konzernweites Strategie- und Organisationsprojekt gestartet.

"Das interne Strategieprojekt 'Loop' stellt eine richtungsweisende, strategische Neuausrichtung der Energie AG dar. Ziel ist es, den gesamten Lifecycle des Unternehmens zu dekarbonisieren – von der Erzeugung über die Verteilung bis hin zur Verwertung. Ein zentraler Aspekt ist der Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung, mit dem Fokus auf Photovoltaik, Windenergie und Wasserkraft, aber auch die Nutzung von Biomasse, Geothermie sowie industrieller Abwärme für eine nachhaltige Wärmeversorgung. Ein besonderer Fokus liegt auf der Förderung von Innovation, um die Energie AG weiterzuentwickeln und zu stärken", betont Energie AG-CEO Leonhard Schitter.

Zu Ende des Geschäftsjahres 2022/23 sei mit der Umsetzung der abgeleiteten strategischen Maßnahmen aus der ersten Phase von Loop begonnen worden Bis 2035 werde die Energie AG die erneuerbare Stromerzeugung um insgesamt 1.200 GWh/Jahr erhöhen und so die Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren, zeigt sich das Unternehmen zuversichtlich.

Eine wesentliche Rolle dabei spiele die Errichtung des Pumpspeicherkraftwerks in Ebensee, das zur Versorgungs- und Netzsicherheit beitragen soll. Die Nutzung von Biomasse, Geothermie und industrieller Abwärme für eine nachhaltige Wärmeversorgung unterstütze ebenfalls die Dekarbonisierungsstrategie. Parallel dazu werden auch Aktivitäten im Bereich grüner Wasserstoff gestartet, um das Unternehmen auch in diesem Handlungsfeld zukunftsfit zu machen.

Diversität und Chancengleichheit

Der Personalstand im Konzern ist auch im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder leicht gestiegen und lag bei 4.651 Mitarbeiter:innen (FTE im Jahresdurchschnitt), die in Österreich und weiteren Ländern für die Energie AG tätig waren (Vorjahr: 4.606 Mitarbeiter:innen).

Laut eigenen Angaben wurden Schritte unternommen, um Innovation im Konzern zu fördern und eine offenere und vielfältigere Unternehmenskultur zu schaffen. Ein zentrales Element war die Gründung des "DiversiTeams", einer Projektgruppe, die sich mit Themen wie inklusiver Führung, Kulturwandel, Barrierefreiheit, Regionalität, Frauenförderung und Kommunikation beschäftigt. Zusätzlich gab es das eLearning Format "Diversity-Basics", welches von mehr als 1.000 Mitarbeiter:innen abgeschlossen wurde.

Die Anzahl an Stipendien für Frauen in technischen Berufen wurde verdoppelt, um die Geschlechtergerechtigkeit zu fördern. Die eigene Lehrlingsausbildung sei ein wichtiger Wettbewerbsvorteil der Energie AG. Seit 1943 wurden im Konzern 1.571 Lehrlinge zu Fachkräften ausgebildet. Rund die Hälfte davon sei heute noch im Unternehmen tätig. Erstmalig wurden im September 2023 auch Lehrlinge für den Beruf IT-Systemtechnik aufgenommen.

Forschung, Entwicklung und Innovation

Die Energie AG verfolge im gesamten Konzern einen klaren Kurs in Richtung Forschung, Entwicklung und Innovation. Das Ziel sei, sich bestmöglich auf kommende Herausforderungen vorzubereiten und eine kontinuierliche Weiterentwicklung zu ermöglichen. Zentral seien hier die europäischen und österreichischen Zielsetzungen zur Eindämmung des Klimawandels.

Die Energie AG engagiere sich auch proaktiv bei aktuellen Forschungsthemen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr waren das u.a. Projekte zur systematischen Analyse des zukünftigen dekarbonisierten Energiesystems und zu den Auswirkungen der steigenden Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen auf die Netzinfrastruktur. Weitere Schwerpunkte seien auf Wasserstoff, erneuerbaren Wärmesystemen und IT Security gelegen. Außerdem werde Wert auf die Entwicklung und Innovation im Bereich Digitalisierung und Automatisierung gelegt.

Finanzierung

"Wir stehen am Anfang einer beispiellosen Transformation des Energiesystems von historischem Ausmaß. Die Umstellung erfordert dabei massive Investitionen in den nächsten Jahrzehnten. Auch in der Energie AG stehen große Ausbauprogramme an, damit wir unsere Verantwortung entsprechend wahrnehmen und einen Beitrag zu dieser Transformation leisten können. Kernbereiche in diesem Investitionsplan sind Projekte zur Verstärkung der erneuerbaren Energieerzeugung, zur Errichtung von Speicherkapazitäten und – Hand in Hand - dem notwendigen Ausbau der Stromnetze", sagt Energie AG-CFO Andreas Kolar.

Bei der Finanzierung für das neue Pumpspeicherkraftwerk baue die Energie AG einerseits auf die Innenfinanzierungskraft des Konzerns, andererseits werde die Investitionssumme über Fremdmittel finanziert. Hier komme die gute Bonität des Energie AG Konzerns ins Spiel, die sich auch in dem hervorragenden A-Rating von S&P Global widerspiegelt. Damit verfüge das Unternehmen über einen sehr guten Marktzugang bei österreichischen und auch internationalen Finanzierungspartnern.

Neben der finanzwirtschaftlichen Stabilität rücke immer stärker auch der Nachhaltigkeitsgrad von Projekten und Unternehmen in den Fokus von Kapitalgeber:innen. Nachhaltigkeit bezieht sich dabei auf die Frage, ob eine ökonomische Aktivität einen substanziellen positiven Beitrag zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen leistet. Die Investitionsprogramme der Energie AG seien prädestiniert, in diesem Zusammenhang Anerkennung und auch finanzielle Unterstützung zu erhalten. Nachhaltigkeit werde als strategisches Element der Geschäftstätigkeiten eines Unternehmens gewertet - die Nachhaltigkeitsberichterstattung wird mit der Finanzberichterstattung gleichgestellt.

Netze und Photovoltaik-Anlagen

Energienetze sind ein zentraler Baustein für die Energiezukunft, da sind sich die Expert:innen rund um den Globus sicher. Das betrifft sowohl die sichere Versorgung mit elektrischer Energie, aber auch die Versorgung mit erneuerbaren Gasen wie Biogas oder Wasserstoff. Ein leistungsfähiges Stromnetz mache eine erneuerbare Energiezukunft erst möglich und sei daher auch ein wesentlicher Bestandteil des konzernweiten Strategie- und Organisationsprojekts Loop, so die Energie AG.

Das Kalenderjahr 2023 war ebenfalls gekennzeichnet von einer sehr hohen Anzahl von Netzanschlussansuchen bei dezentralen Stromerzeugungsanlagen, konkret bei Photovoltaik-Anlagen. Die erforderlichen Netzkapazitäten konnten nicht überall zu 100 Prozent bereitgestellt werden, sondern müssen durch zusätzliche Netzbaumaßnahmen erst geschaffen werden. Die installierte Leistung bei Photovoltaik beträgt rund 1.014 MW (Vorjahr: 589 MW) bei rund 61.700 angeschlossenen Anlagen (Vorjahr: 39.300 Anlagen).

Ausblick

Im aktuellen Geschäftsjahr 2023/24 wird die Entwicklung der Energiepreise von externen Expert:innen als deutlich stabiler als in den letzten beiden Jahren beurteilt. Gründe dafür sind eine erfolgte Diversifizierung der Gaslieferquellen, hohe Gasspeicherfüllstände in Österreich und Europa und eine reduzierte Nachfrage. Unsicherheitsfaktoren sind weiterhin die Entwicklungen in den politischen Krisenregionen (Ukraine und Naher Osten) und die Wirtschaftsentwicklung.

Im Oktober 2023 erfolgte der Baustart des Pumpspeicherkraftwerks Ebensee. Die reine Bauzeit beträgt rund vier Jahre. Der Probebetrieb dieses Kraftwerks ist für Ende 2027 geplant. Im Geschäftsjahr 2023/24 liegt bei der Energie AG außerdem ein wichtiger Schwerpunkt auf der Ausbauoffensive der Windkraft in Oberösterreich. Das Projekt Windpark Kobernaußerwald soll in den Gemeinden Munderfing, Schalchen, Maria Schmolln, Lengau und St. Johann am Walde weiter vorangetrieben werden.

Ebenfalls im Fokus stehe im Geschäftsjahr 2023/24 die strategische Entwicklung des Konzerns im Zuge von "Loop". Neben dem Ausbau erneuerbarer Energiequellen richte sich die Aufmerksamkeit auf zukunftsorientierte Technologien und nachhaltige Produkte und Dienstleistungen. Alle Leistungen sollen an den Bedürfnissen der Kund:innen ausgerichtet werden. Die Themen Digitalisierung und Innovation würden als weitere strategische Ziele aufrecht bleiben, so die Energie AG abschließend.

www.energieag.at

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